IMI - Informationsstelle Militarisierung e.V.
IMI-Standpunkt 2019/023 vom 21. Juni 2019
"Krieg ist der größte Klimakiller"
von Markus Pflüger
Ein wenig beachteter Zusammenhang im aktuellen Engagement für Klimaschutz und in der Diskussion um Klimagerechtigkeit ist die Bedeutung von Militär und Kriegseinsätzen, von deren Zielen und deren Folgen für das Klima und für daraus folgende Klimakriege. Der Kampf für eine intakte Natur ist offenbar für viele Menschen greifbarer, wie die abstrakter erscheinende Frage nach Krieg und Frieden. Einige Zusammenhänge zwischen Krieg und Militär sowie Umweltzerstörung und Klimapolitik sollen hier daher beleuchtet werden.
"Die Zerstörung der Umwelt und die Ausbeutung endlicher Ressourcen unseres Planeten gefährden den Frieden. Kriege werden für den Zugang zu diesen Ressourcen und den klimaschädlichen Lebensstil der reichen Länder geführt. Kriege verbrauchen dabei selbst enorme Mengen von Treibstoffen und Energie und produzieren entsprechend viele klimaschädliche Emissionen - ganz zu schweigen von den massiven Zerstörungen und Emissionen durch die Kriegshandlungen und Ihre tödlichen Folgen", heißt es in einer gemeinsame Pressemitteilung von Friedensnetz Saar, Pax Christi Saar, Fridays for Future Saarland und Kampagne Krieg beginnt hier vom 30.4.2019. (www.krieg-beginnt-hier.de)
Damit sind die wichtigsten Zusammenhänge umrissen. Es geht um
Fluglärm, Kerosinablass als Notmaßnahme und im Normalbetrieb, Boden-
und Grundwasserverschmutzung und -verseuchung beispielsweise durch
Betriebsunfälle, nicht fachgerechte Entsorgung oder Ableitung zum
Beispiel von Löschschäumen und Diesel und anderen Gefahrenstoffen
inklusive Munition. Hinzu kommen große Mengen an freigesetzten
Luftschadstoffen wie Feinstaub, Ultrafeinstaub und Stickoxide, aber
auch Elektrosmog durch Mobilfunk und Radar und schließlich negative
Einwirkung auf Landwirtschaft sowie Biotope und Naturschutzgebiete
oder die Zerstörung derselben. Die Produktion von radioaktiv
angereichtem Uran und die damit verbundenen Umweltbelastungen
einschließlich der Urangewinnung sind nicht Thema dieses Textes,
ebenso wenig wie die giftigen Rückstände von Munition auf
Übungsflächen, bei Manövern und in Kriegsgebieten wie etwa auch
abgereichertes Uran, weißer Phosphor und Dioxine.
(vgl. http://umwelt-militär.info/?Umweltbelastungen/Globale-Themen)
Einige diese Phänomene werden im Folgenden genauer erläutert. So die Frage, was konkret Luft-, Boden- und Wasserverschmutzungen für Mensch und Umwelt und damit auch das Klima bedeuten.
"Wieviel Klimagas erzeugt eine abgefeuerte Patrone? Wieviel Ressourcen
werden dafür klimaschädlich verbraucht? Wieviele werden davon pro Tag
abgefeuert? Dieselben Fragen stelle man sich für Kriegsfahrzeuge, wie
LKW, Panzer, Flugzeuge, Hubschrauber, Marschflugkörper, alle Arten von
Raketen. Munition bzw. Sprengstoffe in Lenkwaffen, Geschossen,
Raketen, Bomben. Überall werden Klimakiller frei, bei Herstellung und
Verbrauch. Und wieviel Feinstaub wird da jeweils frei, bei einem
Panzer, Hubschrauber, einer Hellfire-Rakete?" fragte ein Leser auf
Telepolis.
(https://www.heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/Klimapolitik-als-Knackpunkt-einer-Jamaika-Koalition/Worueber-keiner-redet-Krieg-ist-der-groesste-Klimakiller-sogar-schlimmer-als/posting-31107551/show)
Diese Luftverunreinigungen sind sicher eine der klimaschädlichsten
Emissionen des Militärs bei all seinen Aktivitäten. Festzuhalten ist
also, dass alle Armeen weltweit enorme Mengen an klimaschädlichen
Emissionen verursachen, indem sie sich auf Kriege vorbereiten, bei
Manövern üben und schließlich im Einsatz selbst, aber auch bei
anschließenden Besatzungen. So ist der Treibstoff-Verbrauch
beispielsweise von Kriegsflugzeugen und Kriegsschiffen enorm,
entsprechend hoch sind auch die Emissionen. Ein Eurofighter ohne
Nachbrennereinsatz verbraucht ca. 70-100 Liter Flugbenzin pro
Minute.
