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ZAHN/208: Meldungen vom 25. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Implantologie vom 24.-26.11.2011 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Implantologie im Zahn-, Mund- und Kieferbereich e. V. - 25.11.2011


→ Zahnimplantate sichern Lebensqualität
      25. Jubiläums-Kongress der DGI mit 2300 Teilnehmern
→ Implantologie 1951-2011 - Auf den Schultern von Giganten
→ Auf dem Weg zu Leitlinien für die Implantologie - DGI veröffentlicht Empfehlungen
→ Den Patienten ihr verlorenes Gesicht zurück geben
→ Zahnimplantate erhöhen die Lebensqualität auch im hohen Alter (idw)
→ DGI startet Studie zur Verträglichkeit von Zahnimplantaten aus Titan
→ Dünne Implantate - Das Therapiespektrum der Implantologie erweitern


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25.11.2011

Zahnimplantate sichern Lebensqualität 25. Jubiläums-Kongress der DGI mit 2300 Teilnehmern

Rund 2300 Teilnehmer werden zum 25. Jubiläumskongress der Deutschen Gesellschaft für Implantologie kommen, der vom 24.-26. November 2011 in Dresden stattfindet. Experten beleuchten auf dieser Tagung etablierte Verfahren ebenso kritisch wie die neuesten Trends. (Dresden) Zahnimplantate sind heute ein fester Bestandteil der modernen Zahnheilkunde. Sie erhalten die Kaufähigkeit und Lebensqualität. "Die Implantologie ist keine Newcomer-Methode mehr", betont DGI- und Kongresspräsident Professor Terheyden, Kassel. "60 Jahre nach den grundlegenden Forschungsarbeiten, die zeigten, dass Titan sich fest mit Knochen verbindet, verfügen wir in der Implantologie über ein solides Fundament an gesichertem Wissen."

Nicht zuletzt deshalb befindet sich die Implantologie auf dem Weg von einer Spezialistendisziplin zur Breitenmethode. "Implantate sind heute eine Methode der ersten Wahl mit gesicherten Überlebensraten, die genau so gut sind wie jene von konventionellen Brücken und Prothesen", stellt Terheyden fest. Wird der Zahnersatz auf Implantaten befestigt, müssen darüber hinaus gesunde Nachbarzähne nicht beschliffen werden.

In Deutschland werden derzeit jährlich schätzungsweise eine Million dieser künstlichen Zahnwurzeln als Träger für Kronen, Brücken oder Prothesen implantiert. Diese Zahl dürfte in der Zukunft steigen - zum einen aufgrund des demographischen Wandels, aber vor allem auch deshalb, weil Patientinnen und Patienten danach fragen und häufig einer implantatgetragenen Versorgung den Vorzug geben.

Dass die Implantologie zu den innovativen Gebieten der Zahnmedizin gehört, wird auf dem Kongress deutlich. In 136 Präsentationen berichten die Referenten über ihre Erkenntnisse, stellen neue Methoden und Materialien vor. Doch gleichzeitig stehen das Erreichte sowie die neuen Trends auch auf dem Prüfstand. "Die Qualitätssicherung der Behandlung und der Materialien ist eine wichtige Aufgabe unserer Gesellschaft", betont Terheyden.

So loten die Implantologen derzeit beispielsweise aus, ob es möglich ist, Durchmesser und Länge von Implantaten zu reduzieren. "Wo hier die Grenzen liegen und wie die Langzeitergebnisse aussehen werden, kann zur Zeit niemand abschätzen", sagt Terheyden. Thema ist auch der richtige Zeitpunkt für eine Implantation - in manchen Fällen kann die künstliche Zahnwurzel sofort nach der Extraktion eingepflanzt werden, um die umgebenden Strukturen zu erhalten. Geht es um die Frage, wann ein Implantat belastet werden darf, sind die Grenzen inzwischen ausgelotet: Von wenigen Ausnahmen abgesehen, muss das Implantat einheilen, bevor es belastet werden kann. "Die Biologie lässt sich nicht aushebeln", erklärt Terheyden. "Wird zu früh belastet, wächst das Risiko, dass das Implantat nicht einheilt und ein erneuter Eingriff erforderlich ist." Ist der Kiefer aufgrund langer Zahnlosigkeit stark geschrumpft, kann der Kiefer durch eine sogenannte Sandwich-Osteoplastik aufgebaut werden. Der zu kurze Kiefer wird dabei horizontal aufgetrennt und der entstehende Hohlraum - wie bei einem Sandwich - mit Knochenersatzmaterial aufgefüllt. Ist der Heilungsprozess abgeschlossen, können die Patienten mit einem implantatgetragenen Zahnersatz versorgt werden. "Das Verfahren ist bereits 30 Jahre alt", erklärt Terheyden. Allerdings geriet es wieder in Vergessenheit. Nun ist es - in Verbindung mit Knochenersatzmaterial und Implantaten - zu einer gesicherten Methode geworden.

