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KINDER/408: Frühgeborenenmedizin - wichtig ist ausreichendes Pflegepersonal und die Einbeziehung von Angehörigen (idw)


Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. - 14.11.2014

Frühgeborenenmedizin beim DIVI2014: Einbeziehung von Angehörigen und ausreichend Pflegepersonal



Die Geburt ist ein kraftraubender und nicht selten auch schmerzhafter Vorgang. Trotzdem ist sie für Mütter und natürlich auch Väter einer der schönsten Momente in ihrem Leben. Fast 700.000 neue Erdenbürger kommen jedes Jahr in Deutschland zur Welt, rund 60.000 von ihnen allerdings zu früh - 6000 von ihnen sogar so früh, dass sie nach der Geburt intensivmedizinische Betreuung benötigen, um gesund weiterleben zu können.

Die gute Nachricht: Innerhalb einer Generation haben sich die Überlebenschancen dieser Extremfrühchen von zehn auf 90 Prozent erhöht. Gründe sind Neuentwicklungen von Medizingeräten und Medikamenten, die Spezialisierung des medizinischen Personals und die Einrichtung von Perinatalzentren.

Die Frühgeborenenmedizin ist ein Schwerpunkt des diesjährigen DIVI-Kongresses. Dazu Professor Gerhard Jorch, Präsident elect der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI): "Besonders wichtig für die Patienten ist das Pflegepersonal. Die betreuende Fachkinderkrankenschwester für Pädiatrie und Intensivmedizin hat mit Abstand den häufigsten Blick- und Handkontakt mit den kleinen Patienten. Sie muss ihre Arbeit ohne zu großen Zeitdruck ausüben können, geschult und erfahren sein und sich die Freude an ihrem Beruf erhalten können." Nun die zweite gute Nachricht: "Gesund überlebende Frühgeborene haben eine normale Lebenserwartung und sind uneingeschränkt leistungsfähig. Nachuntersuchungen zeigen, dass sie in der weit überwiegenden Mehrheit langfristig beruflich und sozial voll integriert sind. Eine hochwertige Frühgeborenenintensivmedizin ist Merkmal einer jeden hochentwickelten Gesellschaft."

Die Betreuung von Frühgeborenen darf sich aber nicht auf die Intensivmedizin nach der Geburt beschränken. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass das Schicksal eines Frühgeborenen durch die Unterstützung im familiären Umfeld genauso stark beeinflusst wird wie durch eine niedrige Komplikationsrate während der intensivmedizinischen Behandlung. Deshalb werden heute Familienmitglieder trotz der besonderen krankenhaushygienischen Herausforderungen bereits auf der Intensivstation in die Betreuung ihres Kindes mit einbezogen. Das erfordert besondere bauliche und organisatorische Voraussetzungen und eine spezielle Schulung des medizinischen Personals.

Die DIVI hat bereits im Jahre 2010 ein auf wissenschaftlichen Daten fußendes Strukturpapier zur Intensivmedizin verfasst. Erstmalig wurde dort gefordert, dass die Frühgeborenenintensivmedizin gleichberechtigt mit der Erwachsenenintensivmedizin behandelt werden sollte. Dazu gehören, dass auf einer Intensivstation eine Pflegekraft nicht mehr als zwei Patienten gleichzeitig versorgen darf, besonders pflegeaufwändige Intensivpatienten eine eigene Pflegekraft benötigen und in Sonderfällen sogar zeitweilig zwei Pflegekräfte für einen Patienten erforderlich sind. Klaus Notz, ebenfalls Präsidiumsmitglied der DIVI und Vertreter der nichtärztlichen Mitglieder: "Wir Fachkrankenschwestern und -pfleger stellen uns gerne den besonderen Herausforderungen auf der Intensivstation. Schließlich haben wir diesen hochspezialisierten Pflegeberuf selbst gewählt. Wir können aber auf Dauer unsere Arbeit nur fachlich verantworten, wenn die dazu notwendigen Rahmenbedingungen, wie von der DIVI gefordert, zur Verfügung stehen."

