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GESUNDHEIT/988: Triglyzeride - Wann ein Überfluss an natürlichen Fettsäuren im Blut schadet (Thieme)


Thieme Verlag / FZMedNews - Dienstag, 23. August 2011

Triglyzeride - Wann ein Überfluss an natürlichen Fettsäuren im Blut schadet


fzm - Nach einer fettreichen Mahlzeit steigt im Blut die Konzentration von Neutralfetten, den Triglyzeriden. Manche Menschen haben auch im nüchternen Zustand erhöhte Werte. Mediziner bewerten dies als Alarmsignal für Herz und Kreislauf, vor allem wenn weitere Risikofaktoren vorliegen. Die beste Behandlung besteht in einer Änderung der Ernährungs- und Lebensgewohnheiten, zu denen nach Auskunft von Experten in der Fachzeitschrift "DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2011) nicht nur die Vermeidung fettiger Speisen gehört.

In einem Triglyzerid-Molekül sind drei ("tri") Fettsäuren mit einem Alkohol ("Glycerol") verbunden. Triglyzeride sind der dichteste Energiespeicher des Körpers, erläutern Dr. med. Florian Custodis und Professor Dr. med. Ulrich Laufs vom Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg/Saar. Sie sind im Fett tierischer Nahrungsmittel, aber auch in Pflanzenölen enthalten. Nach dem Essen gelangen sie ins Blut. Die Konzentration steigt vor allem nach einer fettreichen Mahlzeit stark an.

Auch im nüchternen Zustand sind Triglyzeride im Blut vorhanden. Ihre Konzentration wird neben dem Cholesterin bei Laboruntersuchungen routinemäßig bestimmt. Die Triglyzeride galten bisher weitgehend als unbedenklich, doch jetzt ist klar: Erhöhte Werte sind ein Warnsignal für Herz und Kreislauf. Zahlreiche Studien belegen, dass Menschen mit erhöhten Triglyzeridwerten häufiger und früher im Leben an Herzinfarkten erkranken. Noch immer unklar sei allerdings, ob die Gefahr von den Neutralfetten selbst ausgeht, oder ob die Werte nur auf andere Störungen hinweisen.

Zudem sind erhöhte Triglyzeridwerte bei vielen Menschen mit Fettleibigkeit, Bluthochdruck und einer verminderten Wirkung des Hormons Insulin kombiniert. Diese Konstellation bezeichnen Mediziner als metabolisches Syndrom. Es gilt als wichtige Vorstufe des Typ-2-Diabetes und ist für den Arzt immer häufiger Anlass, auf eine Senkung der Triglyzeridwerte zu drängen. Anders als bei erhöhten Cholesterinwerten, die sich durch die Einnahme von sogenannten Statinen gut senken lassen, gibt es für erhöhte Triglyzeridwerte kein Standardmedikament. Für die häufig eingesetzten Fibrate ist laut Custodis und Laufs trotz guter Senkung der Triglyzeridwerte keine Senkung des Herzinfarktrisikos belegt. Und zu Nikotinsäure und Omega-3-Säurenethylester 90 lägen noch keine gesicherten Erkenntnisse vor.

Die beiden Internisten raten deshalb zu einer Änderung der Ernährungs- und Lebensgewohnheiten. Dazu zählt nicht nur die Vermeidung von fettigem Essen. Wichtig sei auch eine Einschränkung des Alkoholkonsums. Alkohol hemmt den Abbau von Fettsäuren in der Leber. Dann steigt der Triglyzeridspiegel im Blut. Besonders ungünstig ist laut Custodis und Laufs die Kombination aus Alkohol mit einer fettreichen Mahlzeit.

Auch körperliche Aktivität hat günstige Effekte auf die Blutwerte. Die Experten empfehlen Ausdauersportarten wie Walking, forciertes Spazierengehen, Radfahren und Schwimmen. Dabei komme es weniger auf Höchstleistungen als auf Beharrlichkeit an: 30 Minuten am Tag senken den Medizinern zufolge die Triglyzeridwerte im Blut und leisten nebenbei einen Beitrag zur Beseitigung von Fettdepots. Schließlich raten die Autoren ihren Patienten, das Rauchen aufzugeben, das ebenfalls ungünstige Auswirkungen auf den Fettstoffwechsel habe.


F. Custodis, U. Laufs:
Hypertriglyceridämie: prognostische Bedeutung und Therapiemöglichkeiten.
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2011; 136 (30/31): S. 1533-1542


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Quelle:
FZMedNews - Dienstag, 23. August 2011
Georg Thieme Verlag KG
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. August 2011