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INTERNATIONAL/017: Dominikanische Republik - Medien zwischen Selbstzensur und Korruption (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 10. März 2011

Dominikanische Republik: Medien zwischen Selbstzensur und Korruption

Von Elizabeth Eames Roebling


Santo Domingo, 10. März (IPS) - Die Dominikanische Republik, die sich mit Haiti die kleine Karibikinsel Hispaniola teilt, mutet mit ihren sieben Tageszeitungen und ebenso vielen nationalen Fernsehsendern wie eine Bastion der Pressefreiheit und Informationsvielfalt. Doch der Schein trügt. Nachdem die Medien lange Zeit Zielscheibe gewaltsamer Übergriffe waren, leiden sie nun an Selbstzensur und Korruption.

"Es gibt viele Möglichkeiten, die Pressefreiheit zu knebeln", sagt Manuel Quiroz, Chefredakteur der 77 Jahre alten Tageszeitung 'El Caribe'. Die klassische Methode setzte auf Einschüchterung. Doch als ebenso effektiv habe sich die Methode herausgestellt, Journalisten zu kaufen.

Ein Vorwurf, den auch Juan Bolivar Diaz, Pressechef beim TV-Kanal 'Tele Antillas' erhebt. "Die Regierung toleriert den Dissens, versucht ihn aber mit der Bestechung von Journalisten möglich klein zu halten", sagt er. "Tausende Reporter stehen auf der Gehaltsliste des Staates. Und es gibt nur wenige, die keine staatliche Zuwendung erhalten."

2003 war für die Dominikanische Republik ein schwieriges Jahr: Drei Banken gingen pleite, das Land ächzte unter einer Inflation von 45 Prozent. Arbeitgeber hatten damals große Schwierigkeiten, ihre Angestellten zu bezahlen. Und was machte die Regierung? Sie bestellte die Journalisten ein, um ihnen eine Halbtagsstelle anzubieten. Eine Auswertung der Gehälter der Tele-Antillas-Mitarbeiter ergab, dass fast alle von der Regierung Gehälter beziehen.

Die meisten Journalisten des Senders arbeiten von acht Uhr morgens bis nachmittags um vier. Ihnen habe man gesagt, dass der Job bei der Regierung nur wenig Zeit in Anspruch nehmen werde und es reichen würde, wenn sie an den Nachmittagen arbeiten würden, berichtet Diaz. Die Mehrheit der Journalisten nehme das Geld, ohne eine Gegenleistung zu erbringen.


Vom Regen in die Traufe

Diaz erinnert sich noch gut an die schwierigen Zeiten unter der Regierung des Langzeitpräsidenten Joaquín Balaguer. Damals überlebte der Journalist ein Bombenattentat und wurde in einem zweifelhaften Verfahren wegen Diffamierung eines Unternehmens zu sechs Monaten Gefängnis und einer Geldstrafe von 200.000 US-Dollar verurteilt.

"Heute haben wir größere Freiheiten. Ich kann durch die Straßen gehen, ohne Angst zu haben, angegriffen oder ins Gefängnis gebracht zu werden. Das Problem besteht nicht darin, dass wir keine Pressefreiheit haben. Das Problem besteht darin, dass diese Freiheit so wenig wert ist."

Tele-Antillas-Journalisten hatten vor einigen Jahren einen Skandal aufgedeckt, in dem der damalige Gesundheitsminister verstrickt war. Er hatte seinem Bruder erlaubt, Lebensversicherungspolicen an die Mitarbeiter des Ministeriums zu verkaufen. "Obwohl alles ein Riesenschwindel war, blieb der Minister im Amt", erläutert Diaz. Der Fall sei nur einer von vielen und ein Beispiel mehr für den Mangel an Transparenz und das Klima der Straffreiheit. (Ende/IPS/kb/2010)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. März 2011