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MELDUNG/048: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 29.01.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Mit Ultraschall Volkskrankheiten sicher erkennen
→  Der Volkskrankheit Nr. 1 auf der Spur - Wichtiger Schritt im Kampf gegen die Atherosklerose
→  Grünes Licht für Jenaer Sepsiszentrum
→  Ursache eines Schlaganfalls kann zukünftig mit höherer Genauigkeit bestimmt werden
→  Tarnkappe für Fluoreszenzlicht
→  Wie Protein das Überleben von Krebszellen begünstigt

Raute

Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) - 27.01.2010

Mit Ultraschall Volkskrankheiten sicher erkennen

Berlin - Bauchschmerzen und Darmgrummeln hin und wieder - das kennt fast jeder. Ziept oder drückt es jedoch oft und heftig, können entzündliche Darmerkrankungen die Ursache sein. Blinddarmentzündung und Divertikulitis - entzündete Ausstülpungen der Dickdarmschleimhaut - gelten inzwischen als "Volkskrankheiten". Ein Blick in den Darm mittels Ultraschall kann rasch eine eindeutige Diagnose liefern. Wie sicher und schonend vor allem auch die sonografische Diagnostik ist und welche Bedeutung sie für die Therapie von Darmerkrankungen hat, erörtern Experten bei einem Pressegespräch der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) am 3. Februar 2010 in Berlin.

Immer häufiger führen Ärzte bei unklaren Bauchschmerzen als erstes eine Ultraschalluntersuchung durch. "Moderne Ultraschallgeräte machen die Wände von Dünn- und Dickdarm sichtbar. Anhand der Bilder kann ein qualifizierter Arzt das aktuelle Stadium einer Darmerkrankung feststellen. Vielen Patienten bleibt dadurch eine unangenehme Darmspiegelung oder eine Strahlenbelastung durch Röntgen oder Computertomografie erspart", erläutert DEGUM-Präsident Professor Dr. med. Dieter Nürnberg von den Kliniken Neuruppin. Auf dem Monitor seines Ultraschallgeräts sieht der Arzt zum Beispiel krankhafte Ausstülpungen im Dickdarm, "Divertikel" genannt. Ihre Entzündung, die "Divertikulitis", ist ein häufiger Grund für intensive Bauchschmerzen. Divertikel bilden sich meist bei älteren Menschen über 60 Jahren, die sich ballaststoffarm ernähren. Die Ausstülpungen sind häufig mit Kot und Bakterien gefüllt. Entzündete Divertikel können den Darm einengen und einen Darmverschluss auslösen.

Eine frühe Diagnose ist daher entscheidend für die Therapie: "Der Ultraschallbefund ist hierfür oft richtungsweisend", betont Dr. med. Hans Worlicek, Sonografie-Experte vom Facharztzentrum Gastroenterologie in Regensburg. Sie besteht in leichteren Fällen in der Gabe von Antibiotika, in schweren Fällen wird eine Operation notwendig.

Auch bei plötzlichen heftigen Schmerzen im rechten Unterbauch kann eine Ultraschalluntersuchung wegweisend für die Diagnose sein. "Eine akute Blinddarmentzündung wird dadurch mit 90-prozentiger Sicherheit erkannt", so Dr. Worlicek im Vorfeld des Pressegesprächs am 3. Februar 2010: "Komplikationen wie Abszesse, Fisteln und Engstellen des Darmes können mit einer Häufigkeit von 70 bis 90 Prozent nachgewiesen werden."

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM), Anna Julia Voormann, 27.01.2010

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Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen - 28.01.2010

Der Volkskrankheit Nr. 1 auf der Spur

RWTH-Wissenschaftlerin gelingt wichtiger Schritt im Kampf gegen die Atherosklerose

Weltweit forschen Wissenschaftler an Ursachen, Diagnoseverfahren und Therapiemöglichkeiten der Todesursache Nr. 1 in der westlichen Welt. Ein großer Schritt im Kampf gegen Herz- und Gefäßerkrankungen ist nun einer jungen Wissenschaftlerin der RWTH Aachen gelungen.

