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FORSCHUNG/3570: Warum Stress krank macht (idw)


Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund - 15.09.2016

Warum Stress krank macht - neue Forschungsgruppe am IfADo


Die Aktenordner stapeln sich, das Telefon klingelt pausenlos und die Deadline für das Projekt rückt gefährlich nah: Stress auf der Arbeit oder privat kann krank machen. Welche Mechanismen im Körper dazu führen, wird ab sofort am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) untersucht. Die Nachwuchsgruppe "Neuroimmunologie" um Biologin Silvia Capellino will klären, wie das Gehirn unsere Gesundheit beeinflusst. Mit diesem Wissen könnten Erkrankungen zukünftig gezielt bekämpft werden.

Informationen werden im menschlichen Gehirn durch Botenstoffe verarbeitet. Diese Neurotransmitter sind jedoch überall im Körper im Einsatz. Sie können an bestimmte Zelltypen des Immunsystems andocken und mit ihnen reagieren - ein folgenreicher Kontakt für unsere Gesundheit, wie beispielsweise die Anfälligkeit des Körpers im Laufe einer Stresssituation zeigt. Rund zehn Prozent der Fehltage der Berufstätigen gehen auf Erkrankungen der Psyche zurück. Wie die Botenstoffe das Immunsystem beeinflussen, ist aber bislang wenig bekannt.

"Wir wollen die Mechanismen dieser Interaktion erforschen und so Angriffspunkte für neue Medikamente schaffen", sagt Dr. Silvia Capellino, Leiterin der jetzt gestarteten Nachwuchsgruppe Neuroimmunologie am IfADo. "Wenn wir herausfinden würden, dass sich bestimmte Immunzellen von gestressten Patienten verändern, dann könnten wir diese Zellen blockieren und so neue Therapien entwickeln", erklärt Capellino. Bislang hat sich die Forschung in der Neuroimmunologie um den schädlichen Einfluss des Immunsystems auf das Nervensystem gedreht. "Wir schauen uns nun gezielt die Prozesse in der Gegenrichtung an", so Capellino.

Das Problem: Bei Erkrankungen wie Burnout beruht die Diagnose auf einer subjektiven Selbsteinschätzung des Betroffenen. Die Nachwuchsgruppe wird daher eng mit den Wissenschaftlern der IfADo-Abteilungen Psychologie und Ergonomie zusammenarbeiten. Zusätzlich zur Stress-Thematik wollen die Forscher die Rolle der Neurotransmitter auch bei weiteren Erkrankungen untersuchen, beispielsweise bei Patienten mit Arthritis. In diesem Fall steht Botenstoff und Glückshormon Dopamin und sein Einfluss auf den Knochenabbau im Mittelpunkt. Dieser Aspekt des Forschungsprojekts wird von der EU im Rahmen des Marie-Curie-Fellowships finanziert, ein Programm für sektorübergreifende Mobilität von Wissenschaftlern. Die gebürtige Italienerin Capellino ist aktuelle Stipendiatin. Mit der 38-jährige, habilitierten Experimental-Medizinerin verstärkt das IfADo somit seine internationale Expertise: Nach Forschungsaufenthalten in Genua, Baltimore und Regensburg ist die zweifache Mutter seit September am Dortmunder Institut beschäftigt.

• Zur Person
Dr. rer. nat. med. habil. Silvia Capellino studiert Biologie in Genua und wurde in klinischer und experimenteller Immunologie promoviert. Im Jahr 2012 habilitierte sie in experimenteller Medizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Regensburg. Nach wissenschaftlichen Aufenthalten an der Johns Hopkins University in Baltimore und einer Postdoc-Anstellung an der Uni Gießen und der Kerckhoff-Klinik Bad Nauheim, leitet Frau Capellino seit September die Nachwuchsgruppe "Neuroimmunologie" IfADo.


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.ifado.de/immunologie/forschung/neuroimmunologie/

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution670

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund, Eva Mühle, 15.09.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. September 2016

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