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INTERNATIONAL/093: Pazifikinseln - Erste Internet-Plattformen diskutieren über Korruption (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 20. Februar 2013

Pazifikinseln:
Erste Internet-Plattformen diskutieren über Korruption

Von Catherine Wilson


Bild: © Catherine Wilson/IPS

Gemeinschaften auf Pazifikinseln verstreut, Internetnutzung gering
Bild: © Catherine Wilson/IPS

Sydney, 20. Februar (IPS) - Die Pazifikinseln gehören zu der Weltregion mit der niedrigsten Internet-Durchdringung. Doch internetversierte junge Städter haben verschiedene Social-Media-Seiten eingerichtet, die die Debatte über den Kampf gegen Korruption und für Transparenz in Gang bringen sollen.

In Vanuatu, wo nur 7,4 Prozent der rund 260.500 Einwohner einen Internetzugang haben und 3,66 Prozent Facebook nutzen, hat sich mit der 'Jugend gegen Korruption in Vanuatu' (YACV) die erste Online-Diskussionsplattform des Landes gebildet. Sie umfasst bereits 700 Mitglieder.

"Jugend gegen Korruption wurde von Email- und Social-Media-Nutzern ins Leben gerufen. Die Plattform setzt sich mit der Frage auseinander, welche Möglichkeiten junge Leute haben, um die Korruption in Vanuatu zu bekämpfen", erläutert die YACV-Chefin Linda Rokrok. "Doch schnell wurde klar, dass Toktok (Reden) allein nicht ausreicht. Die wirkliche Vernetzung und die wahre Kommunikation in Form von Sensibilisierungsmaßnahmen und Events sind die Eckpfeiler für die Effektivität von YACV."

YACV hat Informationskampagnen für junge Leute, sozial ausgegrenzte Bevölkerungsgruppen und ländliche Gemeinschaften durchgeführt. Auch wurde eine Petition auf den Weg gebracht, die Vanuatu zur Umsetzung der Anti-Korruptionskonvention der Vereinten Nationen bewegen soll. Die von der YACV geleitete Theatergruppe 'Haos Blong KiK' (Ein Haus gegen Korruption) hatte im Vorfeld der allgemeinen Wahlen im vergangenen Oktober ein Anti-Korruptions-Theaterstück in Städten und Dörfern aufgeführt.

Rokrok zufolge spielte das Internet bei der Gründung von Anti-Korruptionsgruppen keine Rolle. Wohl aber konnten die sozialen Netzwerke die Reichweite von YACV und die Unterstützung für die Organisation vergrößern.


Große digitale Kluft

Die digitale Kluft auf den Pazifikinseln ist nach wie vor groß. Während 52 Prozent der Bevölkerung von Französisch-Polynesien und 27,8 Prozent von Fidschi online sind, trifft dies für Kiribati nur zu 9,9 Prozent, für die Solomon-Inseln für 5,9 Prozent und für Papua-Neuguinea für 2,1 Prozent der Einwohner zu. Trotz wachsender Popularität wird das Facebook bisher erst von 21 Prozent der Fidschianer, 9,89 Prozent der Samoaner und 1,87 Prozent der Bevölkerung von Papua-Neuguinea genutzt.

Im Gegensatz dazu haben sich Mobiltelefone auf den Pazifikinseln durchgesetzt. Sie sind auf den Cook-Inseln, Fidschi, Papua-Neuguinea, Samoa, Tonga und Vanuatu ein gewohnter Anblick. Wie aus einer jüngsten Studie des Pazifischen Instituts für öffentliche Maßnahmen (PIPP) hervorgeht, besitzen 95,5 Prozent der Haushalte auf Vanuatu ein Handy. Doch 72 Prozent der Befragten gab an, noch nie ins Internet gegangen zu sein.

Viele Pazifikinseln sind an einem Anschluss an die unterseeischen Fiberglaskabel interessiert. Doch die Kosten für die Nutzung der internationalen Informations- und Kommunikationsmedien (IKM) sind in der Region deutlich höher als in Australien und den asiatischen Ländern.


Internetzugang eine Kostenfrage

In Papua-Neuguinea betreibt der prominente Online-Kommentator Deni ToKunai, bekannt als 'Tavurvur', den Blog 'The Garamut', um soziale und politische Missstände zu kritisieren. Wie er gegenüber IPS erklärte, haben internetfähige Mobiltelefone zum Abbau der Barrieren beigetragen, die der Internetnutzung in den ländlichen Regionen im Wege standen. Die größte Hürde seien jedoch die hohen Kosten für die Internetguthaben in einer Weltregion mit begrenzten Einkommen.

In Papua-Neuguinea und in Vanuatu kann das einfache Einwählen ins Internet bis zu 12,1 Prozent beziehungsweise 9,5 Prozent des monatlichen Durchschnittseinkommens verschlingen. Ein Breitband-Internetzugang würde den Anteil gleich auf 85,5 Prozent auf den Solomon-Inseln und auf 150,9 Prozent auf Papua-Neuguinea hochschnellen lassen.

In Papua-Neuguinea hatte die 9.500 Mitglieder zählende Facebook-Gruppe 'Sharp Talk PNG' über Themen wie die Veruntreuung öffentlicher Gelder, die miserable Ausstattung der Krankenhäuser und schlechte medizinische Versorgung sowie die Gewalt gegen Frauen diskutiert.

Dem PIPP-Exekutivdirektor Derek Brien zufolge haben die Online-Diskussionen keine Reaktion von Seiten der Politik nach sich gezogen. Allerdings sei der Wert der sozialen Medien als Katalysatoren nicht zu unterschätzen, sagte er und erinnerte an das Machtgerangel 2011 zwischen Sir Michael Somarés Nationaler Allianzpartei und Peter O'Neills Nationalem Volkskongress.

"Die sozialen Medien dienten vielen Bürgern damals dazu, ihren Unmut über den Streit zum Ausdruck zu bringen. Dies führte zur Gründung einer Allianz aus Nichtregierungsorganisationen, zivilgesellschaftlichen Gruppen und Universitätsstudenten, die nun die Meinung der schweigenden Mehrheit zum Ausdruck bringen." (Ende/IPS/kb/2013)


Lins:

http://www.ipsnews.net/2013/02/virtually-at-sea-in-the-pacific/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 20. Februar 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Februar 2013