(eurofighter.airpower.at/technik-daten.htm)
Die Rolle von CO2-Emissionen des Militärs, auf die für die USA The
Conversation aufmerksam macht, verdeutlicht die enorme Bedeutung des
Militärs für den Klimawandel: "Das US-Verteidigungsministerium ist mit
einem Anteil von 77 bis 80 Prozent am gesamten Energieverbrauch der
US-Regierung seit 2001 der größte Verbraucher fossiler Brennstoffe.
(...) Im Jahr 2017 betrug der Ausstoß von Treibhausgasen im Pentagon
über 59 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalent." Weiter wird
errechnet, dass das US-Militär, wenn es ein Land wäre, Platz 55. Der
größten Treibhausgasemittenten der Welt belegen würde, noch vor
Portugal, Schweden oder Dänemark.
(https://theconversation.com/the-defense-department-is-worried-about-climate-change-and-also-a-huge-carbon-emitter-118017)
An allen Militärstandorten weltweit ist die Belastung zu spüren. So
kritisiert die "Bürgerinitiative Erweiterungsgegner Airbase
Spangdahlem" schon 2003 die Abgasbelastungen für Anwohner des
Militärflughafens: "Die Transportmaschinen werden so aufgestellt, dass
ihre Abgase in den Ort getrieben werden. Nur 500 Meter von den ersten
Häusern Binsfelds entfernt sollen die Maschinen abgestellt werden." Es
geht um Triebwerks-Teststände wo Triebwerke der Großraumflugzeuge
unter Volllast getestet werden. Bei den ersten Wohnhäusern soll der
Abgasstrahl eine Geschwindigkeit von rund 54 Kilometern pro Stunde
haben, hinzu kommen die Risiken, die der hochgiftige
Flugzeugtreibstoff JP 8 mit sich bringt, dazu gehören auch
Ruß-Emissionen
(www.volksfreund.de/region/bitburg-pruem/plaene-muessen-geaendert-werden_aid-5679754 )
"Nicht nur Diesel-Fahrzeuge produzieren Feinstaub, sondern auch
Flugzeuge beim Verbrennen von Kerosin", berichtet der Deutschlandfunk
anhand einer Schweizer Analysetechnik: "Eine Sekunde Laufzeit
entspricht etwa 60 Kilometer Autofahrt von einem Euro-6-Dieselfahrzeug
mit Filter."
(www.deutschlandfunk.de/abgase-im-flugverkehr-feinstaub-kommt-auch-von-oben.676.de.html?dram:article_id=355766 )
Dass viele Bundeswehrstandorte mit schwersten Umweltproblemen belastet
sind, wurde schon länger immer wieder kritisiert. In einer Studie der
Naturfreunde Deutschlands und der Informationsstelle Militarisierung
"Grüner Tarnanstrich fürs Militär?! Das Greenwashing der Bundeswehr am
Beispiel ausgewählter Truppenübungsplätze" vom Dezember 2016 werden
militärische Umweltschäden nicht nur im Krieg, sondern auch bei dessen
Vorbereitung im eigenen Land und der Folgenutzung der ehemaligen
Militärflächen untersucht. (siehe IMI-Studie 2016/11). Hinzu kommen
enorme Probleme durch Altlasten, angefangen von Munitionsresten, über
Treibstoffe bis zu Löschschäumen die Boden und Grundwasser großflächig
verseuchen. Das Militär genießt Privilegien, die das Umweltrecht und
damit den Natur- und Umweltschutz aushebeln. Die Studie resümiert:
"Umweltbelastungen, nicht nur durch Kriege oder Militär, sondern
generell durch alle Tätigkeiten der Menschheit verändern das Klima.
Was vielleicht weniger offensichtlich ist - der Klimawandel wiederum
kann in der nicht mehr fern liegenden Zukunft massive bewaffnete
Konflikte oder sogar Kriege verursachen." Solche "Klimakriege" um
Ressourcen, Rohstoffe und Fläche werden zunehmen, weil diese aufgrund
des Klimawandels immer weniger Menschen zur Verfügung stehen werden.
