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MELDUNG/871: Münchner Sicherheitskonferenz - Vorrang für zivile Friedensförderung gefordert (forumZFD)


Pressemitteilung des Forum Ziviler Friedensdienst e. V. - 13. Februar 2018

MISEREOR und forumZFD: Vorrang für zivile Friedensförderung.


Aachen/Köln, 13. Februar 2018. Anlässlich der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) fordern das Werk für Entwicklungszusammenarbeit MISEREOR und das Forum Ziviler Friedensdienst (forumZFD) die internationale Politik dazu auf, sich mit deutlich mehr Mut und Engagement für die zivile Friedensförderung und Konfliktbearbeitung einzusetzen.

Beide Organisationen stellen am kommenden Samstag bei einer Veranstaltung im Rahmen der MSC ihre Erfahrungen dazu vor, wie in einer Reihe von Ländern der Radikalisierung und einem Abdriften in den Terrorismus vorgebeugt werden kann. Als Redner sind Vertreter von Partnerorganisationen aus dem Irak und den Philippinen eingeladen.

Nach Einschätzung von MISEREOR und forumZFD müssen verstärkte Anstrengungen unternommen werden, um in der Armutsbekämpfung, der Friedensarbeit und der Verwirklichung von Menschenrechten mehr Fortschritte zu erzielen. Dies sei aktive Prävention auch von Terrorismus. Denn Erfahrungen von Ungerechtigkeit, andauernden Gewaltkonflikten und staatlichen Repressionen könnten Menschen in die Radikalisierung treiben. MISEREOR und forumZFD bekunden gleichzeitig ihre ausdrückliche Solidarität mit den Opfern terroristischer Gewalt. Deren Grausamkeit sei durch nichts zu rechtfertigen.

Konsequente Wende steht aus

Die Organisationen sehen ihre Erfahrungen aus der Friedensarbeit und der Entwicklungszusammenarbeit im Nahen Osten, Südostasien und Afrika durch eine neue Studie der UN-Entwicklungsagentur UNDP bestätigt. Demnach war für 71 Prozent der Mitglieder von Terrororganisationen die Erfahrung staatlicher Repressionen Motiv dafür, mit Gewalt für ihre Ziele zu kämpfen. MISEREOR und forumZFD verweisen in diesem Zusammenhang auch auf ähnliche Erkenntnisse ihrer Partnerorganisationen im Nordirak und auf den Philippinen.

Die Politik reagiere zu wenig auf diese Situation. Eine konsequente Wende hin zu ziviler Prävention und Ursachenbekämpfung sei bislang nicht in ausreichendem Maße erkennbar, rügen die beiden Organisationen. "Die internationalen Strategien der Terrorbekämpfung folgen weiterhin einer militärischen Logik. Prävention und ziviles Engagement werden allzu oft als Beiwerk betrachtet", kritisiert forumZFD-Vorstand Oliver Knabe. "Angesichts zunehmender politischer und gesellschaftlicher Entsolidarisierung sind Friedensethik, Friedenslogik und eine darauf aufbauende kohärente Friedenspolitik von existenzieller Bedeutung - national wie international", betont MISEREOR-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon. Nur mit ihr seien die nachhaltigen Entwicklungsziele der UN-Agenda 2030, die im Ziel 16 explizit die "Förderung inklusiver und friedlicher Gesellschaften" verlangen, zu erreichen. Auf diese Ziele hat sich die Weltgemeinschaft 2015 verpflichtet.

Terror nicht besiegt

Mit dem militärischen Erfolg gegen den sogenannten Islamischen Staat (IS) im Irak und in Syrien sei der Terror in der Region längst nicht besiegt, erklärt Father Emanuel Youkhana, Geschäftsführer der irakischen Hilfsorganisation CAPNI, die von MISEREOR unterstützt wird. Es komme darauf an, den Menschen eine Perspektive zu bieten, um die Konflikte im Irak beizulegen, so Youkhana.

"Im Süden der Philippinen erhalten radikale Gruppen wie der IS erhöhten Zulauf, seit der Friedensprozess im Autonomiekonflikt auf der Insel Mindanao ins Stocken geraten ist und der philippinische Präsident 2017 das Kriegsrecht über die Region verhängt hat", erklärt forumZFD-Vorstand Knabe. Er schlägt vor: "Militärisch wird die philippinische Armee nicht siegen können, es gilt stattdessen das Vertrauen der Menschen in den Staat zurückzugewinnen und mit Hilfe der Zivilgesellschaft den Friedensprozess wieder in Gang zu bringen."


forumZFD
Entschieden für Frieden
Das forumZFD unterstützt Menschen in gewaltsamen Konflikten auf dem Weg zum Frieden und tritt für die Überwindung von Krieg und Gewalt ein.
Derzeit arbeitet das forumZFD mit Friedensberaterinnen und -beratern in Deutschland sowie zehn weiteren Ländern in Europa, dem Nahen Osten und Südostasien. Seine Akademie für Konflikttransformation bietet einen Lernort für professionelle, internationale Friedensarbeit. Mit Dialogveranstaltungen, Bildungsarbeit und Kampagnen setzt sich das forumZFD aktiv für eine zivile Friedenspolitik ein.
Das forumZFD ist von der Bundesregierung als Trägerorganisation des Zivilen Friedensdienstes anerkannt und finanziert seine Arbeit über öffentliche und private Zuschüsse, Spenden und Mitgliedsbeiträge.
www.forumZFD.de

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Quelle:
Pressemitteilung vom 13. Februar 2018
Forum Ziviler Friedensdienst e. V.
Am Kölner Brett 8, 50825 Köln
Telefon: 0221 91 27 32 - 0, Fax: 0221 91 27 32 - 99
E-Mail: kontakt@forumZFD.de
Internet: www.forumZFD.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Februar 2018

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