Der Kongress findet in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Zahnheilkunde (DGÄZ) und der AG Keramik statt. Begleitet wird die Tagung von der ImplantExpo, die im letzten Jahr erfolgreich etabliert wurde. Auf dieser spezialisierten internationalen Messe für Implantologie können sich die Fachbesucher ebenfalls über neue Trends und Entwicklungen informieren.


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25.11.2011

Implantologie 1951 - 2011: Auf den Schultern von Giganten

"60 Jahre Osseointegration - solides Fundament für Neues Wissen". So lautet das Motto des 25. Kongresses der DGI. Seit der Beobachtung von Per-Ingvar Brånemark, dass Titan sich fest mit Knochen verbindet, hat sich die Implantologie stürmisch entwickelt und ist inzwischen international in der Zahnheilkunde fest etabliert. Daran hatten deutsche Pioniere erheblichen Anteil.

(Dresden) "Wenn Sie unbedingt wollen, dann meinetwegen." Mit diesen Worten erhielt Ende der sechziger Jahre der junge Assistenzarzt Peter Tetsch von seinem damaligen Chef Prof. Dr. Dr. R. Becker an der Zahnklinik der Universität Münster die Erlaubnis, sich mit Zahnimplantaten zu beschäftigen. "Ich erinnere mich an diese Worte als sei es gestern gewesen", schmunzelt Prof. Dr. Dr. Peter Tetsch, der 1978 zum Leiter der Poliklinik für Zahnärztliche Chirurgie der Mainzer Universität und 1988 zu deren Direktor berufen wurde. Heute praktiziert Professor Tetsch wieder in seiner Heimatstadt Münster - "Ruhestand" gibt es für ihn nicht.

1970 setzte Professor Tetsch sein erstes Implantat - die Patientin trägt es noch immer ohne Probleme. Seitdem hat er die Entwicklung der Implantologie nicht nur intensiv beobachtet, sondern auch selbst zusammen mit seinen Kollegen voran getrieben.

Zeugen einer Revolution

"Unsere Visionen haben sich seit den Anfängen nicht geändert", sagt er. Wir wollten und wollen unseren Patientinnen und Patienten helfen, die mit einer konventionellen Prothetik gar nicht oder nur schwer versorgt werden können oder bei denen gesunde Zahnsubstanz durch Beschleifen geopfert werden müsste. Noch in den sechziger Jahren war es keine Seltenheit, dass ältere Menschen völlig zahnlos waren und nicht einmal Prothesen trugen. "Seitdem wurde ich Zeuge einer Revolution in der Zahnmedizin", sagt Tetsch, "die für Patienten einen großen Fortschritt bedeutete."

Die Beobachtung des schwedischen Forschers Per-Ingvar Brånemark, dass Titan sich fest mit Knochen verbindet, hatte in den fünfziger Jahren die Entwicklung der Implantologie befeuert. Die ersten Implantate waren - im Vergleich zu den heutigen grazilen Schrauben - massive Hohlkörper. "Die Idee war, möglichst viel Material in den Kiefer zu bringen, je mehr, desto besser, damit es länger hält", erinnert sich Tetsch. Doch es war schwierig, wenn solche Implantate entfernt werden mussten. Dann folgten so genannte Blattimplantate, die aber bruchanfällig waren. Mitte der siebziger Jahre entwickelte der Schweizer Zahnarzt Dr. Philipp Ledermann ein Schraubenimplantat aus Titan. Diese Form haben die künstlichen Zahnwurzeln prinzipiell heute noch.

Ledermann hat bedeutende Aspekte der Entwicklung in einer Autobiographie beschrieben ("Die Papiereltern").