Im Fazit heißt es schließlich: "Das Verhältnis Militär -
Umweltbelastung - Klimawandel - Klimakriege stellt einen Teufelskreis
dar. Um in Kriege zu intervenieren, greift man zum Militär, wenn das
Militär sich auf einen Krieg vorbereitet, verursacht es
Umweltbelastung, welche den Klimawandel nach sich zieht. Der
Klimawandel führt eventuell zum Krieg und so fängt man wieder mit dem
Militär, der Umweltbelastung usw. an. Militär und Umweltschutz
schließen sich aus, es kann kein grünes Militär geben und man sollte
sich nicht vom Greenwashing täuschen lassen."
(www.imi-online.de/2016/12/07/gruener-tarnanstrich-fuers-militaer/)
Auch die "Bürgerinitiative Erweiterungs- Gegner Air-Base Spangdahlem"
(BIEGAS) erklärte angesichts der Pläne zum Ausbau des
Militärflughafens: "Tonnen von Erde werden umgegraben, Menschen
skrupellos um ihr Hab und Gut enteignet und riesige Flächen
zubetoniert, wo seit alters her Wiesen blühten und Äcker bebaut
wurden." Die BIEGAS verweist damit auch auf die Versiegelung und
Zerstörung von Ökosystemen fürs Militär, neben Bodenverdichtung und
Vergiftung - ein weiterer Aspekt. Durch das Militär wird Natur
zerstört und so auch der vorher auf diesen Naturflächen stattfindende
CO2-Abbau reduziert oder gänzlich unmöglich gemacht.
(www.volksfreund.de/region/bitburg-pruem/kein-grund-zu-feiern_aid-6052150 )
Auch direkt auf die Gesundheit sind negative Auswirkungen des Militärs
kaum zu leugnen; "Bei allen Militäreinrichtungen leiden Mensch und
Umwelt: erst die Zubetonierung und Ver-siegelung der Landschaft, dann
krankmachender Lärm sowie Abgase und schließlich die Perfluorierten
Tenside (PFT). Was kaum untersucht wird, ist der hochgiftige
Nato-Treibstoff JP-8: Ob über Emissionen oder das Ablassen von
Treibstoff sowie bei Abstürzen, er gelangt in die Umwelt und zum
Menschen", so ein Leserbrief im Trierischen Volksfreund von
2015.
(www.volksfreund.de/meinung/leserbriefe/militaer_aid-5323514;
siehe zu JP-8 auch diese Zusammenstellung:
http://www.imi-online.de/2002/12/15/zusammenstellung-von/)
Die Problematik Altlasten begleitet das Militär schon länger, es geht
um aktuelle und ehemalige Liegenschaften der Bundeswehr und der
Alliierten: "Zahlreiche Liegenschaften der Bundeswehr sind mit
giftigen Chemikalien verunreinigt. 'Nach derzeitigem Stand wurde auf
20 Liegenschaften eine PFC-Kontamination nachgewiesen', sagte eine
Sprecherin des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und
Dienstleistungen der Bundeswehr in Bonn. Die betroffenen Standorte
müssten umfassend untersucht und möglicherweise saniert werden,
erklärte sie. Recherchen des Bayerischen Rundfunks ergaben, dass rund
100 weitere Standorte möglicherweise ebenfalls vergiftet sind. Der
Sender beruft sich auf Bundeswehrberichte mit Gutachten und
Messwerten."
(https://www.n-tv.de/politik/Bundeswehr-Grundstuecke-mit-Gift-belastet-article20975462.html )
Militär belastet also auch Böden und Grundwasser und hinterlässt nicht nur im Kriegsgebiet verbrannte Erde.
"Für fast alle Kriege der letzten Jahre lässt sich nachweisen, dass
der Zugang zu Erdöl, Erdgas und anderen Rohstoffen sowie den
Transportwegen zu den wesentlichen Kriegsgründen zählte", so die IPPNW
im Beitrag "Deutschland und die Rohstoffkriege" mit Beispielen aus dem
Sudan, Kongo und Zentralasien.
(http://www.ippnw.de/frieden/energie-krieg-frieden/artikel/de/deutschland-und-die-rohstoffkriege.html)
Wichtig in diesem Zusammenhang sind die offenen und verdeckten Ziele von Kriegseinsätzen, so geht es meistens zumindest auch um den Zugang zu Ressourcen und Märkten. Konkret sind Öl- und Gas, aber auch Uranvorkommen und andere Rohstoffe wie Coltan, Koblat und Kupfer wichtige Kriegsfaktoren.
