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MELDUNG/080: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 16.03.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Das krank machende Liebesleben von Wurmparasiten
      Krebsmedikamente als neuer Ansatz zur Behandlung der Infektionskrankheit Bilharziose
→  Neue Erkenntnisse über Blutkrebs nach Transplantation
→  Neues Therapiezentrum für Patientinnen und Patienten mit angeborenen Immundefekten eröffnet

Raute

Justus-Liebig-Universität Gießen - 15.03.2010

Das krank machende Liebesleben von Wurmparasiten

- Krebsmedikamente als neuer Ansatz zur Behandlung der Infektionskrankheit Bilharziose
- Gießener Veterinärmediziner präsentieren ihre Ergebnisse bei der Jahrestagung der
   Deutschen Gesellschaft für Parasitologie

Nach der Malaria ist die Bilharziose (auch Schistosomiasis genannt) die weltweit häufigste parasitäre Infektionskrankheit. Verursacht wird sie durch Schistosomen, das sind Wurmparasiten, die in den Blutgefäßen ihrer Wirte leben und dort ihre Eier ablegen. Die Eier werden in verschiedene Organe verschleppt und führen vor allem in Leber und Darm zu schwerwiegenden Entzündungen, die tödlich verlaufen können. Im Institut für Parasitologie des Fachbereichs Veterinärmedizin der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) erforscht die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Christoph Grevelding das ungewöhnliche Liebesleben der Schistosomen, denn durch die Eiproduktion werden die pathologischen Folgen der Infektion verursacht. Ihre Forschungsergebnisse präsentieren die Gießener Wissenschaftler auf der 24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Parasitologie, die vom 16. bis 20. März 2010 in Düsseldorf stattfindet.

Die Aufklärung entwicklungsbiologischer und physiologischer Prozesse in Schistosomen ist für die Entdeckung neuer Strategien zur Bekämpfung der Bilharziose von großer Bedeutung: Es gibt Hinweise auf Resistenzen gegen das einzige zur Verfügung stehende Medikament, und die Entwicklung eines Impfstoffes ist trotz großer internationaler Anstrengungen bislang nicht gelungen.

Die auch als Pärchenegel bezeichneten Würmer zeigen ein im Tierreich nahezu einmaliges Phänomen: die vom Männchen induzierte und aufrechterhaltene sexuelle Reifung des Weibchens. Während des Paarungskontaktes, der ein Wurmleben lang andauert, werden vom Männchen biochemische Prozesse im Weibchen ausgelöst, die zur Entwicklung der Reproduktionsorgane führen. Die Gießener Arbeitsgruppe hat bereits Signalmoleküle aus Schistosomen identifiziert, die die sexuelle Reifung des Weibchens beeinflussen - darunter Moleküle, die beim Menschen mit der Entstehung von Krebs in Zusammenhang gebracht werden.

In vitro-Experimente mit Substanzen, die in der humanen Krebstherapie eingesetzt werden, zeigten negative Effekte auf die Schistosomen bis hin zum Tod der Würmer innerhalb kurzer Zeit. Noch stehen in vivo-Experimente aus, die die Wirkung dieser Substanzen unter realen Bedingungen belegen. Dennoch geben die Ergebnisse Anlass zur Hoffnung, dass sich auf Basis bereits etablierter Krebsmedikamente neue Perspektiven für alternative Behandlungskonzepte der Bilharziose ergeben.

Kontakt:
Prof. Dr. Christoph G. Grevelding
Institut für Parasitologie
Rudolf-Buchheim-Straße 2, 35392 Gießen

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution217

Quelle: Justus-Liebig-Universität Gießen, Caroline Link, 15.03.2010

Raute

Universität Basel - 15.03.2010

Neue Erkenntnisse über Blutkrebs nach Transplantation

Forscher der Universität Basel haben in einer Studie Elemente im Immunsystem identifiziert, die für das Überleben einer Form des Lymphkrebs zentral sind. Die Forschungsresultate wurden auf der Website des führenden amerikanischen Fachjournals "Blood" publiziert.

Nach Organtransplantation ist das menschliche Immunsystem aufgrund des nötigen Medikamenteneinsatzes geschwächt, was zur Folge hat, dass gewisse Lymphkrebse gehäuft auftreten. Im Rahmen der weltweit mit Abstand grössten Studie zu dieser seltenen Krebsart konnte ein Forscherteam um Prof. Christoph Hess und Dr. Martin Stern von Universität und Universitätsspital Basel - in Zusammenarbeit mit der Universität Heidelberg - nun nachweisen, dass spezifische Elemente des angeborenen Immunsystems für das Überleben dieser gefürchteten Krankheit von zentraler Bedeutung sind. Auf der Basis dieser Erkenntnisse ergeben sich grundsätzlich neue Überlegungen bezüglich Tumorkontrolle im Menschen.