Anfang der siebziger Jahre führte Prof. Dr. Dr. h. c. Willi Schulte die neue Methode auch an der Tübinger Universitätszahnklinik ein. "Er gehört zu den Pionieren der Implantologie in Deutschland", sagt DGI-Pressesprecher Prof. Dr. Germán Gómez-Román von der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik der Universität Tübingen. Schulte etablierte den ersten Sonderforschungsbereich der Deutschen Forschungsgemeinschaft in der Zahnmedizin und setzte 1975 erstmals ein Implantat sofort nach der Extraktion eines Zahnes. "Er wollte nicht warten, bis der Knochen aufgrund mangelnder Funktion geschrumpft ist", sagt Gómez-Román. Schulte entwickelte beispielsweise auch das sogenannte Periotest-Gerät, mit dessen Hilfe der Zahnarzt untersuchen kann, ob ein Implantat fest sitzt. Mitte der 1980er Jahre setzte Schulte mit seinen Mitstreitern und Kollegen, zu denen auch Tetsch gehörte, durch, dass die Implantologie in die Gebührenordnung aufgenommen wurde. "Damit war die Implantologie als Therapieverfahren anerkannt", sagt Tetsch.


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25.11.2011

Auf dem Weg zu Leitlinien für die Implantologie: DGI veröffentlicht Empfehlungen

Vier neue Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Implantologie zu verschiedenen wichtigen implantologischen Fragestellungen sollen einen therapeutischen Korridor für praktisch tätige Implantologen beschreiben.

(Dresden) Pünktlich zum 25. Jubiläumskongress der Deutschen Gesellschaft für Implantologie veröffentlicht die Gesellschaft vier systematische Übersichtsarbeiten und Konsensuserklärungen zu implantologischen Fragestellungen in deutscher und englischer Sprache als Supplement des European Journal of Oral Implantology (EJOI). "Unser Ziel war, einen therapeutischen Korridor für den praktisch tätigen Implantologen zu formulieren, in dem Bereiche soliden und abgesicherten Wissens beschrieben werden und Bereiche offengehalten werden, in denen bislang noch keine definitive Stellungnahme formuliert werden kann, da die wissenschaftliche Datenlage unzureichend ist", erklärt Prof. Dr. Dr. Hendrik Terheyden, Kassel. Der DGI-Präsident hatte im vergangenen Jahr die erste wissenschaftliche Konsensuskonferenz der DGI zusammen mit der DGZMK, der AWMF sowie 15 weiteren Fachgesellschaften und Verbänden auf den Weg gebracht, auf denen die Grundlagen für die neuen Empfehlungen gelegt wurden.

Erwartungsgemäß: Bei jungen Verfahren fehlen Langzeitstudien. Bei einigen der behandelten Fragen mangelte es erwartungsgemäß an Evidenz durch randomisierte, kontrollierte klinische Studien und daraus berechneten Metaanalysen. Ein Grund: die Implantologie entwickelt sich so schnell, dass viele Verfahren noch zu jung sind, um etwa lange Nachbeobachtungszeiten zu erlauben. "Der Praktiker muss aber trotzdem heute schon Entscheidungen fällen und benötigt dafür in aufbereiteter Form die Informationen aus der Wissenschaft", betont Terheyden. Genau dies leistet die Methode der bestverfügbaren Evidenz.

Statements mit Empfehlungsrang

Die nun vorliegenden Konsensus-Statements haben den Rang von Empfehlungen einer Fachgesellschaft. Dies ist der erste Schritt. "Drei der vier Empfehlungen werden bis zum Sommer 2012 zu Leitlinien weiterentwickelt", erklärt Terheyden. Dieses wären dann international die ersten qualitativ hochwertigen, evidenzbasierten Leitlinien in der Implantologie - was bei einem noch vergleichsweise jungen Fach nicht ungewöhnlich ist, dessen rasante Entwicklung erst in den letzten 20 Jahren einsetzte.

3D-Bildgebung - wann ist sie sinnvoll?

Ein Konsensus-Statement befindet sich aktuell bereits in der Zertifizierung als Leitlinie (Stufe S2k). Das Team hatte den Einsatz der dreidimensionalen Bildgebung in der Implantologie untersucht. Die Frage lautete: "Welche Indikationen bestehen für eine dreidimensionale Röntgendiagnostik und bilddatengestützte navigierte Methode in der dentalen Implantologie?"

