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INNERE/1283: Neue Behandlungspfade optimieren Versorgung bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa (idw)


Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften / Medizin - Kommunikation, 16.09.2010

Neue Behandlungspfade optimieren Versorgung bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa


Stuttgart - Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) sind nicht überall in Deutschland gut versorgt. Oft werden sie nicht nach den empfohlenen Standards therapiert. Dies ergab eine Erhebung des Kompetenznetzes Darmerkrankungen. Mit einem dreistufigen Versorgungskonzept will das Kompetenznetz die Behandlungspfade und damit die Therapie aller Erkrankten optimieren. Ein wichtiges Ziel ist, den Behandlungsort in diesem dreigeschichtetem Behandlungskonzept künftig nach der Schwere der Erkrankung und den individuellen Beschwerden zuzuordnen. Dieses Vorgehen wird seit einigen Monaten in einem Pilotprojekt in Schleswig-Holstein geprüft.

Wie die Patienten davon profitieren, erläutern Experten am 17. September 2010 auf einer Pressekonferenz im Rahmen der Tagung Viszeralmedizin 2010 in Stuttgart. Die chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa werden sehr oft schon bei jungen Menschen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren festgestellt. Die Symptome wie Übelkeit, krampfartige Bauchschmerzen und Durchfälle treten meist in Schüben auf, deren Form, Dauer und Stärke individuell deutlich variieren. Die bislang nicht heilbaren Erkrankungen schmälern die Lebensqualität der Patienten erheblich. Die Symptome schränken die Betroffenen auch im Beruf ein.

Das vom Kompetenznetz Darmerkrankungen zusammen mit der Patientenorganisation Deutsche Colitis ulcerosa/Morbus Crohn Vereinigung (DCCV) entwickelte dreistufige Versorgungskonzept soll den Patienten künftig zu einer optimaleren Therapie verhelfen. Dabei richtet sich die Betreuungsstufe vor allem nach der Schwere der Erkrankung und dem Grad der Symptome. Menschen mit leichten Symptomen könnten demnach von Hausärzten oder hausärztlichen Internisten, gegebenenfalls bei Problemen auch in Kooperation mit einem Gastroenterologen betreut werden. Patienten mit heftigeren Beschwerden sollten sich an Gastroenterologen wenden. Bei gravierenden Krankheitsverläufen raten die Experten, die Versorgung dagegen in die Hand spezialisierter Schwerpunktpraxen/ -ambulanzen zu legen. Ein in Schleswig-Holstein laufendes Pilotprojekt prüft zurzeit, wie sehr die Patienten tatsächlich von diesem Vorgehen profitieren. Allerdings ist die Finanzierung insbesondere der Schwerpunktpraxen problematisch, wie Dr. med. Bernd Bokemeyer vom Vorstand des Kompetenznetzes Darmerkrankungen erläutert. "Die Versorgung von Patienten mit gravierender Symptomatik erfordert intensive Gespräche und komplexe Therapien", betont der Gastroenterologe aus Minden. "Den dafür nötigen Aufwand decken die derzeit üblichen Pauschalbeträge bei weitem nicht ab. Damit lassen sich gerade die besonders wichtigen Schwerpunktpraxen kaum finanzieren."

Daher fordert Dr. Bokemeyer eine spezielle Betreuungspauschale für CED-Patienten, die der zeitaufwendigen Versorgung in den Zentren gerecht wird. "Dies würde sich auch volkswirtschaftlich auszahlen", ergänzt der Experte. "Denn mit einer besseren Therapie könnten gerade junge Patienten wesentlich länger arbeitsfähig bleiben." Einzelheiten zu dem Versorgungskonzept erläutert Dr. Bokemeyer auf einer Pressekonferenz am 17. September 2010 von 13.00 bis 14.00 Uhr im ICS Stuttgart.

Neben einer verbesserten Versorgung setzen sich das Kompetenznetz Darmerkrankungen und die Selbsthilfe DCCV für einen intensiveren Austausch von Ärzten und Betroffenen ein. Unter dem Motto "Gemeinsam HOCHAKTIV" veranstalten sie den Crohn & Colitis-Tag 2010 am 2. Oktober 2010, der über die unheilbaren Erkrankungen informiert.


Terminhinweise:

Crohn & Colitis-Tag 2010: am 2. Oktober 2010
Informationen im Internet: www.crohn-colitis-tag.de

Fachtagung Viszeralmedizin 2010
15. bis 18. September 2010
ICS Stuttgart, Messepiazza 1
www.viszeralmedizin.com

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution76


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
Medizin - Kommunikation, 16.09.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. September 2010