Professor Dr. Esther Lutgens forscht seit etwa einem Jahr am Institut für Molekulare Herz-Kreislaufforschung (IMCAR) unter Leitung des renommierten Kardiologen Univ.-Prof. Dr. Christian Weber. Im November 2008 verlieh ihr die Alexander von Humboldt-Stiftung den Sofja-Kovalevskaja-Preis, weil die Niederländerin mit ihren Forschungsarbeiten dazu beitrage, dass sich die Hoffnungen auf eine wirksame Therapie der Atherosklerose künftig erfüllen könnten. Bei der sprichwörtlichen Volkskrankheit, die durch Risikofaktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck, Rauchen oder Diabetes begünstigt wird, lagern sich Gewebeschichten - so genannte Plaques - an der Innenwand von Blutgefäßen ab und sammeln sich dort. Diese Ablagerungen sind allerdings schon bei Säuglingen zu beobachten. "Besonders gefährlich werden die Plaquestücke, wenn sie plötzlich aufbrechen - das heißt symptomatisch werden - und die Arterie durch Thrombosebildung auf der bestehenden Plaque verschließen", erklärt Professor Weber, der mit seinen Forschungsteams intensiv an Diagnose- und Therapiemöglichkeiten von Herz- und Gefäßerkrankungen - auch im Forschungsverbund mit der Universität Maastricht - arbeitet. Verschließt das Plaquegerinsel Arterien, die unmittelbar zum Herz oder Gehirn führen, drohen Infarkt bzw. Schlaganfall. Dies geschieht besonders häufig bei älteren Patienten.

Esther Lutgens, die an der Maastrichter Universität Medizin studierte, hat im Laufe ihrer Forschungsarbeit ein Molekül des menschlichen Immunsystems gefunden, das möglicherweise Schlüssel für eine erfolgreiche Therapie ist. Hemmt man das Molekül, das den Namen CD40L trägt, so wird nicht nur das Wachstum der Plaque unterdrückt, sondern auch die Entzündung, die dazu führt, dass Plaquestücke herausbrechen und Arterien verschließen. Doch die Hemmung des Moleküls birgt ein großes Problem: Es ist nämlich wichtig für die Immunabwehr des menschlichen Körpers. Formuliertes Ziel der niederländischen Wissenschaftlerin ist es, einen Weg zu finden, der zwar das Molekül davon abhält, das Wachstum der Plaque und eine Entzündungsbildung zu forcieren, es andererseits aber nicht davon abhält, die Immunabwehr zu unterstützen. Nur das Plaquegewebe soll folglich gegen CD40L unempfindlich gemacht werden, so dass das Molekül in anderen Zellen ungehemmt seine wichtige Funktion entfalten kann. Revolutionär sind daher die Ergebnisse, die die Professorin an der RWTH erzielen konnte und nun in der medizinischen Fachzeitschrift "Journal of Experimental Medicine" erstmals veröffentlicht. Bei der Untersuchung menschlichen Gefäßmaterials und vor allem unter Zuhilfenahme von genetisch veränderten Mäusen, konnte sie im direkten Vergleich von symptomatischen mit nicht-symptomatischen, stabilen - Plaques feststellen, dass es ein spezifisches Übermittlungssignal gibt, das erst dem Molekül CD40L den Weg bereitet, Wachstum und Aufbrechen der Plaque zu ermöglichen. Dieses Übermittlungssignal ist das Rezeptor-Adapterprotein mit dem Namen TRAF6.

Der Nachweis der Verbindung CD40-TRAF6 im Blutserum anhand eines Tests 0würde einen großen Schritt in der Diagnostik von Herz- und Gefäßerkrankungen darstellen, seine klinische Erprobung ist dank der Forschungsergebnisse von Esther Lutgens greifbar. Das nächste formulierte Ziel ist nun die Entwicklung eines Medikaments, das die Verbindung CD40-TRAF6 unterdrückt, gleichzeitig aber die wichtige Immunabwehrfunktion des Moleküls CD40 aufrecht erhält. "Wir sind sehr zuversichtlich, dass durch unsere Forschungsergebnisse in einigen Jahren ein Medikament zur Behandlung von Atherosklerose auf den Markt gebracht werden kann", so Esther Lutgens.

