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STANDPUNKT/430: USA - Noch ein weiterer Massenschütze war ein Militärveteran (Pressenza)


Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin

Noch ein weiterer Massenschütze war ein Militärveteran

Von David Swanson, 5. März 2020



Großes Plakat mit der Aufschrift (auf englisch): '3 Prozent der US-Militärausgaben könnten den Hunger auf der Erde beenden' und Demonstranten davor - Bild: © World BEYOND War

Bild: © World BEYOND War

Letzte Woche wurde eine weitere Massenschießerei von einem Militärveteranen begangen, diese in Milwaukee [1]. Praktisch alle Militärveteranen sind keine Massenschützen. Viele Friedensaktivisten sind Veteranen. Aber Massenschützen sind überproportional Militärveteranen.

Einige Massenschützen, die keine Veteranen sind, tun so, als ob sie beim Militär wären und/oder benutzen militärische Waffen. Der Militarismus wirkt sich in vielerlei Hinsicht auf eine Gesellschaft aus. Zum einen durch die Gewalt von Veteranen, Menschen, die für die Ausübung von Gewalt ausgebildet und konditioniert wurden, aber nicht immer erfolgreich in ein gewaltfreies post-militärisches Leben geführt wurden.

15 Prozent der Männer im Alter von 18-59 Jahren in den Vereinigten Staaten sind Veteranen.

36 Prozent der männlichen Massenschützen im Alter von 18-59 Jahren in den Vereinigten Staaten sind Veteranen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Massenschütze ein Veteran ist, ist mehr als doppelt so hoch, als dass ein Mann Veteran ist.

Würde diese Statistik in Bezug auf ein nicht zusammenhängendes demografisches Merkmal, wie z.B. rote Haare oder Hinduismus zeigen, wäre dies eine große Neuigkeit und ein Thema intensiver, weit verbreiteter Forschung. Doch wenn man herausfindet, dass Menschen, die zum Töten ausgebildet und konditioniert wurden, mit größerer Wahrscheinlichkeit töten (ein so offensichtlicher Zusammenhang, wie man sich vorstellen kann), interessiert es niemanden.

Die Zeitschrift Mother Jones führt hier [2] eine Liste von Massenerschießungen. Ich habe sie hier [3] modifiziert. Ich habe sie wie folgt geändert. Ich habe eine Spalte für den Veteranenstatus hinzugefügt. Ich habe Schießereien von Frauen oder Männern außerhalb der Altersspanne, die den statistischen Vergleich ermöglicht, entfernt. Ich habe eine Erschießung durch einen im Ausland geborenen Schützen, der nicht zum US-Militär hätte gehen können, entfernt. Dadurch hat sich die Liste von 118 Schießereien auf 103 reduziert.

Ich habe nicht als Schützenveteranen gezählt, die als Sicherheitsbeamte oder Gefängniswärter tätig waren, es sei denn, sie waren beim Militär. Ich habe nicht als Schützenveteranen gezählt, die in den Aufzeichnungen ihr künftiges Verbrechen in explizit militärischen Begriffen beschrieben haben, als ob sie am US-Militär teilgenommen und sich namentlich auf dieses bezogen hätten, es sei denn, ich konnte feststellen, dass sie tatsächlich beim US-Militär gewesen sind. Ich habe zwei Männer, die versucht haben, dem US-Militär beizutreten, und die abgelehnt wurden, nicht als Veteranen gezählt. Ich habe einen Mann, der auf einem US-Marinestützpunkt als Zivilist gearbeitet hat, nicht als Veteran gezählt. Ich habe einen Mann, der zwei Militärstandorte angegriffen hat, nicht als Veteran gezählt, trotz der offensichtlichen Rolle des Militärs bei diesem Verbrechen.

Für viele der Schützen konnte ich den Veteranenstatus nicht eindeutig bestimmen - ich habe keinen dieser Schützen als Veteran gezählt.

Ich habe diejenigen, die vom ROTC (Reserveoffizier-Ausbildungskorps) [4] ausgebildet wurden, zu den Veteranen gezählt, unabhängig davon, ob sie darüber hinaus beim Militär blieben oder nicht. Ich habe einen Mann einbezogen, der Mitglied des saudischen Militärs war und vom US-Militär in den Vereinigten Staaten ausgebildet wurde, als er sein Verbrechen beging.

Wenn sich herausstellen würde, dass ausgebildete und konditionierte Personen, die Erfahrungen mit dem Abbrennen von Gebäuden gemacht haben, tatsächlich Gebäude abbrennen, würde sich jemand dafür interessieren.

Mother Jones interessiert sich für das Geschlecht der Schützen, für ihre psychische Gesundheit und andere verschiedene Faktoren. Keiner dieser Faktoren ist eine vollständige Erklärung für irgendetwas, nicht mehr oder weniger als der Veteranenstatus. Dennoch sind sie von Interesse.

Das Problem bei dem Versuch, die Menschen für den Faktor Veteran zu interessieren, liegt zweifellos in der Kriegskultur und der Truppenpropaganda, die die Vereinigten Staaten überschwemmt. Dies sind Gründe für die Arbeit von World BEYOND War, darunter auch etwas anderes, das jetzt in Milwaukee steht, nämlich dieses Plakat (siehe oben): "3% der US-Militärausgaben könnten den Hunger auf der Erde beenden".


Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Mai Ly Nguyen vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt.


Anmerkungen:
[1] https://www.usatoday.com/story/news/nation/2020/02/27/milwaukee-molson-coors-shooter-had-long-running-dispute-co-worker/4893244002/
[2] https://www.motherjones.com/politics/2012/12/mass-shootings-mother-jones-full-data/
[3] http://davidswanson.org/wp-content/uploads/2020/02/20200227shooters-1.xlsx
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Reserve_Officer_Training_Corps

Englischsprachiger Originalartikel:
https://davidswanson.org/yet-another-mass-shooter-was-a-military-veteran/


Der Text steht unter der Lizenz Creative Commons 4.0
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

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Quelle:
Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin
Reto Thumiger
E-Mail: redaktion.berlin@pressenza.com
Internet: www.pressenza.com/de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. März 2020

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