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STANDPUNKT/145: Der Tag der Befreiung als Ansporn für den Aufbau einer friedlichen Welt - 8. Mai 1945 (IPPNW)


IPPNW-Pressemitteilung vom 6. Mai 2016
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland

Der Tag der Befreiung als Ansporn für den Aufbau einer friedlichen Welt

8. Mai 1945


Die ärztliche Friedensorganisation IPPNW ruft dazu auf, den 8. Mai als Tag der Befreiung zu feiern und damit die Friedensfähigkeit Deutschlands zu stärken. Angesichts von erstarkendem Nationalismus und zunehmender EU-Militarisierung ist es wichtig, daran zu erinnern, welche Folgen Militarismus, Rassismus und die Missachtung des Völkerrechts gehabt haben. Das gesellschaftliche Geschehen in seinem geschichtlichen Kontext zu erfassen, ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, sinnvoll und effektiv auf aktuelle gesellschaftliche Prozesse einzuwirken.

Historischen Fehlinterpretationen der Vergangenheit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges muss im Interesse unserer Zukunft entgegengetreten werden. Wir möchten mit einem "Tag der Befreiung am 8. Mai" friedliche Inhalte vermitteln, denn er ist mehr als die Feier eines militärischen Sieges. Viele Menschen nehmen es unhinterfragt hin, dass der Einsatz von militärischen Mitteln und von Millionen von Menschenleben alternativlos und unausweichlich war, um einen Sieg Nationalsozialismus zu verhindern. Das behindert die Überlegungen, wie derartige Menschheitskatastrophen präventiv und mit nicht-militärischen Mitteln verhindert werden können.

Als eine Aufgabe der Friedensbewegung verstehen wir es, an die Friedenspflicht der Außenpolitik, an die Lehren aus der Geschichte und die Widersprüche heutiger Militarisierung zu erinnern. Dazu bietet der Jahrestag 8. Mai neben anderen Jahrestagen und wiederkehrenden Anlässen (Ostermärsche, Anti-Kriegstag, Atombombenabwürfe, Day of Military Spending usw.) eine wichtige Gelegenheit. Zu den Lehren aus der Geschichte gehören: Keine Demütigung der Unterlegenen.

Keine Kredite oder andere Unterstützung für Aufrüstung eines Staates, stattdessen Abrüstungsinitiativen auf allen Ebenen. Keine Militarisierung der Gesellschaft, kein Heldenkult, stattdessen Abbau von Feindbildern. Keine Maximalforderungen nach Kapitulation des Gegners, sondern Verhandlungen, Einsatz und Ausbau ziviler Instrumente auf der Basis des Völkerrechts, des fairen Interessensausgleichs und der Schonung der Zivilbevölkerung.

Der 8. Mai bietet auch die Gelegenheit zur Würdigung nicht-militärischer Formen des Widerstands gegen den Nationalsozialismus und ihres Beitrag zum Kriegsende (Desertion, Sabotage, Fluchthilfe, Exil, oppositioneller Journalismus, Kultur usw.). Ihre damals teilweise unzureichende Unterstützung durch das Ausland sollte auf Parallelen zu aktuellen Konstellationen untersucht werden. Zum aktuellen Bezug gehört daher heute auch die Forderung nach der Aufnahme von Deserteuren, ExilantInnen und anderen Flüchtlingen. Es war die Erfahrung mit dem Faschismus des "Dritten Reichs", die die Aufnahme des Grundrechts auf Asyl in das Grundgesetz bewirkte.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 6. Mai 2016
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland
Körtestr. 10, 10967 Berlin
Tel. 030/69 80 74-0, Fax: 030/69 38 166
E-Mail: ippnw@ippnw.de
Internet: www.ippnw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Mai 2016

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