Nähere Informationen sind erhältlich bei
Prof. Dr. Esther Lutgens
E-Mail: elutgens@ukaachen.de

sowie bei Univ.-Prof. Dr. Christian Weber
E-Mail: c.weber@ukaachen.de
i. A. Gabriele Renner

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.imcar.rwth-aachen.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution63

Quelle: Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, Thomas von Salzen, 28.01.2010

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Friedrich-Schiller-Universität Jena - 27.01.2010

Grünes Licht für Jenaer Sepsiszentrum

Eine internationale Fachjury empfiehlt den Aufbau eines Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrums für Sepsis und deren Folgeerkrankungen am Universitätsklinikum Jena (UKJ). Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt im Rahmen seines Förderprogramms "Gesundheitsforschung" die Einrichtung krankheitsbezogener klinischer Forschungszentren mit zunächst bis zu 25 Millionen Euro in fünf Jahren.

(Jena) Das von einem Team aus Intensivmedizinern, Internisten, Chirurgen und Neurologen entwickelte Konzept für das "Center for Sepsis Control and Care" (CSCC) am Jenaer Universitätsklinikum sieht völlig neue interdisziplinäre Strukturen für die Erforschung und die Behandlung der Sepsis vor. Es zielt sowohl auf eine wirksame Akuttherapie, als auch auf die Risikoabschätzung, Präventionsmaßnahmen, neue Diagnoseverfahren und vor allem die Untersuchung von Langzeitschäden, über die bislang noch wenig bekannt ist, und deren Vermeidung.

Die Sepsisforschung ist ein Schwerpunkt am Jenaer Uniklinikum. Das BMBF und der Freistaat Thüringen unterstützen hier mehrere Großprojekte auf diesem Gebiet. Mit ihrem positiven Votum bestätigte die Fachjury diese Ausrichtung und ebnete den Weg für das CSCC, das nach der formellen Beantragung seine Arbeit im Sommer aufnehmen soll.

Einen Schwerpunkt wird die patientenorientierte Forschung zur Diagnostik und Therapie der Sepsis bilden. In großen klinischen Studien wollen die Medizinforscher zum Beispiel Risiken, neue Diagnoseansätze, Organversagen infolge von Sepsis und neurologische Folgeerkrankungen untersuchen. Dazu werden den interdisziplinären Arbeitsgruppen zentrale Einrichtungen wie eine Biobank, ein Sepsisdatenzentrum und eine Managementeinheit für klinische Studien zur Verfügung stehen. Spezielle Forschungsprofessuren sollen die klinische Tätigkeit und die Leitung einer Forschergruppe miteinander vereinbar machen. Mit strukturierten Qualifizierungsprogrammen für Studenten, Doktoranden und Nachwuchswissenschaftler will das Zentrum Karriereperspektiven für klinische Forscher bieten.

Die aus internationalen Experten bestehende Jury zeigte sich vom Engagement des interdisziplinären Antragsteams und dem Konzept beeindruckt, "es stellt die einzigartige Möglichkeit dar, ein Modell- und Referenzzentrum für die Sepsisforschung und -behandlung in Deutschland zu gründen."

Hintergrund:
Die Sepsis - oder "Blutvergiftung" - ist die aggressivste Form einer Infektion, hervorgerufen durch Mikroorganismen und deren Gifte (Toxine). Wenn es dem Körper nicht gelingt, die Infektion auf den Ursprungsort zu begrenzen, lösen die Toxine innerhalb weniger Stunden eine Entzündung in allen Organen aus. Die Sepsis ist selten der "rote Streifen am Arm, der zum Herzen zieht", sondern kann als Komplikation bei allen Infektionskrankheiten auftreten, wie z. B. bei einer Lungen- oder einer Mandelentzündung. Von 100.000 Einwohnern erkranken jährlich etwa 300 Menschen an schwerer Sepsis. Bei AIDS sind es 17, bei Darmkrebs 50 Neuerkrankungen. Die Sterblichkeit an Sepsis ist seit Jahrzehnten mit über 50 % unverändert hoch. Mit ca. 60.000 Todesfällen jährlich ist Sepsis die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Die direkten Behandlungskosten der Sepsis werden in Deutschland auf 1,1 bis 2,45 Milliarden Euro geschätzt.

