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CHIRURGIE/404: Weiterbildungsordnung - Hälfte der Nachwuchs-Chirurgen unzufrieden (DGOOC)


Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e.V. - Montag, 29. Juni 2009

DGOOC fordert rasche Überarbeitung der Weiterbildungsordnung

Hälfte der Nachwuchs-Chirurgen unzufrieden


Berlin - Der Nachwuchs der deutschen Orthopäden und Unfallchirurgen ist unzufrieden. In einer repräsentativen Umfrage gab jeder zweite an, nicht alle für den Erwerb des Facharzttitels geforderten Operationen in der vorgesehenen Zeit absolvieren zu können. Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) ist deshalb alarmiert. Er fordert eine rasche Überarbeitung der Weiterbildungsordnung. Andernfalls drohe ein Mangel an Chirurgen, weil talentierte Ärzte in andere Bereiche abwandern.

Seit dem Jahr 2003 gibt es in Deutschland einen gemeinsamen Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Die achtjährige Weiterbildung, nach abgeschlossenem Medizinstudium, besteht aus zwei Jahren Basischirurgie ("Common Trunk") und sechs Jahren in dem eigentlichen Fachgebiet ("Special Trunk"). Am Ende dieser Zeit müssen die Chirurgen einen Katalog der wichtigsten Operationen selbstständig durchgeführt haben, was häufig nicht möglich ist. Die Hälfte der Nachwuchschirurgen äußerte in einer Umfrage, die das Junge Forum der Fachgesellschaft durchgeführt hat, ihre Unzufriedenheit mit dieser Situation. DGOOC-Generalsekretär Professor Dr. med. Fritz Uwe Niethard vom Universitätsklinikum Aachen zeigt Verständnis für die Frustrationen der jungen Kollegen. Die Gründe für die Defizite seien vielfältig, erläutert der Leiter der Kommission Aus-, Weiter- und Fortbildung seines Verbandes. Ein reglementierendes Arbeitszeitgesetz bei überbordender Bürokratie hat zu einem deutlichen Anstieg der Ärzte geführt.

"Die pro Nachwuchschirurg zur Verfügung stehenden Operationszahlen sind deshalb gesunken", betont Professor Niethard. Hinzu komme, dass viele Chirurgen als Honorarärzte, Konsiliarärzte und Belegärzte an den Kliniken stets selbst operieren und sich deshalb den Weiterbildungsaufgaben in großem Umfang entzögen.

Auch die Zusammenlegung der beiden Fächer Orthopädie und Unfallchirurgie bereite in der Praxis häufig Schwierigkeiten. Viele Kliniken verfügen laut Niethard nicht über beide Abteilungen: Die Nachwuchschirurgen müssten dann während der Weiterbildung mehrfach die Klinik wechseln.

"Die Anforderungskataloge müssen dringend an die realen Möglichkeiten angepasst werden", fordert der DGOOC-Vorsitzende. Dazu gehöre beispielsweise, dass die Fähigkeiten, die Chirurgen auf Fortbildungen und Kursen erwerben, anerkannt werden. Außerdem sollte den Ärzten die Möglichkeit zur frühen Spezialisierung gegeben werden. Niethard: "Wir müssen jetzt reagieren. Denn wenn das Berufsbild leidet, wird der Nachwuchs ausbleiben." In den USA gebe es bereits einen Mangel an orthopädischen Chirurgen. Die Versorgung der Patienten mit künstlichen Gelenken sei dort nicht überall sichergestellt. Solche Engpässe müssten hierzulande unbedingt vermieden werden. Professor Niethard: "Es darf nicht geschehen, dass Patienten nicht operiert werden können, weil es nicht genügend ausgebildete Chirurgen gibt." Um die Qualität der Weiterbildung zu sichern und zu verbessern, haben die Bundesärztekammer (BÄK) und 16 Landesärztekammern (LÄK) das Projekt "Evaluation der Weiterbildung" ins Leben gerufen. Die DGGOC begrüßt dies als ersten wichtigen Schritt.


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Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e. V. (DGOOC)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Juli 2009