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FILM/048: Filme, die das Leben schrieb (Soziale Psychiatrie)


Soziale Psychiatrie Nr. 166 - Heft 04/19, 2019
Rundbrief der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie e.V.

Filme, die das Leben schrieb

Von Ilse Eichenbrenner


Ist das nun Zufall, dass ich mich in diesem Sommer nicht in Fiktionen flüchten durfte? Gleich fünf Dokumentarfilme darf oder muss ich dem SP-Leser heute präsentieren. Nur der erste (»Push«) war ganz regulär im Kino zu sehen. Alle anderen sind entweder käuflich zu erwerben oder nur bei Sondervorführungen und speziellen Veranstaltungen zu sehen.

Push - für das Grundrecht auf Wohnen

Wir Redakteure der SP stimmten uns gerade auf ein Themenheft zum Schwerpunkt »Wohnen« ein, als auch noch der passende Dokumentarfilm in die Kinos kam. Geworben wurde für große Sondervorführungen, z.B. in Kooperation mit der Europäischen Bürgerinitiative »Housing for All: Wohnen ist ein Menschenrecht und keine Handelsware«. Kein Thema erhitzt Deutschland - und ganz speziell die Berliner - zurzeit dermaßen. Enteignung, Mietendeckel, Gentrifizierung sind nur einige Stichworte. Doch dieser Film schaut natürlich weit über Deutschland und Europa hinaus. Investoren aus der ganzen Welt kaufen in der ganzen Welt; sie kündigen wegen Eigenbedarfs, modernisieren und erhöhen exorbitant die Miete - oder lassen ganze Wohnblocks einfach leer stehen. Der schwedische Journalist und Filmemacher Fredrik Gertten hat zu diesem Thema recherchiert und ist auf die UN-Sonderberichterstatterin für das Menschenrecht auf Wohnen, Leilani Farha, gestoßen. Indem er sie auf ihrer Mission begleitet, kann er die Situation in vielen Ländern aufgreifen. Um nicht nur desaströse Zahlen zu präsentieren, lässt er auch Barbesitzer und andere Betroffene zu Wort kommen, die aus den Innenstädten verdrängt oder gar obdachlos werden. Besonders gravierend ist die Situation in Toronto, aber auch Städte wie Valparaiso, Barcelona, London oder das gemächliche Malmö sind betroffen. Experten von der einen und der anderen Seite kommen zu Wort, erklären, analysieren und sprechen von der Spitze des Eisbergs.

Immer wieder taucht der Name des Konzerns »Blackstone« auf, der ganze Wohnviertel mit Sozialwohnungen aufkauft. Das alles ist ja nicht böse gemeint, nein, es ist nur so, dass das Finanzkapital verzweifelt nach Investitionsmöglichkeiten sucht und auf eine ergiebige Option gestoßen ist. Der Film ist trotz aller Tragik heiter und optimistisch. Eigentlich ohne Grund, denn Frau Farha hat überhaupt keine Sanktionsmöglichkeiten. Aber ein paar Kommunalpolitiker haben sich zu einem Aktionsbündnis namens »Shift« zusammengetan. Sogar Berlins Regierender Michael Müller gehört dazu und berichtet, dass die Bezirke nun selbst ihre Wohnungen aufkaufen. So gibt es einen kleinen hoffnungsvollen Ausblick.

Neben der Spur - von der Depression aus der Bahn geworfen

Über die Dokumentarfilme von Andrea Rothenburg habe ich an dieser Stelle immer wieder berichtet. Sie hat Menschen mit unterschiedlichsten psychischen Störungen begleitet, immer mit größtem Respekt. Am Herz liegen ihr ganz besonders Kinder psychisch kranker Eltern - eine Zielgruppe, für die sie sich mit unterschiedlichen Aktionen öffentlichkeitswirksam starkmacht.

Nun waren es einige Männer und Frauen, die depressive Lebensphasen durchlitten und mehr oder weniger bewältigt haben. Rothenburg ist sich auch stilistisch treu geblieben. Erneut irritiert anfangs der rasche Wechsel der Sequenzen, in denen sie Hanna, Kati, Martin, Popeye und Sascha einführt. Man braucht eine Weile, bis man die Gesichter und Geschichten unterscheiden kann. Doch allmählich entsteht ein Fluss von Bildern, der die wichtigen Fragen des Lebens streift: Wie war es, depressiv zu sein? Was hat mir geholfen? Wie geht es mir jetzt - und wie sind meine Pläne?