Kontakt:
Prof. Dr. med. Konrad Reinhart
Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie
Universitätsklinikum Jena
E-Mail: Konrad.Reinhart[at]med.uni-jena.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution23

Quelle: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Uta von der Gönna, 27.01.2010

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Universitätsklinikum Freiburg - 28.01.2010

Ursache eines Schlaganfalls kann zukünftig mit höherer Genauigkeit bestimmt werden

Freiburger Neurologe Andreas Harloff mit dem Hans-Georg Mertens-Preis für innovative, therapierelevante Forschung ausgezeichnet

Dr. Andreas Harloff, Privatdozent und Oberarzt an der Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums Freiburg, wurde am 21. Januar 2010 in Bad Homburg mit dem Hans-Georg-Mertens-Preis ausgezeichnet.

Der Preis wird von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der Deutschen Gesellschaft für Neurointensivmedizin und Notfallmedizin (DGNI) für innovative und therapierelevante Forschung in der Neurologischen Intensivmedizin und Allgemeinen Neurologie verliehen und ist mit Euro 5.000 dotiert. Dr. Andreas Harloff erhält den Preis für seine wissenschaftlichen Arbeiten zur Erforschung von Schlaganfallursachen.

In der Laudatio hob der Präsident der DGNI, Prof. Dr. Stefan Schwab, vor allem die Veröffentlichung einer Studie des Preisträgers im renommierten New England Journal of Medicine hervor. Die Studie mit über 500 SchlaganfallpatientInnen zeigt, dass das bei etwa jedem vierten Menschen nachweisbare persistierende Foramen ovale, eine kleine Öffnung der Scheidewand zwischen den Herzvorhöfen, nicht wie bislang angenommen eine potenzielle Schlaganfallursache für nur jüngere Patientinnen und Patienten, sondern auch für über 55-Jährige darstellt. Auch wurde der hohe innovative Charakter der Forschung mit Hilfe moderner Kernspintomographie zur dreidimensionalen Beurteilung der Hauptschlagader gewürdigt. Die Methode lässt erstmals erkennen, dass fortgeschrittene atherosklerotische Plaques der Aorta descendens (des absteigenden Teils der Hauptschlagader) Schlaganfälle auslösen können, wenn es in der Füllungsphase des Herzens zu einem Rückfluss von Blut in den Aortenbogen und somit in die zum Gehirn führenden Gefäße kommt.

Für Patientinnen und Patienten bedeuten die neuen Erkenntnisse, dass die Ursache eines Hirninfarktes mit höherer Genauigkeit als bisher bestimmt werden kann. Dies hat zur Folge, dass die medikamentöse Therapie der Betroffenen verbessert und das Risiko eines erneuten Schlaganfalls weiter reduziert werden kann.

Kontakt:
PD Dr. Andreas Harloff
Neurologische Klinik
Universitätsklinikum Freiburg
E-Mail: andreas.harloff@uniklinik-freiburg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1401

Quelle: Universitätsklinikum Freiburg, Benjamin Waschow, 28.01.2010

Raute

Friedrich-Schiller-Universität Jena - 28.01.2010

Tarnkappe für Fluoreszenzlicht

Chemiker der Universität Jena entwickeln mit Pharmaunternehmen neuen "Dark Quencher"

Jena (28.01.10) Ein "Patentrezept", wie sich das Budget vieler Forschungslabore künftig erheblich schonen ließe, haben Chemiker der Friedrich-Schiller-Universität Jena entwickelt: Das Team um Prof. Dr. Rainer Beckert hat eine neue organische Verbindung synthetisiert, die Fluoreszenzlicht auslöschen (engl: "quenchen") kann. Der sogenannte "Dark Quencher" ist das Ergebnis einer Kooperation mit dem Pharma-Unternehmen "Roche Diagnostics" und mittlerweile zum europäischen Patent angemeldet.

"Bei dem Patent handelt es sich um heterocyclische Chinonderivate", erläutert Prof. Beckert. "Diese Verbindungen sind relativ einfach herstellbar und stabil gegenüber verschiedenen Chemikalien." "Als wesentliche Voraussetzung für die Fluoreszenzlöschung - das 'Quenching' - zeigen sie intensive und langwellige Absorptionen im sichtbaren Spektrum", ergänzt Thomas Welzel. Der Nachwuchs-Chemiker aus Beckerts Labor hat die Synthese des Dark Quenchers maßgeblich vorangebracht und gerade seine Doktorarbeit zu diesem Thema verteidigt. Die neuen Verbindungen werden, sobald sie die Marktreife erlangt haben, eine kostengünstige Alternative zu den auf dem Markt befindlichen Produkten darstellen, erwarten die Jenaer Chemiker.

