Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (DAH) - 21. Juli 2016
Zahl der Drogentoten ließe sich mit einfachen Mitteln senken
Politik in Bund und Ländern ist mitverantwortlich für steigende Todeszahlen / Unterstützung für Hungerstreik bayerischer Häftlinge, die Substitutionstherapie fordern
Berlin, 21.7.2016 - Anlässlich des Internationalen Gedenktages für
verstorbene Drogenabhängige am 21.7. erklärt Winfried Holz vom Vorstand der
Deutschen AIDS-Hilfe:
"Wir trauern um die Menschen, die am Drogenkonsums gestorben sind, vor allem
aber an den Folgen von Strafverfolgung und Ausgrenzung. Mehr als 1000 sind es
pro Jahr. Jeder einzelne hatte Familie und Freunde und wollte nicht sterben.
Wir dürfen die Menschen hinter den Zahlen nicht vergessen."
DAH-Vorstand Winfried Holz weiter:
"Zugleich genügt es nicht, der Verstorbenen zu gedenken. Es ist Zeit zu
handeln! Die Zahl der Drogentoten ließe sich mit einfachen Mitteln senken.
Die politisch Verantwortlichen sind mitverantwortlich für den Tod von immer
mehr Menschen. Wir fordern die Bundesregierung und ihre Drogenbeauftragte
sowie die jeweiligen Landesregierungen auf, endlich zu handeln!"
Noch immer haben zehn Bundesländer keine Drogenkonsumräume eingerichtet, obwohl diese Einrichtungen Leben retten sowie HIV- und Hepatitis-Infektionen verhindern. Noch immer ist das Notfallmedikament Naloxon, das im Fall einer Überdosis Heroin hilft, im entscheidenden Moment für Drogenkonsumenten nicht verfügbar.
"Sowohl Drogenkonsumräume als auch Naloxon sind Lebensretter ohne Risiken und Nebenwirkungen. Die Menschen weiter sterben zu lassen, ist durch nichts zu rechtfertigen!", sagt Winfried Holz.
Die Zahl der Drogentoten ist in Deutschland in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, von 944 im Jahr 2012 auf 1.226 im Jahr 2015.
In der JVA Würzburg sind drogenabhängige Gefangene in den Hungerstreik getreten, da ihnen die Substitution - die Standardbehandlung bei Opiatabhängigkeit - verweigert wird.
Die Deutsche AIDS-Hilfe appelliert an den bayerischen Staatsminister für
Justiz Winfried Bausback, dem Recht der Häftlinge genüge zu tun. DAH-Vorstand
Winfried Holz:
"Lassen Sie diese Menschen nicht hungern, gewähren Sie ihnen die Behandlung,
die ihnen zusteht. Setzen Sie sich für die Substitution ein! Es ist
unfassbar, dass drogenabhängige Menschen in Hungerstreik treten müssen, um
medizinische Behandlung zu erhalten. Bayern spielt mit dem Leben und der
Gesundheit dieser Menschen, wenn es ihnen die Substitution vorenthält."
Substitution, zum Beispiel mit Methadon, rettet ebenfalls Leben und verhindert Infektionen. Anders als in anderen Bundesländern, ist in Bayern diese Therapie für die meisten Häftlinge nicht verfügbar.
Bessere Drogenpolitik könnte Leben retten
(Pressemitteilung vom 28.4.2016)
Eine neue Drogenpolitik ist überfällig
(Pressemitteilung vom 5.6.2016)
• Die Deutsche AIDS-Hilfe ist der Dachverband von rund 120 Organisationen
in Deutschland.
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Quelle:
Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (DAH)
Pressemitteilung vom 21. Juli 2016
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Juli 2016
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