Niedergeschlagenheit kommt selten allein, das wissen auch die Profis. Beliebte Wegbegleiter sind Alkohol und Medikamente, manchmal auch Drogen. Manchmal sitzt ein Wahn auf der Bettkante, und das Thema Suizid läuft stets an der Seite der Betroffenen. Alle diese Themen werden gestreift. Wie schwierig es ist, Menschen zu finden, die diese Phasen aushalten; wie man sie suchen und finden kann. Nicht jeder, der hier vorgestellt wird, hat dieses Glück. Für Sascha scheint das ganze Leben, aber auch jeder Kontakt zu einem anderen Menschen ein steter Kampf mit unklarem Ausgang zu sein. Eine Frau hat in einer anderen Frau die Liebe ihres Lebens gefunden und ist ungeheuer optimistisch. Eine andere hat es gewagt, Kinder zu bekommen, und fühlt sich von Mutter und Ehemann aufs Beste abgesichert. Martin Schultz, prominent nicht nur in der Berliner Selbsthilfeszene, berichtet offen über seine Vorgeschichte und seine große Freude darüber, durch Sport, seinen Hund Bahir, aber auch über seine Tätigkeit als Genesungsbegleiter in eine neue, beglückende Spur geraten zu sein. Er ist in den sozialen Medien sehr aktiv. Ich habe ihn schon als hervorragenden Redner erlebt; er meint, der Smalltalk, die lockere Konversation falle ihm sehr schwer. Es sind auch Statements wie dieses, die andere Betroffene entlasten können. Vielleicht muss man manchmal die Erwartungen und Ansprüche senken und einen ganz anderen Weg einschlagen. Martin Schultz lebt seinen Recovery-Prozess besonders authentisch.

»Neben der Spur« wurde anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der Filmreihe »Irrsinnig menschlich« in Berlin gezeigt. Der Andrang war so groß, dass in einen größeren Saal umgezogen werden musste. Der Berliner Landesbeauftragte für seelische Gesundheit, Thomas Götz, meinte bei der anschließenden Diskussion, »Neben der Spur« sei zwar eine Dokumentation, aber doch im besten Sinne eigentlich ein Spielfilm. Es werden berührende Geschichten erzählt, und man werde bestens unterhalten.

Die nächste Gelegenheit, diesen Film und vielen anderen Menschen »neben der Spur« zu begegnen, ist der Markt für seelische Gesundheit am 10. Oktober 2019 um 18 Uhr - an prominenter Stelle auf dem Potsdamer Platz (Berliner Aktionstag Selbsthilfe des Berliner Behindertenverbandes).