Da diese Diagnosemethode jedoch sehr jung ist, können bestimmte Studien noch nicht vorliegen. Es fehlen randomisierte oder kontrollierte Studien am Menschen, welche die Überlegenheit einer 3D-Bildgebung hinsichtlich des chirurgischen Erfolgs oder des Auftretens von Komplikationen in der Implantologie im Vergleich zur konventionellen Diagnostik belegen. Darum formulierten die Experten der Arbeitsgruppe mögliche Indikationen. Die 3D-Bildgebung kann beispielsweise dann sinnvoll sein, wenn die konventionelle zweidimensionale Röntgenuntersuchung in bestimmten Bereichen deutliche anatomische Abweichungen oder pathologische Veränderungen zeigt oder wenn anatomisch wichtige Strukturen in der Nähe der Implantatstelle röntgenologisch nicht sicher dargestellt werden können. Auch bestimmte Vorerkrankungen oder spezielle chirurgische oder prothetische Konzepte können den Einsatz der digitalen Volumentomographie rechtfertigen.

Indikationen für Knochenersatzmaterialien

Zur S1-Leitlinie weiterentwickelt werden soll das Konsensus-Statement der Arbeitsgruppe, die analysiert hatte, bei welchen klinischen Indikationen in der dentalen Implantologie die Verwendung von Knochenersatzmaterialien wissenschaftlich belegt ist. So bescheinigt das Team den Ersatzstoffen beispielsweise, dass alle untersuchten Knochenersatzmaterialien bei der sogenannten Sinusbodenaugmentation prinzipiell gleich gut abschnitten. (Bei diesem Eingriff wird ein zu dünn gewordener Boden der oberen Kieferhöhle durch Knochenersatzmaterial aufgefüllt, damit Implantate eingepflanzt werden können.)

Den zahnlosen Oberkiefer versorgen

Die Frage, wie Patienten mit einem zahnlosen Oberkiefer am besten mit Implantaten versorgt werden, kann zur Zeit nicht abschließend beantwortet werden - zu heterogen sind die chirurgischen und prothetischen Herangehensweisen in den analysierten Studien. Einige evidenzbasierte Schlussfolgerungen konnten die Autoren gleichwohl aus den vorliegenden Studien zu prothetischen Behandlungsoptionen im zahnlosen Oberkiefer ziehen. Darum wird das derzeitige Statement bei nachfolgenden Treffen der Arbeitsgruppe zu einer S2e Leitlinie entwickelt.

Noch zu jung sind auch Methoden, die nach einer Zahnextraktion den Knochenabbau des Kieferkamms vermeiden sollen. Dazu wird das Zahnfach (Alveole) nach der Extraktion mit verschiedenen Materialien aufgefüllt, beispielsweise mit Knochenmaterial oder Ersatzmaterialien. Aufgrund der unterschiedlichen Materialien und Strategien, die bei diesen im Fachjargon "Socket Preservation" und "Ridge Preservation" genannten Verfahren eingesetzt werden, sind derzeit keine Empfehlungen für eine spezifische Technik oder ein bestimmtes Material möglich. Darum beschlossen die Experten die Leitlinienentwicklung auf diesem Gebiet für zwei Jahre aufzuschieben.


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25.11.2011

Den Patienten ihr verlorenes Gesicht zurück geben

Noch vor wenigen Jahren galten Mund-Kiefer-Tumoren als absolute Gegenanzeigen für Zahnimplantate. Dies hat sich geändert. Heute geben Experten betroffenen Patienten durch aufwändige implantatgetragene Rekonstruktionen ihr Gesicht zurück - ein Thema auf dem 25. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Implantologie, der vom 24.-26. 11. in Dresden stattfindet.

(Dresden) Patienten mit Tumoren im Kiefer-Gesichtsbereich, leiden nicht nur an einer zumeist bösartigen, lebensbedrohlichen Erkrankung. Hinzu kommen erhebliche biopsychosoziale Einschränkungen: Ihr Gesicht kann äußerlich deutlich verändert, sogar entstellt sein. Essen und Sprechen machen Probleme. Ist nach der Operation eine Bestrahlung erforderlich, verursacht diese Mundtrockenheit - dann schmerzt jede Berührung im Mund. Im Laufe der Erkrankung verlieren die Patienten viele oder sogar sämtliche Zähne. Im Schnitt dauert es 3,5 Jahre, bis sie wieder Zähne besitzen.

