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ZAHN/247: Fortschritt in der Kariesbehandlung (UKR)


Universitätsklinikums Regensburg - 18. November 2014

Fortschritt in der Kariesbehandlung



Durch eine neue Methode zur Entfernung von Karies, die Fluoreszenzunterstützte Kariesexkavation (Fluorescence Aided Caries Excavation, FACE), kann Karies zum ersten Mal anhand der bakteriellen Infektion bestimmt und somit selektiv und zuverlässig entfernt werden.

Karies ist wohl jedem ein Begriff. Vier von fünf Personen weltweit leiden aktuell daran oder waren schon einmal von der Zahnerkrankung betroffen. Karies zählt damit zu den am weitesten verbreiteten Krankheiten.

Was aber passiert, wenn der Zahnarzt Karies feststellt? In ihrem Anfangsstadium kann Karies noch durch verbesserte Reinigung und die Umstellung von Mundhygiene und Ernährungsgewohnheiten gestoppt werden. Ist sie allerdings bereits durch den Zahnschmelz in das darunterliegende Dentin eingedrungen, müssen die durch Bakterien infizierten Bereiche entfernt und das dadurch entstehende Loch gefüllt werden.

Konventionell werden die kariösen Bereiche des Zahns mittels einer Sonde oder durch eine spezielle Färbelösung bestimmt. Diese Methoden weisen allerdings einige Ungenauigkeiten auf, die durch die neu entwickelte Technik FACE kompensiert werden können.

Mit der Sonde, einem spitz zulaufenden Werkzeug, wird der Zahn abgetastet, um die Härte der Zahnsubstanz zu ermitteln. Weiches Dentin galt bislang als kariesinfiziert, hartes als gesund. Den Übergang von weichem zu hartem Dentin zuverlässig zu erkennen, bereitet aber selbst erfahrenen Zahnärzten Mühe.

Die Färbelösung soll Karies anzeigen, indem sie in das bakteriell infizierte, poröse Dentin dringt und dieses anfärbt. Tatsächlich wird dabei aber nicht nur bakteriell infiziertes Dentin angefärbt, sondern darüber hinaus auch demineralisierte, nicht-infizierte Zahnsubstanz.

Wirkungsweise von FACE

Beide konventionellen Methoden haben gemein, dass eine Abgrenzung zwischen infiziertem und nicht-infiziertem Dentin nicht zuverlässig möglich ist. Im Zweifelsfall wird so zu viel Zahnsubstanz entfernt oder sogar der Zahnnerv, die sogenannte Pulpa, eröffnet, was eine Wurzelkanalbehandlung nötig macht.

Hier setzt FACE an. Durch die neue Methode können bakteriell infizierte Bereiche des Zahns auf einfache Weise genau bestimmt und somit gezielt entfernt werden. Entwickelt wurde die zukunftsweisende Technik durch Professor Dr. Wolfgang Buchalla, Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie des Universitätsklinikums Regensburg (UKR), und Priv.-Doz. Dr. Áine Lennon, ebenfalls Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie des UKR. "Mit FACE ist es möglich, bakteriell infiziertes Dentin sichtbar zu machen und dieses selektiv und unter Schonung der angrenzenden, nicht-infizierten Bereiche zu entfernen. Insbesondere dieser substanzschonende Ansatz in Verbindung mit der Möglichkeit, in pulpanahen Bereichen bakteriell infiziertes Gewebe gezielt entfernen oder auch kontrolliert belassen zu können, macht FACE sinnvoll", so Professor Dr. Wolfgang Buchalla.

In Abgrenzung zu den konventionellen Methoden bildet bei FACE nicht die Beschaffenheit der Zahnsubstanz, sondern erstmals die bakterielle Infektion selbst die Grundlage zur Kariesentfernung.

Professor Buchalla und Priv.-Doz. Lennon haben in zahlreichen Studien nachgewiesen, dass kariöses Dentin bei Anregung mit violettem Licht rot fluoresziert. Ursächlich hierfür sind in kariösem Dentin vorhandene Bakterien, die rote Fluoreszenzfarbstoffe synthetisieren. Nicht von Kariesbakterien befallene Zahnsubstanz hingegen leuchtet grün. Sichtbar gemacht werden kann der Rot-Grün-Kontrast durch eine Betrachtung des Zahns mittels eines Sperrfilters, der das violette Licht nicht hindurch lässt.