DIVI Kongress 2014
Die Frühgeborenenmedizin ist ein Schwerpunkt des DIVI-Kongresses 2014, der unter dem Motto "Humanität und Technologie" vom 03. bis 05. Dezember im CCH Congress Center in Hamburg stattfindet. Die Veranstalter bauen eine Frühchenintensivstation mit Kreißsaal-Erstversorgungseinheit auf, bei der alles echt ist außer den Patienten, die durch Puppen ersetzt wurden. Hier erhalten auch fachfremde Kongressbesucher Einblick in diesen neuen Trend der Frühchenintensivmedizin. Dazu Dr. Stefan Avenarius, der diese Station konzipiert hat: "Der beste Platz für ein Frühchen vor der Geburt ist im Bauch der Mutter, der beste Platz auf der Intensivstation ist auf dem Bauch der Mutter oder der Brust des Vaters. Unser Pflegepersonal betrachtet es als seine Aufgabe, die Eltern bei der Betreuung der Kinder zu unterstützen."

Außerdem werden Schulungskurse für Ärzte und Pflegepersonal angeboten. Kongresspräsident Professor Andreas Unterberg zum DIVI2014:"Intensiv- und Notfallmedizin haben in den letzten Jahrzehnten einen stetigen Wandel und eine enorme Weiterentwicklung erlebt. Was vor über zwei Jahrzehnten bei den ersten DIVI-Kongressen noch sensationell war, ist heute Normalität. Geblieben ist der Fokus all unserer Bemühungen, das Wohl der von uns versorgten Patienten und ihrer Angehörigen. Im Zentrum unserer Arbeit steht daher immer an erster Stelle die Humanität. Die Methoden und die Technologie, die uns heute zur Verfügung stehen, schwerstkranke Patienten zu behandeln, entwickeln sich von Jahr zu Jahr weiter. Jedoch sind unsere Ressourcen nicht unbegrenzt. Und so sollte sich der Einsatz von Technologie nachweislich und messbar lohnen. Auch dieser Aspekt sollte stets berücksichtigt werden."

Ein weiterer Höhepunkt des Kongresses ist der DIVI Charity Lauf am 4. Dezember, dessen Erlös an die Organisation "Kinderhilfe Organtransplantation - Sportler für Organspende e.V." geht. Schirmherr des Laufes ist der Olympiasieger im Gehen Hartwig Gauder, der selbst seit 1997 ein Spenderherz hat. Die Feuerwehr der Stadt Hamburg führt am 04.12.2014 eine Personenrettung aus dem 27. Stockwerk des Radisson Blu Hotel sowie eine Rettung von adipösen Patienten am 05.12.2014 vor. Beide Termine finden von um 11:45-12:15 Uhr statt. Die Bundeswehr stellt eine militärische Rettungskette dar und ADAC Luftrettung zeigt die Funktionen eines Intensivtransporthubschraubers.

DIVI weltweit einzigartig
Die 1977 gegründete DIVI ist ein weltweit einzigartiger Zusammenschluss von mehr als 2000 Anästhesisten, Neurologen, Chirurgen, Internisten, Kinder- und Jugendmedizinern sowie Fachkrankenpflegern und entsprechenden Fachgesellschaften und Berufsverbänden: Ihre fächer- und berufsübergreifende Zusammenarbeit und ihr Wissensaustausch machen im Alltag den Erfolg der Intensiv- und Notfallmedizin aus. Insgesamt bündelt die DIVI damit das Engagement von mehr als 30 Fachgesellschaften und persönlichen Mitgliedern.

Die Experten der DIVI:

  • Professor Andreas Unterberg ist diesjähriger Kongresspräsident und Direktor der Neurochirurgischen Klinik am Universitätsklinikum Heidelberg.
  • Professor Gerhard Jorch ist der für die Amtsperiode 2015/16 gewählte Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und Direktor der Universitätskinderklinik in Magdeburg.
  • Klaus Notz, ist Präsidiumsmitglied der DIVI und Vertreter der nichtärztlichen Mitglieder. Er ist zugleich Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste (DGF) und Leiter der Bildungseinrichtungen der Kreiskliniken Reutlingen.
  • Dr. Stefan Avenarius ist DIVI-Mitglied und als leitender Oberarzt an der Universitätskinderklinik in Magdeburg tätig.


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.divi.de
Homepage der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI)
http://www.divi2014.de
Webauftritt zum 14. Kongress der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI)


Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1527

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V., Larissa Vogt, 14.11.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. November 2014