"Die intraorale Rehabilitation dieser Patienten kann nur multidisziplinär gelingen", erklärt Priv. Doz. Dr. Eva Engel von der Poliklinik für Prothetik der Universität Tübingen. "Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen zusammen mit dem prothetischen Behandlungsteam aus Zahnarzt, Zahntechniker und zahnärztlicher Assistenz können nur gemeinsam die vielfältigen, oft sehr individuellen Probleme lösen." Dabei gelinge, so Engel, in diesen schwierigen Situationen nicht immer ein vollkommen zufriedenstellendes kaufunktionelles Ergebnis, doch ließe sich die Lebensqualität durch die Eingliederung von Zahnersatz immer verbessern.

Auf dem 25. Kongress der DGI demonstriert Eva Engel an Hand von einer Auswertung der Therapieergebnisse von 75 prothetisch versorgten Tumorpatienten, wie komplex die prothetische Rehabilitation bei diesen Patienten sein kann. Zwei Drittel der Patienten hatten Mundhöhlenkrebs, ein Drittel andere Tumoren. Die Experten hatten die Patienten mit 90 Prothesen versorgt, getragen von ca. 340 Implantaten. Rund zehn Prozent des Zahnersatzes ging innerhalb von fünf Jahren verloren. "Hier spielen verschiedene Gründe eine Rolle", sagt Engel. Der Verlust von Implantaten, die teilweise auch aufgrund erneuten Tumorwachstums entfernt werden mussten, ist ein Grund. Ein anderer ist der Verlust von Zähnen, die als Pfeilerzähne in die prothetische Konstruktion mit einbezogen waren, was eine Erneuerung des Zahnersatzes notwendig machte. Insgesamt waren bei den untersuchten Patienten binnen fünf Jahren 20 Prozent der Implantate verloren gegangen. Das Risiko, ein Implantat zu verlieren, erhöhte sich um den Faktor 3,5, wenn ein Patient bestrahlt worden war.

Die Auswertung lieferte noch ein überraschendes Resultat: "Die Überlebenswahrscheinlichkeit dieser Patienten war mit 100 Prozent nach fünf Jahren etwa doppelt so hoch wie sie üblicherweise für Patienten mit einem Mundhöhlenkrebs angegeben wird", berichtet Engel. Dies sei jedoch wahrscheinlich eher auf die Patientenselektion als auf den Zahnersatz zurückzuführen.


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25.11.2011

Zahnimplantate erhöhen die Lebensqualität auch im hohen Alter

Für implantatgetragenen Zahnersatz gibt es keine Altersgrenze. "Wenn die Indikation korrekt gestellt wird, erhöhen Zahnimplantate die mundbezogene Lebensqualität bis ins hohe Alter", erklären Experten auf dem 25. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Implantologie, der vom 24.-26. November 2011 in Dresden stattfindet.

(Dresden) "Epidemiologische Studien zeigen, dass die natürlichen Zähne immer häufiger bis ins hohe Alter erhalten bleiben. Da gleichzeitig die Lebenserwartung steigt, sind wir immer häufiger mit Patienten konfrontiert sind, die im hohen Alter erstmals mit einer Totalprothese versorgt werden", erklärt Prof. Dr. Frauke Müller von der Abteilung für Gerodontologie und Prothetik der Universität Genf. "Bei richtiger Indikationsstellung", so die Expertin, "kann implantatgetragener Zahnersatz insbesondere bei zahnlosen Patienten die funktionellen, psychologischen und psychosozialen Beeinträchtigungen des Zahnverlustes mildern und die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität bis ins hohe Alter signifikant erhöhen." Darum nehmen, so Müller, "implantatprothetische Versorgungen im hohen und auch sehr hohen Alter inzwischen einen unumstrittenen Platz im Behandlungsspektrum für zahnlose Patienten ein."

