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GERIATRIE/228: Ernährungsmanagement fördert Genesung betagter Patienten (idw)


Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, Medizin / Kommunikation - 09.09.2010

HAI 2010 - Ernährungsmanagement fördert Genesung betagter Patienten


Berlin - Mangelernährung zählt in Pflegeheimen und Krankenhäusern zu den häufigsten Gesundheitsproblemen alter Menschen: Auf geriatrischen Stationen etwa leidet mehr als die Hälfte der hochbetagten Senioren an Energie- und Nährstoffmangel. Dies verzögert ihre Genesung und verursacht weitere Probleme, von Infektionen bis zu Organschäden. Ein gutes Ernährungsmanagement verbessert die Prognose dieser Patienten und verkürzt ihren Aufenthalt im Krankenhaus deutlich. Wie sich eine ausreichende Versorgung gewährleisten lässt, erörtern Experten auf dem Hauptstadtkongress der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) vom 16. bis 18. September 2010 in Berlin.

Bundesweit sind schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen mangelernährt. In Krankenhäusern leiden einer Studie zufolge über 27 Prozent aller Patienten an einer mäßigen bis schweren Fehl- und Mangelernährung. Auf Krebsstationen sind demnach 38 Prozent schlecht versorgt, auf geriatrischen Stationen sogar 56 Prozent. Hinter dem Problem können viele Ursachen stecken. "Gerade alte Menschen mit geistiger Beeinträchtigung achten oft wenig auf die Einnahme regelmäßiger Mahlzeiten", erläutert Professor Dr. med. Elisabeth Steinhagen-Thiessen, Leiterin des Evangelischen Geriatriezentrums Berlin (EGZB). Aber auch Zahnprobleme oder Schluckstörungen können das Essen erschweren. Bei vielen Patienten behindern zudem etwa Darmerkrankungen die Aufnahme von Nährstoffen.

"Diese mangelernährten Senioren erholen sich schlechter von Krankheiten", so Steinhagen-Thiessen. Denn das Nährstoff- und Energiedefizit könne Blutwerte und Organfunktionen verändern, die Wundheilung stören, Infektionen fördern oder Stürze begünstigen. Eine nicht bedarfsgerechte Ernährung verlängert einer Studie zufolge die Dauer eines Aufenthalts im Krankenhaus um durchschnittlich 43 Prozent.

"Daher müssen wir den Ernährungszustand gefährdeter Patienten sorgfältig erfassen", sagt Steinhagen-Thiessen. Ein gängiges Instrument dafür ist der sogenannte MNA-Fragebogen (Mini Nutritional Assessment). Dessen 18 Punkte geben Aufschluss über die Versorgung eines Menschen. "Allerdings kann die Erhebung pro Patient bis zu 15 Minuten dauern und ist im Klinikalltag daher nicht immer praktikabel", so die Geriatrie-Expertin im Vorfeld des HAI 2010. Zudem sei die Befragung geistig beeinträchtigter Menschen oft schwierig.

Eine Alternative bietet das Datenbankprogramm "NutriManager". Damit protokollieren Ärzte am EGZB und der Charité Berlin Gewicht, gegessene Mahlzeiten und körperliche Aktivität der Patienten. "Aus diesen Daten leiten wir dann den individuellen Energiebedarf ab und erstellen daraus einen Ernährungsplan." Wie ein optimales Ernährungsmanagement in Kliniken gelingt und welche Erfolge Berliner Ärzte mithilfe des "NutriManagers" bereits erzielten, ist Thema auf dem Hauptstadtkongress der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin vom 16. bis 18. September 2010 in Berlin.


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.dgai.de
http://www.hai2010.de

Quelle:

Koch A et al.
"Mangelernährung im Krankenhaus" E&M
Ernährung und Medizin 2009; 24: 111 - 115

Hengstermann, S., Nieczaj, R., Steinhagen-Thiessen, E. Schulz, R.-J.
Which are the Most efficient Items of Mini Nutritional Assessment in Multimorbid Patients?
Nutrion Health Aging. 2008; 12(2), 117-122.



* Terminhinweise:

Kongress-Vortrag:
Termin: Donnerstag, 16. September 2010, 13.30 bis 13.50 Uhr
Ort: Saal 7, ICC Berlin
Thema: Wie steuere ich evidenzbasiert die Ernährung? - mittels "NutriManager"
Referent: E. Steinhagen-Thiessen
(Berlin)

Kongress-Vorführung:
Donnerstag, 16. September 2010, 12.00 bis 13.00 Uhr
Vorplatz ICC Berlin
"Menschen retten aus besonderer Notlage"

Präsentiert wird die Rettung zweier Personen aus größerer Höhe mithilfe eines Drehleiterfahrzeuges und mit Unterstützung des Höhenrettungsdienstes der Berliner Feuerwehr sowie die Erstversorgung der Verunglückten durch einen höhengeschulten Notarzt.



Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution76


*


Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
Medizin - Kommunikation, 09.09.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. September 2010