Zum Einsatz kommen Fluoreszenzlicht-Löscher in Forschungslaboren, in denen die Erbgut-Substanz DNA für Untersuchungszwecke vervielfältigt wird. "Das reicht von der biologischen Grundlagenforschung über die Forensik bis zur molekularen Medizin", so Prof. Beckert. Sie arbeiten nach dem gleichen Prinzip: Aus einer Gewebeprobe wird DNA isoliert. Für wissenschaftliche Untersuchungen reicht die so gewonnene Menge jedoch in der Regel nicht aus, weshalb die DNA vervielfältigt werden muss.

Dies geschieht heute vollautomatisch: Das Strickleiter-förmige DNA-Molekül wird in der Mitte der "Sprossen" getrennt, so dass zwei Einzelstränge übrig bleiben. Beide Molekül-Stränge dienen anschließend als "Bau-Anleitung" und werden durch jeweils einen neuen Strang zu einem kompletten DNA-Molekül ergänzt. "Innerhalb dieses Vervielfältigungsprozesses fungiert der Dark Quencher praktisch als molekulares Maßband", veranschaulicht Prof. Beckert. Der Vorlage-Strang ist mit einem fluoreszierenden Farbstoff markiert. "Der andere - neu synthetisierte - Strang enthält den Quencher". Je weiter die Synthese voranschreitet, umso weiter nähern sich Farbstoff und Quencher einander an. Ab einem bestimmten Abstand löscht der Quencher das Fluoreszenz-Signal aus, was das Ende des Vervielfältigungsprozesses anzeigt. Auf diese Weise lassen sich Molekülabstände von wenigen Nanometern "messen".

Wann die Jenaer Neuentwicklung in den Laboralltag Einzug halten wird, ist noch offen. Dass sie es tun wird, davon sind Prof. Beckert und sein Team überzeugt. Die Chemiker von der Uni Jena arbeiten bereits seit Anfang der 1990er Jahre regelmäßig mit "Roche Diagnostics" (bis 1998 Böhringer Mannheim) zusammen. "Aus dieser Kooperation ist nicht nur eine Vielzahl von gemeinsamen Forschungsprojekten hervorgegangen", so Beckert. Auch zwei Patente zeugen von der konstruktiven Zusammenarbeit. Daneben unterstütze man sich in Sachen Weiterbildung bzw. betreue gemeinsame Doktorarbeiten. Auch das nächste Kooperationsprojekt ist bereits in Arbeit.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.uni-jena.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution23

Quelle: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Dr. Ute Schönfelder, 28.01.2010

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Humboldt-Universität zu Berlin - 28.01.2010

Wie Protein Überleben von Krebszellen begünstigt

Publikation in Nature mit Beteiligung von Wissenschaftlern der Humboldt-Universität zu Berlin

Einem internationalen Forscherteam unter Beteiligung von Anke Roth und Prof. Christoph Arenz vom Institut für Chemie der Humboldt-Universität zu Berlin ist ein wichtiger Einblick in die Wirkungsweise des Proteins Hsp 70 gelungen, das möglicherweise das Absterben von Krebszellen hemmt.

Das Protein ist ein sogenanntes molekulares Chaperon, was auf Deutsch "Anstandsdame" oder "Aufpasser" bedeutet. Es stellt das Überleben von Zellen unter ungünstigen äußeren Bedingungen wie beispielsweise Stress sicher. Zellen antworten normalerweise auf fortdauernden Stress mit der Einleitung des programmierten Zelltods. Das Absterben von Zellen kann einerseits im Zusammenhang mit entzündlichen Erkrankungen fatale Folgen bis hin zum Organversagen haben. Andererseits ist der programmierte Zelltod sehr wichtig für eine Vielzahl von Prozessen. Eine verminderte oder fehlende Befähigung zum programmierten Zelltod ist beispielsweise auch ein entscheidendes Charakteristikum von Krebszellen. Daher ist die Frage, auf welche Weise Hsp70 dieser wichtigen zellulären Antwort, beispielsweise bei einer Strahlentherapie von Tumoren, entgegenwirkt, für Wissenschaftler von besonderem Interesse.