Implantate erhalten Lebensqualität

Die Verankerung einer unteren Totalprothese mit Implantaten kann die Schrumpfung des periimplantären Knochens verlangsamen, die Kaueffizienz signifikant steigern und somit indirekt sogar einen positiven Einfluss auf die Ernährung haben. Auch die Kaumuskeln werden durch die erhöhte Kauaktivität besser trainiert. Das belegen Untersuchungen von Professor Müller und ihren Kollegen. "Aus der Literatur ergibt sich keine Altersgrenze für die Insertion von Implantaten, die Überlebensraten sind gleich oder sogar besser als bei jüngeren Patienten", sagt Müller. Allerdings sollten nach Meinung der Expertin die klassischen Kriterien für einen Implantaterfolg überdacht werden, da alte Patienten möglicherweise nicht mehr mit einer "komplizierten" Deckprothese zurechtkommen. Wenn Implantatpatienten zum Pflegefall werden und die Mundhygiene nachlässt kann auch dies Probleme verursachen. "Darum sollten Behandlungskonzepte unbedingt reversibel sein", fordert Müller.

In Deutschland sind in der Altersgruppe zwischen 65 und 74 Jahren 22 Prozent der Senioren zahnlos. Multimorbidität ist häufig. Der damit verbundene Medikamentenkonsum kann Mundtrockenheit verursachen und damit Sprach-, Kau- und Schluckprobleme sowie Probleme mit dem Sitz der Prothese. Schrumpft der Kieferknochen, entstehen besonders im Unterkiefer oft anatomisch ungünstige Verhältnisse. welche die Verankerung einer Totalprothese erschweren. Weil im Alter auch die muskuläre Koordinationsfähigkeit nachlässt, fällt den Menschen zudem auch die muskuläre Kontrolle einer Totalprothese schwer. Dann sichern Implantate die Lebensqualität.


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25.11.2011

DGI startet Studie zur Verträglichkeit von Zahnimplantaten aus Titan

Medienberichte über angebliche Unverträglichkeitsreaktionen auf Zahnimplantate aus Titan haben Patienten und Zahnärzte verunsichert. Darum startet die Deutsche Gesellschaft für Implantologie eine Querschnittstudie, um die Vorwürfe zu überprüfen.

(Dresden) "Wir wollen eine sichere Therapiebasis für die Zukunft schaffen." So beschreibt DGI-Vizepräsident Dr. Gerhard Iglhaut, Memmingen, die Ziele einer Querschnitt-Studie, welche die DGI jetzt auf den Weg gebracht hat. Im Rahmen dieser Studie wollen Iglhaut und seine Kollegen an elf europäischen Zentren untersuchen, ob es einen Zusammenhang geben könnte zwischen Titan, dem Material der künstlichen Zahnwurzeln und Entzündungen der Gewebe um Zahnimplantate herum (Periimplantitis).

Wissenschaftlich belegt ist, dass insbesondere Rauchen aber auch bestimmte Gen-Varianten das Risiko für eine Periimplantitis erhöhen. Demgegenüber fehlen bislang, so Iglhaut, seriöse wissenschaftliche Beweise für die in den Medienberichten zitierte Behauptung, dass es sich bei diesen Entzündungsprozessen um Unverträglichkeitsreaktionen auf Titan handelt. Ebenso wenig belegt ist auch die Behauptung, dass sich das Risiko für solche Reaktionen aufgrund eines einfachen Labortests vor einer Implantation abschätzen lässt.

Die DGI will für Klarheit sorgen

Vier Universitätskliniken, ein Krankenhaus und sechs Privatpraxen werden an der DGI-Studie teilnehmen. Die Ärzte und Zahnärzte dieser Zentren werden insgesamt 200 Patientinnen und Patienten nachuntersuchen, die in den vergangenen zehn Jahren in diesen Kliniken und Praxen Implantate erhalten haben. Erfasst wird zunächst, ob die Studienpatienten an einer Mukositis oder Periimplantitis leiden.

Im Labor von Prof. Dr. med. Peter Thomas an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der Ludwig-Maximilians-Universität München folgen danach weitere Untersuchungen. Geprüft wird beispielsweise, ob Immunzellen der Patienten auf Titanpartikel mit der Freisetzung bestimmter Botenstoffe (Zytokine) reagieren, die bei Immun- und Entzündungsprozessen eine Rolle spielen. Gewonnen werden diese Abwehrzellen aus dem Blut sowie aus den Flüssigkeiten der Zahnfleischtaschen, welche die Implantate umgeben. Die Wissenschaftler untersuchen darüber hinaus, ob die Patienten bestimmte Varianten von Zytokin-Genen tragen, die das Risiko erhöhen, an Parodontitis zu erkranken. Auch die bakterielle Mundflora der Patienten wird analysiert, ob sich in dieser Bakterien nachweisen lassen, die bei der Entstehung von Parodontitis eine Rolle spielen.