Fußballverrückt

Mit Fußball habe ich nichts am Hut. Fußball-verrückt bin ich schon gar nicht. Ich habe mich pflichtbewusst aufgerafft, den gleichnamigen Dokumentarfilm von Manuele Deho anzuschauen - ein Link des Filmemachers hat es mir möglich gemacht. Ich bin neugierig, denn der Film lief mit großem Erfolg auf dem internationalen Dokumentarfilmfestival in München. Es ist ein bayerischer Dokumentarfilm, und obwohl nicht alle Protagonisten bayerischen Dialekt sprechen, bin ich fast durchgängig auf die englischen Untertitel angewiesen. Ich verstehe kein Wort. Das macht die ganze Sache anstrengend und benötigt hohe Konzentration. Gleichzeitig sind die Interaktionen ungeheuer mühselig: Jeder, der einmal mit Menschen zu tun hatte, die schon lange psychisch krank sind, kennt dieses Zögern, diese Langsamkeit. Man wird ungeduldig. Und auch der Trainer Stefan Holzer - die Hauptperson dieses Filmes - kann darüber ausdauernd räsonieren. Kommen sie, oder kommen sie nicht? Und wenn ja - wie viele? Soll man jeden anrufen, erinnern, womöglich zu Hause abholen? Schon zu Beginn werden die beständigen Spieler vorgestellt: Manfred, Innenverteidigung. Denis, Außenverteidigung. Uli, Sturm. Peyman, defensives Mittelfeld. Alex, offensives Mittelfeld. Andi, Torwart. Mit diesen Positionen kann ich wenig anfangen, aber das ist nicht weiter schlimm. Denn ich lerne sie trotzdem alle kennen, die jungen und die nicht mehr ganz so jungen Männer. Ich schaue zu, wenn gemeinsam mit der Bezugsbetreuerin in der WG die Socken gefaltet und die Medikamente gestellt werden; ich sitze beim Gespräch mit der Sozialarbeiterin in der forensischen Ambulanz, mit dem etwas renitenten Kunden. Die Kamera und damit auch ich schauen den Klienten bei ihren Gesprächen über die Schulter. Was kann man den Therapeuten erzählen, und was behält man lieber für sich? Darf man raus, oder ist man eingeschlossen? Glücklicherweise ist der Film wunderbar geschnitten. Die Perspektiven und Schauplätze wechseln in einem bekömmlichen Rhythmus. Und tatsächlich fährt die Crew schon bald nach Tschechien, zum Focus Cup 2017. Man muss irgendwo übernachten, auch hier die Medikamente nehmen. Das ist anstrengend. Holzer spricht mit anderen Trainern über Turniere und Förderung und die alltägliche Mühsal, die Spieler zum Training zu locken. Sie nicken, sie kennen das alle. Am Ende erlebt der Zuschauer Szenen aus dem zwanzigsten internationalen Regenbogen-Cup der Psychiatrien in München Haar. Es hat doch noch geklappt, und trotz vieler Niederlagen wird jeder Einzelne abgeklatscht und gefeiert.

Vielleicht legt der Titel des Films für manche eine falsche Spur. Denn es ist weniger ein Film über Fußball als vielmehr über psychisch kranke Menschen, über ihren Antrieb und ihre Ängste und über ihr ganz spezielles Tempo. Ich kann mich an keinen Film erinnern, der so tief und behutsam in die Schwere dieses Alltags eingetaucht ist. Welche Zielgruppe kann von diesem Film profitieren? Ich denke, die vielen Therapeuten und Psychiater auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie in Berlin im Herbst dieses Jahres sind auf jeden Fall wichtige Adressaten. Denn dort wird der Film gezeigt. Ja, so schwierig ist der Job von Bezugsbetreuern und Sozialarbeiterinnen - und von Fußballtrainern erst recht.

Weitere Infos zu Vorstellungen:
https://www.facebook.com/fussballverruecktderfilm/

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Die Kinder der Utopie

2005 habe ich in der SP einen Dokumentarfilm besprochen. Er hieß »Klassenleben«. Er bot einen schlichten, dokumentarischen Einblick in eine der ersten Integrationsklassen an einer Grundschule in Berlin. Nun sind diese Kinder groß geworden, und Hubertus Siegert hat erneut beobachtet und gedreht. Sechs ehemalige Schülerinnen und Schüler - drei mit und drei ohne Behinderung - hat er ausgewählt, und er lässt sie ausgiebig zu Wort kommen.

Es gab kurzfristig um »Die Kinder der Utopie« einen regelrechten Hype. Vielleicht kann man genau das abkupfern: Wie man mit einer gezielten Öffentlichkeitsarbeit für einen Film und ein damit verknüpftes Anliegen erfolgreich wirbt. Zunächst bekam ich von einer Freundin aus dem Berliner Umland eine E-Mail: Ob wir nicht den Film zusammen anschauen wollten? Dann müsse ich mich anmelden. Denn der Film werde nur am 15. Mai an einem bundesweiten Aktionsabend gezeigt - und nur, wenn sich genügend Menschen vorab anmelden. So kommt es, dass ich »Die Kinder der Utopie« in Falkensee in einem erstaunlich gut besuchten Kino anschauen konnte. Natürlich ist die Botschaft positiv: Aus den sechs Kindern sind freundliche, tolerante und kompetente junge Leute geworden. Sie befragen sich gegenseitig nacheinander »Was machst du jetzt eigentlich?«, und am Ende erlebt man alle gemeinsam. Es sind keine spektakulären Entwicklungen, sondern realistische Zeugnisse einer behutsamen, integrativen Pädagogik. Wovon träumen sie, was sind ihre Pläne, an was erinnern sie sich? Sehr schön eingebettet sind Ausschnitte aus der Grundschule; man freut sich, man schmunzelt und hält am Ende der Dokumentation Integrationsklassen für eine absolute Selbstverständlichkeit.