Auf Basis ihrer Erkenntnisse entwickelten Professor Buchalla und Priv.-Doz. Lennon eine Methode, mit welcher die natürlichen optischen Eigenschaften des Zahns für die Kariesbehandlung nutzbar gemacht werden können. Inzwischen sind daraus zwei Geräte entstanden, die bereits auf dem Markt erhältlich sind.

In der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie des UKR wird FACE schon mit großem Erfolg eingesetzt. "Unsere Patienten profitieren vor allem von der Schonung der Zahnsubstanz und der Vermeidung einer Verletzung der Zahnpulpa, ganz im Sinne einer minimalinvasiven und substanzschonenden Vorgehensweise", fasst Professor Buchalla zusammen. Auch die Zahnmedizinstudierenden werden in Regensburg bereits mit der neuen Methode ausgebildet.

Der direkte Vergleich von FACE mit Sonde oder Färbelösung hat gezeigt, dass mit Anwendung von FACE, bei Erhalt der gesunden Zahnsubstanz, kariöses Dentin wesentlich selektiver entfernt werden kann. Die Behandlung zeichnet sich zudem durch eine kürzere Dauer aus.

Hintergrund Karies

Umgangssprachlich wird Karies auch Zahnfäule oder einfach nur 'Loch im Zahn' genannt. Die Zahnerkrankung entsteht, wenn Stoffwechselprodukte bestimmter Bakterien den Zahnschmelz angreifen und dadurch beschädigen.

Dies geschieht beispielsweise, wenn sich ein von Bakterien gebildeter Biofilm, die sogenannte Plaque, auf der Zahnoberfläche etabliert und nicht entfernt wird.

Die Bakterien in diesem Biofilm nehmen Zucker aus der Nahrung auf und wandeln ihn in Säure um, die den Zahnschmelz angreift und Mineralien wie Kalzium aus ihm herauslöst. Es entsteht eine Karies, die im weiteren Verlauf auch auf das Dentin übergreifen und den Zahn zunehmend zerstören kann.

Erste Anzeichen einer Karies sind weißliche bis bräunliche Flecken auf den Zähnen. Zahnschmerzen treten häufig nicht oder erst dann auf, wenn der Zahn schon tief zerstört ist.


Das Universitätsklinikum Regensburg auf einen Blick

Das Universitätsklinikum Regensburg (UKR) ist deutschlandweit eines der modernsten und leistungsfähigsten Klinika. Jährlich werden hier etwa 31.500 stationäre sowie ca. 125.500 ambulante Patienten versorgt. Von insgesamt 1.087 universitär betriebenen Betten der Fakultät für Medizin der Universität Regensburg hält das UKR 833 Betten sowie 52 tagesklinische Behandlungsplätze bereit. In 26 human- und zahnmedizinischen Kliniken, Polikliniken, Instituten und Abteilungen beschäftigt das Universitätsklinikum Regensburg mehr als 4.100 Mitarbeiter. Neben der Krankenversorgung der höchsten Versorgungsstufe ist das UKR gemeinsam mit der Fakultät für Medizin für die Ausbildung der Studierenden und für die Forschung verantwortlich. Aktuell sind etwa 1.900 Studierende der Human- und Zahnmedizin immatrikuliert. Durch die enge Verbindung von international renommierter medizinischer und wissenschaftlicher Kompetenz garantiert das UKR den Patienten Versorgung auf höchstem Niveau.


Kontakt:
Professor Dr. Wolfgang Buchalla
Direktor
Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie
wolfgang.buchalla@ukr.de
www.ukr.de/zahnerhaltung

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Quelle:
Pressemitteilung des Universitätsklinikums Regensburg vom 18. November 2014
Katja Rußwurm, Unternehmenskommunikation
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Telefon: 0941 944-4200, Fax: 0941 944-4488
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. November 2014