Der Abgleich der klinischen Befunde bei den Patienten mit den Labordaten kann, so hoffen die Forscher, Hinweise geben, welche Faktoren die Entstehung einer Periimplantitis tatsächlich begünstigen. Die Studie soll binnen sechs Monaten abgeschlossen sein.


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25.11.2011

Dünne Implantate: Das Therapiespektrum der Implantologie erweitern

Lässt sich durch den Einsatz dünner Implantate bei Patienten mit stark geschrumpften Kieferknochen ein operativer Knochenaufbau vermeiden? Darüber diskutieren die Experten auf dem 25. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Implantologie, der vom 24.-26. November in Dresden stattfindet.

(Dresden) "Es ist unser Ziel, eine implantatprothetische Versorgung auch jenen Patientinnen und Patienten anzubieten, die keinen größeren Knochenaufbau (Augmentation) haben können oder wollen, oder bei denen solche Eingriffe nicht möglich sind." So beschreibt Prof. Dr. Dr. Balil Al-Nawas von der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universität Mainz, die Bemühungen, das therapeutische Spektrum der Implantologie auszuweiten.

Nachteil: Bruchgefahr

Der Nachteil liegt in der erhöhten Bruchgefahr der Implantate. Die Sprödigkeit des Werkstoffs Titan scheint dabei eine Rolle zu spielen. Wie Al-Nawas berichtet, gibt es leider bislang nur wenige klinische Studien mit den dünnen Implantaten. "Doch die werden jetzt kommen", sagt er. Über eine doppelblinde, randomisierte Untersuchung mit 91 Patienten berichtet Al-Nawas auch in Dresden. Hier kamen - neben konventionellen Titanwurzeln - dünne Implantate aus einer Titan-Zircon-Legierung zum Einsatz. Resultat: Die Erfolgsraten waren ein Jahr nach der Behandlung vergleichbar zu den normal dimensionierten Implantaten.

Vorteil: Knochenaufbau entfällt

Während normale Implantate einen Durchmesser von 3,5 bis 4,2 Millimeter haben, liegen die durchmesserreduzierten Titanwurzeln zwischen 3 und 3,5 Millimeter. Der Vorteil: In den vorderen Kieferbereichen können diese dünnen Implantate selbst dann noch eingesetzt werden, wenn der Kieferknochen normalerweise aufgebaut werden müsste, um ein Implatat aufzunehmen. Als Träger für Backenzähne sind die Dünnen allerdings nicht geeignet.

Der Patient muss entscheiden

Doch so lange weitere Studien und vor allem Langzeituntersuchungen fehlen, besprechen wir mit Patienten, die eventuell für eine solche Therapie mit dünnen Implantaten in Frage kommen, deren Vor- und Nachteile. Es gilt, den Aufwand eines operativen Knochenaufbaus abzuwägen gegen das technische Risiko, der Bruchgefahr des Implantats."


Über die DGI.
Die Deutsche Gesellschaft für Implantologie im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich e.V. (DGI) ist mit über 7500 Mitgliedern - Zahnärzten, Oralchirurgen, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen und Zahntechnikern - die größte Fachgesellschaft im Bereich der Implantologie in Europa. Ihr Markenzeichen ist die enge Kooperation von Praktikern und Hochschullehrern. Deren gemeinsames Ziel ist die schnelle Umsetzung gesicherten Wissens und neuer Erkenntnisse in die Praxis durch ein differenziertes Fortbildungsangebot auf dem Gebiet der Implantologie - zum Nutzen von Patientinnen und Patienten.

Mehr Informationen:
http://www.dgi-ev.de


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen vom 25.11.2011
Deutsche Gesellschaft für Implantologie im Zahn-, Mund- und Kieferbereich e. V.
Pressestelle: Dipl. Biol. Barbara Ritzert, ProScience Communications GmbH
Andechser Weg 17, 82343 Pöcking
Telefon: +49 (0)8157 93970
E-Mail: ritzert@proscience-com.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. November 2011