In der anschließenden Diskussion ist man sich einig: So muss es überall werden. Eltern berichten über die Steine, die ihren behinderten Kindern in diesem Landkreis Brandenburgs in den Weg gelegt werden. Es gibt zu wenige Integrationshelfer, überall fehlt das Geld. Menschen mit unterschiedlichen Handicaps beteiligen sich an der Diskussion. Da meldet sich ein Kommunalpolitiker zu Wort: Die Fachwelt sei sich ja keineswegs so einig. Man müsse ihnen, den Politikern, schon eindeutige Ergebnisse vorlegen, wenn die Integrationsklasse der Regelfall werden müsse. Es gebe jede Menge kritische Studien - wie solle man es allen recht machen? So endet der Abend zumindest mit einem kleinen Fragezeichen.

Über »Die Kinder der Utopie« gibt es im Netz jede Menge Infos; der Film ist per Stream oder DVD problemlos erhältlich und für Veranstaltungen zum Thema sehr gut geeignet.

Was streamt denn da?

Nach so viel harter Kost muss ich bei Netflix & Co abtauchen. Aber wir bleiben natürlich beim Thema.

Ganz leichtfüßig, fast ein bisschen zu seicht greift die erste Staffel von »Ein besonderes Leben« zwei Eigenarten von Ryan auf: Ryan ist schwul und kann sich nicht selbst die Schuhe zubinden, er hat eine körperliche Behinderung. Vor allem aber hat er eine Mutter! Die Folgen dieser Serie sind mit ca. 20 Minuten für meinen Geschmack ein wenig zu kurz, und man knabbert die Serie quasi zwischendurch. Doch: Wie man Diversität leicht konsumierbar und witzig unters junge Volk bringen kann, demonstriert dieser Feel-Good-Movie überzeugend. Die meisten Episoden sind zu schön und zu schräg, um wahr zu sein. Hauptdarsteller Ryan O'Connell hat sein eigenes Leben samt Missgeschicken, Behinderung und klammernder Mama ausgebeutet und präsentiert das Ergebnis mit unübersehbarer Spielfreude.

In der SP 158 hatte ich auf eine Serie über Magersucht (»To the bone«) hingewiesen. Viele Experten warnten im Netz vor dem Nachahmungseffekt derartiger Produktionen. Das ist ja tatsächlich ein Problem: Wie kann man über Magersucht und Selbstverletzung berichten, ohne gefährdete junge Mädchen noch mehr anzustacheln? Der knapp einstündige Dokumentarfilm »I am Maris« macht einen Versuch. Gezeigt wird nur die gesunde und glückliche Maris. Wir sehen sie erst nach ihrer Genesung, die sie dem Krankenhaus und intensivem Yoga verdankt. Inzwischen ist Maris selbst als Trainerin erfolgreich, und der Zuschauer kann ihre fließenden Bewegungen bewundern. Ein Werbefilm für Yoga? Rückblickend werden viele Zeichnungen und Bilder des jungen Mädchens gezeigt, in denen sich ihre schwere Störung manifestiert. Mutter und Vater berichten aus der Perspektive der Eltern, Maris beschreibt ihre Schuldgefühle und ihren Selbsthass, der sie über Selbstverletzung und Essstörung auf die Schwelle des Todes führte. Die Schwere der Erkrankung wird nicht verheimlicht, es dominieren aber die Bilder der gesunden Yogatrainerin Maris. Man bekommt als Zuschauerin weniger Lust auf das Hungern als auf Yogapositionen wie den »herabschauenden Hund«.