Bereits die verteidigungspolitischen Richtlinien aus dem Jahr 1992
benannten dies auch konkret als Ziel der Bundeswehreinsätze:
"Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des ungehinderten
Zugangs zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt im Rahmen einer
gerechten Weltwirtschaftsordnung." Die Friedensbewegung kritisiert,
dass dies "der deutschen Wirtschaft den gewaltsamen Zugriff auf
Ressourcen und Handelswege" ermöglichen soll.
(www.bundesregierung.de/resource/blob/975292/730634/383a8886aaa1d1774920562ded11600d/verteidigungspolitische-richtlinien-download-bmvg-data.pdf?download=1
und: Die Rohstoffkriege der Wirtschaftsmächte:
www.ag-friedensforschung.de/themen/Bundeswehr/vpr-ngo.html )
In der aktuellen Fassung der Verteidigungspolitischen Richtlinien aus dem Jahr 2011 liest sich das inzwischen so: "Freie Handelswege und eine gesicherte Rohstoffversorgung sind für die Zukunft Deutschlands und Europas von vitaler Bedeutung. Die Erschließung, Sicherung von und der Zugang zu Bodenschätzen, Vertriebswegen und Märkten werden weltweit neu geordnet. Verknappungen von Energieträgern und anderer für Hochtechnologie benötigter Rohstoffe bleiben nicht ohne Auswirkungen auf die Staatenwelt. Zugangsbeschränkungen können konfliktauslösend wirken. Störungen der Transportwege und der Rohstoff- und Warenströme, z.B. durch Piraterie und Sabotage des Luftverkehrs, stellen eine Gefährdung für Sicherheit und Wohlstand dar. Deshalb werden Transport- und Energiesicherheit und damit verbundene Fragen künftig auch für unsere Sicherheit eine wachsende Rolle spielen." (Verteidigungspolitische Richtlinien: Nationale Interessen wahren - Internationale Verantwortung übernehmen - Sicherheit gemeinsam gestalten, Berlin, den 18. Mai 2011, S. 4f.).
Auch die EU hat entsprechende Ambitionen, die mit der Militarisierung
korrespondieren. Das globalisierungskritische Netzwerk attac
kritisierte deswegen 2011 die Rohstoffinitiative der EU: "Die
Europäische Union fordert in ihrer neuen Rohstoffinitiative den
schrankenlosen Zugang zu Rohstoffen und übt dabei massiven Druck auf
die Exportländer aus. In kolonial anmutender Weise wird
Entwicklungshilfe vom Zugang zu Rohstoffen abhängig gemacht.
Entwicklungspolitik wird so zum willfährigen Instrument
wirtschaftsliberaler Interessen. Sogar der Einsatz von militärischen
Mitteln zur Deckung des steigenden Ressourcenbedarfs ist
eingeplant."
(www.attac-netzwerk.de/ag-welthandelwto/rohstoffraub/)
Anders ausgedrückt: Kriege verbrauchen enorme Mengen an fossilen Treibstoffen, um an neue Lagerstätten für solche Treibstoffe heranzukommen. Konkret sind die wahrscheinlich letzten Reserven des schwarzen Goldes im Persischen Golf und dem Kaspischen Meer strategisch wichtig und überschneiden sich mit vielen Kriegsschauplätzen der jüngeren Geschichte.
Weitere Faktoren für Rohstoffkriege sind auch geostrategische Zugänge wie Häfen und Pipelines, die wichtig sind für Abbau, Transport, Vertrieb und Verkauf. Entscheidend ist letztendlich, wer den Zugriff auf die Ressourcen hat und am meisten von ihnen profitiert.
"Aufgrund knapper werdender Ressourcen muss sich die Welt in Zukunft
auf Rohstoff-Kriege einstellen", heißt es zu einer Studie der
Transatlantic Academy zur Ressourcen-Knappheit aus dem Jahr 2012.
Rohstoffe seien häufig nicht die einzige, aber eine entscheidende
Ursache von Konflikten. "Die Leitidee des westlichen Luxuslebens und
des Wirtschaftswachstums, das sich auf einen immer stärkeren
Ressourcen-Verbrauch gründe, müsse überdacht werden."
