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RADIOLOGIE/246: Neuartige Herzkatheteruntersuchung macht Gefäßveränderungen frühzeitig sichtbar (Thieme)


Thieme Verlag - FZMedNews - 15.10.2014

Neuartige Herzkatheteruntersuchung macht Gefäßveränderungen frühzeitig sichtbar



fzm, Stuttgart, Oktober 2014 - Die Verkalkung der Herzkranzgefäße, Koronarsklerose genannt, beginnt unmittelbar unterhalb der Oberfläche der Gefäßhaut in den Arterien, die den Herzmuskel mit Blut versorgen. Eine neuartige Herzkatheteruntersuchung kann diese "unterirdischen" Veränderungen beim lebenden Menschen sichtbar machen und den Ärzten jene Stellen zeigen, die zum Ausgangspunkt eines Herzinfarktes werden können. In der Fachzeitschrift "DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2014) stellt ein Experte die optische Kohärenztomographie der Koronarien vor.

Die Koronarsklerose setzt bei den meisten Menschen bereits in der Kindheit ein, berichtet Blaz Mrevlje vom Zentrum für Innere Medizin an der Universitätsmedizin Rostock. Es beginnt mit einer symptomlosen Einlagerung von Fetten in der Gefäßwand. Über die Jahre vergrößern sich diese Plaques und verengen dadurch die Herzkranzgefäße. Der verminderte Blutfluss kann sich durch Schmerzen bemerkbar machen, zum Herzinfarkt kommt es jedoch vorerst nicht. Doch die Plaques können sich weiter vergrößern. Am Ende sind sie nur noch von einer dünnen Schicht der Gefäßhaut bedeckt. Wenn diese reißt, bildet sich ein Gerinnsel, das das Gefäß verschließt. Dies ist laut Mrevlje der Moment, in dem die Patienten einen Herzinfarkt erleiden.

Mit einem Katheter, der meist über die Leiste in die Koronararterie vorgeschoben wird, und die Injektion von Kontrastmittel können die Kardiologen die Engstellen erkennen, doch die Veränderungen unterhalb der Oberfläche blieben ihnen bisher verborgen, wie Mrevlje anmerkt. Eine neuartige Katheteruntersuchung macht diese jetzt frühzeitig sichtbar.

Der Katheter enthält eine Fiberglasfaser, die einen Laserstrahl auf die Oberfläche der Gefäßhaut leitet. Die reflektierten Lichtstrahlen werden dann über eine Optik aufgefangen und in einem Spezialgerät ausgewertet. Auf dem Monitor werden ähnlich wie bei einem Ultraschallbild die oberflächlichen Schichten der Gefäßhaut sichtbar und in ihnen die verschiedenen Stadien der Plaques. Die optische Kohärenztomographie erlaubt eine Vermessung und Beurteilung der einzelnen Plaques. Die Kardiologen können dann den optimalen Ort für die Platzierung des Stents auswählen, was eine bessere Durchblutung gewährleistet und langfristig die Überlebenschancen der Patienten verbessern könnte. Da das Verfahren allerdings neu ist, kann Mrevlje hierzu noch keine Daten vorstellen.

Der Experte bezeichnet das Verfahren als einfach und sicher, auch wenn es mit einem kleinen Risiko verbunden ist. Um das Licht auf die Gefäßwand leiten zu können, muss das Gefäß für kurze Zeit mit einem Kontrastmittel gespült werden. Während dieser Zeit wird der Herzmuskel hier von der Blutversorgung abgeschlossen, was laut Mrevlje eine gewisse Belastung darstellt, zumal der Katheter für die Untersuchung langsam durch die Koronarie bewegt wird. Bei einer Rückzugsgeschwindigkeit von fünf bis 40 Millimeter pro Sekunde ist die Zeit in Blutleere jedoch kurz und stellt laut Mrevlje keine Gefahr für den Patienten dar. Ob die optische Kohärenztomographie tatsächlich für die Patienten vorteilhaft ist, müsse jedoch noch in klinischen Studien belegt werden. Vorerst bleibt sie ein experimentelles Verfahren, das derzeit auf wenige Zentren beschränkt ist.


B. Mrevlje et al.:
Optische Kohärenztomographie der Koronararterien
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2014; 139 (39); S.1941-1946

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Quelle:
FZMedNews - Dienstag, 15. Oktober 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Oktober 2014