Ein Becken voller Männer

Yoga für Männer wäre vielleicht gesellschaftlich etwas akzeptierter als ausgerechnet Synchronschwimmen. Keine Ahnung, weshalb nun schon der dritte Spielfilm (nach »Männer im Wasser« und »Swimming with Men«) produziert wurde, in dem diese Disziplin im Mittelpunkt steht. Ich habe den Verdacht, dass eine hämische Grundhaltung dahintersteckt. Vor allem Frauen finden es unglaublich lustig, wenn ein paar untrainierte mittelalte Typen im Wasser herumhampeln und sich zum Horst machen. Fremdschämen (für die Schwimmer und die wiehernden Zuschauerinnen im Kino) ist also angesagt. Bertrand (Mathieu Amalric) geht schon seit zwei Jahren nicht mehr zur Arbeit, sondern liegt mit einer Depression auf dem Sofa und spielt »Candy Crush«. Die Schublade in der Küche ist voll mit Psychopharmaka, die er sich in die Haferpops mischt. Er begleitet seine Tochter in die Schwimmhalle und stolpert über einen Aushang: Mann für Synchronschwimmgruppe gesucht. Vielleicht wird an diesem kleinen Einstieg schon deutlich, wie komplett unsinnig die Handlung ist. Weshalb sollte gerade diese Sportart Bertrand ansprechen? Weshalb sollte sich der antriebsarme Mann ausgerechnet dazu aufraffen? Er beobachtet das Training und steigt ein. Man lernt nach und nach die anderen Verlierertypen kennen, die sich alle von der wunderhübschen Trainerin schikanieren lassen. Bei allen bleiben die Beweggründe für diese Form der körperlichen Ertüchtigung ein Rätsel. Keiner der Charaktere wird so entwickelt, dass wir ihn und seine Beständigkeit wirklich nachvollziehen könnten. Gut, da gibt es die Besäufnisse nach dem Training, die Frotzeleien und Rivalitäten, die Ehefrauen und Kinder, die über Papa den Kopf schütteln. Es gibt einen abgehalfterten Rocksänger, der in seinem Tourbus haust und von seiner Tochter bemitleidet wird. Ein anderer ist gerade mit der vierten Firma Konkurs gegangen. Vermutlich als Alibi-Migranten gibt es einen dunkelhäutigen Schwimmer, von dem wir überhaupt nichts erfahren. Peinlich. Gesucht wird noch ein »Untermann«, jemand, der ein paar Minuten lang die Luft anhalten kann. Als ein Mitglied der Truppe seine Mutter im Pflegeheim besucht, stößt er auf einen Krankenpfleger, der stolz berichtet, er könne die Luft anhalten, bis er mit einem Zimmer fertig sei - er könne den Gestank nicht ertragen. Peinlich. Die Trainerin entpuppt sich als alkoholkrank, ihre Vertretung sitzt im Rollstuhl - so sind endlich alle auf demselben Niveau. Das Unglück schweißt die Truppe zusammen. Und - als hätte man es geahnt - fahren sie zur Weltmeisterschaft nach Norwegen und begeistern das Publikum. Und endlich sind die Familien und Kollegen zu Hause stolz auf ihre Schlaffis. Es sind die hervorragenden Schauspieler, die »Ein Becken voller Männer« so grade mal über Wasser halten.

Okay, ich gebe es zu, derartige Filme sind nicht meine Baustelle. Da hilft auch die depressive Ausgangslage nicht weiter. Aber mein Respekt vor den hier ebenfalls vorgestellten und mit kleinstem Budget hergestellten Dokumentarfilmen ist gewaltig gestiegen.



Die Kinder der Utopie
Dokumentarfilm
Deutschland 2019; 82 Min.
R: Hubertus Siegert

Ein Becken voller Männer
Frankreich 2018; 122 Min.
R: Gilles Lellouche
D: Mathieu Amalric, Guillaume Canet, Virginie Efira

Ein besonderes Leben
USA 2019; 1. Staffel auf Netflix
R: Anna Dokoza
D: Ryan O'Connell

Fußballverrückt
Dokumentarfilm
Deutschland 2019; Deutsch mit englischen UT; 90 Min.
R: Manuele Deho

I am Maris
Dokumentarfilm
USA 2018; Englisch mit deutschen UT; 52 Min.
R: Laura Vanzee Taylor

Neben der Spur - Von der Depression aus der Bahn geworfen
Dokumentarfilm
Deutschland 2019; 92 Min.
R: Andrea Rothenburg
DVD über www.psychiatriefilme.de

Push - Für das Grundrecht auf Wohnen
Dokumentarfilm
Schweden 2019; 92 Min.
R: Fredrik Gertten
Seit 6. Juni im Kino

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Quelle:
Soziale Psychiatrie Nr. 166 - Heft 04/19, 2019, Seite 46 - 49
veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Autorin und der Redaktion
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. März 2020

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