(https://www.focus.de/finanzen/news/studie-zu-knapp-werdenden-ressourcen-wie-sich-rohstoff-kriege-noch-verhindern-lassen_aid_763545.html )
Prognostiziert werden "gewaltsame Auseinandersetzungen und regelrechte
Kriege um die verbleibenden Nahrungsquellen, landwirtschaftlich
nutzbaren Böden und bewohnbaren Flächen". Von Kriegszuständen wie in
Libyen, Syrien und dem Jemen ist die Rede: "Manche Leute werden
bleiben und um ihr Überleben kämpfen; andere werden abwandern und so
gut wie sicher auf wesentlich gewaltsamere Formen jener Feindseligkeit
stoßen, die Einwanderern und Flüchtlingen in ihren Zielländern heute
schon entgegenschlägt. Somit würde es unausweichlich zu einer
weltweiten Epidemie von Bürgerkriegen und anderen gewalttätigen
Auseinandersetzungen um Ressourcen kommen." (Klima und Krieg von
Michael T. Klare aus: »Blätter« Seite 45-50:
www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2015/dezember/klima-und-krieg )
Krieg ist somit ein Instrument innerhalb der kapitalistischen Logik der Mächtigen und des Militärisch-industriellen Komplexes. Während die Hauptverursacher von Kriegen, Klimawandel und Flucht im globalen Norden sitzen, sind die gravierendsten Folgen der Kriege und des Klimawandels im globalen Süden zu tragen. Es geht darum, das System am Laufen zu halten und den Profit und die Macht Weniger auch mit Gewalt und zu Lasten von Mensch und Klima zu sichern.
Alternativen sind der konsequente Ausbau erneuerbarer Energien in
BürgerInnenhand und ein Wandel hin zu weniger Energieverbrauch und
mehr Effizienz im Rahmen einer neuen Verteilungsgerechtigkeit: "Um den
Teufelskreis aus Energie, Macht und im schlimmsten Fall Krieg zu
durchbrechen, muss der Zugang der Menschheit zu Energie pluralisiert
und demokratisiert werden." - hieß es schon 2008 in der IMI-Studie
"Deutschlands Kampf um den letzten Tropfen - Militärische
Rohstoffsicherung und die kommenden Kriege".
(www.imi-online.de/download/JWAUSDRUCK2008-01.pdf)
Konversion, also die Umwandlung militärischer Produktion und Nutzung
in zivile Produktion oder Nutzung ist sicher ein sinnvoller Ansatz für
eine sozial-ökologischen Transformation des Militärs, ebenso wie
Konzepte ziviler Konfliktbearbeitung inklusive Gewalt- und
Kriegsprävention. Ein Beispiel ist das Konzept "Konversion - Zivile
Arbeitsplätze statt Kriegsunterstützung" herausgegeben vom Regionalen
Bündnis für die Konversion des Kriegsflughafens Spangdahlem von 2005.
(www.krieg-beginnt-hier.de/attachments/article/18/readerkonversion2.pdf )
Kriege werden um Ressourcen geführt und sie zerstören dabei Mensch und
Natur und verbrauchen dabei selbst viele Ressourcen inklusive
Folgeschäden und klimaschädlichen Emissionen. "Die Zeit zu Handeln ist
jetzt. Dürren, Hitzewellen, Überschwemmungen - wir wissen es längst.
Die Klimakrise ist heute schon zerstörerische Realität für Menschen
auf der ganzen Welt - vor allem im globalen Süden", heißt es bei
EndeGelände im Aufruf für Klimagerechtigkeit weltweit!
(https://www.ende-gelaende.org/de/aufruf-2019/)
Die Themen und Handlungsfelder Klimaschutz und Klimagerechtigkeit sowie Kriegskritik und Friedenspolitik zu verbinden ist anhand der auffallend klimaschädigenden Aspekte von Militär und Krieg nur naheliegend. Zudem verweist die systemerhaltende Funktion von Kriegseinsätzen auf die grundsätzliche Klimaschädlichkeit des Kapitalismus. Friedenspolitik ist damit auch Klimapolitik und Kriegskritik ein notwendiges Feld im Engagement für Klimagerechtigkeit.
*
Quelle:
IMI-Standpunkt 2019/023 vom 21. Juni 2019
"Krieg ist der größte Klimakiller"
https://www.imi-online.de/2019/06/21/krieg-ist-der-groesste-klimakiller/
Herausgeber: Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V.
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Tel.: 07071/49154, Fax: 07071/49159
E-Mail: imi@imi-online.de
Internet: www.imi-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Juni 2019
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