Die Biologin Marja Jäättelä vom Dänischen Krebs-Zentrum in Kopenhagen hat herausgefunden, dass dieses Protein bei zellulärem Stress oder auch in Krebszellen in bestimmte Bereiche der Zelle, die sogenannten Lysosomen gelangt. Die Berliner Forscher konnten dabei nachweisen, dass Hsp70 innerhalb der Lysosomen an ein definiertes Lipid bindet und offenbar gerade dadurch zum Überleben der Zellen beiträgt. Dies ist besonders interessant, da es bereits pharmakologische Wirkstoffe gibt, die diesem Überlebensmechanismus entgegenwirken könnten, da sie an das besagte Lipid binden und dadurch die Anbindung des Hsp70 verhindern. Derartige Wirkstoffe könnten daher für zukünftige Krebstherapien beispielsweise in Kombination mit einer Strahlen- oder Chemotherapie interessant sein.

Auch bei der tödlich verlaufenden Stoffwechsel-Erkrankung Morbus Niemann-Pick spielt das molekulare Chaperon eine Rolle, hier könnte es möglicherweise einen therapeutischen Effekt haben. Die HU-Wissenschaftlerin Anke Roth fand in ihren Experimenten heraus, dass Hsp70 überraschenderweise auch mit dem Enzym ASM (acid sphingomyelinase) interagiert. Hsp70 und ASM aktivieren sich offenbar gegenseitig. Bei Patienten der Niemann-Pick-Krankheit ist die ASM-Aktivität jedoch zu niedrig. In ihren Zellen kann Hsp70 seine schützende Wirkung für die Zelle offenbar nicht voll entfalten; nach den neuesten Erkenntnissen möglicherweise, weil die aktivierende Wirkung der ASM fehlt. Entscheidend könnte die Beobachtung sein, dass verabreichtes Hsp70 in Zellen von Niemann-Pick-Patienten die Aktivität von ASM stark heraufsetzen kann. Auch wenn ASM und Hsp70 gemeinsam gegeben wurden, hatte Hsp70 einen verstärkenden Effekt auf ASM. Die Verabreichung von ASM alleine wird zurzeit unter anderem in den USA und Deutschland an Patienten der Niemann-Pick-Krankheit als Behandlungsoption klinisch erprobt. Hier könnte also die gemeinsame Gabe von ASM und Hsp70 einen therapeutischen Effekt deutlich verstärken.

Die Herstellung von Wirkstoffen zur Behandlung der Niemann-Pick-Krankheit ist ein Ziel, das sich die Arbeitsgruppe von Prof. Arenz schon seit längerem auf die Fahnen geschrieben hat. In einem von der Volkswagenstiftung seit 2006 geförderten Projekt versuchen die Forscher auf der Basis von kleinen Molekülen, Chaperone auf chemischen Weg zu entwickeln, die gezielt die ASM stabilisieren und aktivieren können. Diese kleinen Moleküle könnten vielleicht eine ähnliche Wirkung auf Zellen von Niemann-Pick-Patienten haben, wie sie nun für das Hsp70 entdeckt wurde. Anders als das Protein Hsp70, das im Falle einer therapeutischen Verwendbarkeit intravenös verabreicht werden müsste, könnten die kleinen Moleküle vermutlich einfach in Form von Tabletten eingenommen werden.

Publikation:
T. Kirkegaard, A. G. Roth, N. H. T. Petersen, A. K. Mahalka, O. D. Olsen, I. Moilanen, A. Zylicz, J. Knudsen, K. Sandhoff, C. Arenz, P. K. J. Kinnunen, J. Nylandsted, M. Jäättelä
Hsp70 stabilizes lysosomes and reverts Niemann-Pick disease-associated lysosomal pathology.
Nature (28. Januar 2010)
Internet: www.nature.com

Weitere Informationen
Prof. Dr. Christoph Arenz
Institut für Chemie
Humboldt-Universität zu Berlin
Brook-Taylor-Str. 2, 12489 Berlin
E-Mail: christoph.arenz@chemie.hu-berlin.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution46

Quelle: Humboldt-Universität zu Berlin, Mirja Behrendt, 28.01.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Januar 2010