Originalbeitrag
Martin Stern, Gerhard Opelz, Bernd Döhler, and Christoph Hess
Natural killer cell receptor polymorphisms and post-transplant non-Hodgkin lymphoma
Blood First Edition Paper
prepublished online March 5, 2010
doi: 10.1182/blood-2009-10-250134

Weitere Informationen finden Sie unter
http://bloodjournal.hematologylibrary.org/cgi/content/abstract/blood-2009-10-250134v1
Abstract

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution74

Quelle: Universität Basel, MA Reto Caluori, 15.03.2010

Raute

Universitätsklinikum Freiburg - 15.03.2010

Neues Therapiezentrum für Patientinnen und Patienten mit angeborenen Immundefekten eröffnet

Die amerikanische Jeffrey Modell Foundation (JMF) hat es sich zum Ziel gesetzt, Diagnostik und Therapie Patienten mit einer angeborenen Abwehrschwäche weltweit zu verbessern. Heute eröffnet sie zusammen mit dem Centrum für Chronische Immundefizienz (CCI) des Universitätsklinikums Freiburg ein neues Therapiezentrum. Weltweit gibt es bisher nur 72 dieser Zentren, in Südwestdeutschland ist die Einrichtung einzigartig. Die Jeffrey Modell Foundation wird das neue Zentrum mit 50.000 Euro jährlich unterstützen.

Patienten mit einer angeborenen Abwehrschwäche, einem so genannten primären Immundefekt, leiden meist nachhaltig unter ihrer Erkrankung und benötigen oft eine spezielle Therapie. In Deutschland sind zwischen 20.000 und 50.000 Menschen von einem derartigen Immundefekt betroffen. Allerdings wird bei nur etwa 1.400 davon eine richtige Diagnose gestellt. "Die nun beschlossene Kooperation zwischen der Jeffrey Modell Foundation und dem CCI wird die Behandlungsmöglichkeiten für betroffene Patienten weiter verbessern", so Professor Dr. Hans-Hartmut Peter, Klinischer Direktor des CCI. Die Jeffrey Modell Foundation wurde 1987 von Vicki und Fred Modell im Andenken an ihren Sohn Jeffrey ins Leben gerufen. Jeffrey Modell verstarb im Alter von nur 15 Jahren an den Folgen eines angeborenen Immundefekts. "Die Zahl der undiagnostizierten Kinder und jungen Erwachsenen ist immer noch viel zu hoch. Unser Ziel ist es, diese Patienten möglichst schnell zu diagnostizieren und zu therapieren, damit sie wieder ein ganz normales Leben führen können", erklären Vicki und Fred Modell.

Frühzeitige Diagnose und Therapie entscheidend

Patientinnen und Patienten mit einer angeborenen Immundefizienz haben ein nicht vollständig entwickeltes Immunsystem. Charakteristisch für die Krankheit ist eine erhöhte Infektanfälligkeit aber auch Autoimmunkrankheiten wie Rheuma und beschleunigter Blutzellabbau kommen dabei gehäuft vor. "Diese Krankheitserscheinungen sind der offensichtlichste Ausdruck des gestörten Immunsystems", sagt Prof. Dr. Peter weiter. Die Betroffenen leiden gehäuft unter Lungen- oder Mittelohrentzündungen, Erkältungskrankheiten und Hautinfektionen. Angeborene Immundefekte führen zu einer deutlichen Beeinträchtigung der Lebensqualität.Vor diesem Hintergrund ist eine frühzeitige Diagnose und rechtzeitige Therapie mit dem Ziel, Infektionen zu verhindern und Organschäden zu vermeiden, umso wichtiger.

Das Unternehmen Baxter Healthcare und die Jeffrey Modell Foundation arbeiten seit längerer Zeit zusammen, um betroffene Patientinnen und Patienten so früh wie möglich zu diagnostizieren und entsprechend zu therapieren.

Die Jeffrey Modell Foundation

Die Foundation wurde 1987 von Vicki und Fred Modell im Andenken an ihren Sohn Jeffrey gegründet. Jeffrey starb mit nur 15 Jahren an den Folgen eines angeborenen Immundefekts (primären Immundefizienz, PID). Die Foundation ist eine weltweite gemeinnützige Organisation mit dem Ziel, Patienten schnell und sicher zu diagnostizieren und effektiv zu therapieren und letztendlich Heilungserfolge durch Forschung, Ärztefortbildung, Patienteninformationen und öffentliche Bekanntheit zu erzielen. Die Foundation hat weltweit 72 Jeffrey Modell Diagnostik- und Forschungszentren an Universitätskliniken.

Weitere Informationen finden Sie unter
- http://www.info4pi.org
   Informationen zur Foundation
- http://www.cci.uniklinik-freiburg.de
   Weitere Informationen zum CCI

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1401

Quelle: Universitätsklinikum Freiburg, Benjamin Waschow, 15.03.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. März 2010