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MELDUNG/139: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 15.06.10 (idw)


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→  Kongress zur Wundtherapie
      "Die Qualität der Versorgung ist insgesamt verbesserungswürdig"
→  Krebs - Kein Tumor ohne Kooperation

Raute

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften - 14.06.2010

Kongress zur Wundtherapie
"Die Qualität der Versorgung ist insgesamt verbesserungswürdig"

Freiburg. Die Versorgung chronischer Wunden belastet das deutsche Gesundheitssystem bereits heute. Aufgrund der demographischen Entwicklung wird dieses Problem bei der immer älter werdenden Bevölkerung zunehmen. Ziel der Deutschen Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung (DGfW) ist es, mit ihren Aktivitäten bei der Leitlinienerstellung und wissenschaftlichen Weiter- und Fortbildung das Wissen um eine moderne und effiziente Wundbehandlung zu verbessern. So gilt es Amputationen und Hilfsbedürftigkeit zu vermeiden. Der zielgerichtete Einsatz ökonomischer Ressourcen ist erklärtes Anliegen, damit möglichst viele Menschen eine adäquate Versorgung erfahren.

Im Rahmen des 13. Jahreskongresses der DGfW, der vom 17. bis 19. Juni in Freiburg stattfindet, wird es das "Gesundheitspolitische Forum" geben - eine moderierte Diskussionsrunde zum Thema "Versorgungsqualität in der Wundbehandlung". Dazu diskutieren Experten aus dem Gesundheits- und Bildungswesen miteinander unter Einbeziehung des Plenums. "Die momentane Situation der Wundbehandlung in Deutschland ist geprägt von therapeutischer Vielfalt und unzähligen, divergierenden Bildungsmaßnahmen für die Akteure. Die Qualität der Versorgung ist insgesamt verbesserungswürdig", betont DGfW-Präsident Prof. Dr. Peter M. Vogt.

Die DGfW e.V. fördert als wissenschaftliche Fachgesellschaft den interdisziplinären und interprofessionellen Ansatz in der Wundheilung und Wundbehandlung. Eine strukturierte Qualifizierung aller am Behandlungsprozess beteiligten Berufsgruppen bietet die Chance für eine bessere Versorgungsqualität bei gleichen oder gar geringeren Kosten und findet in einem Ausbildungsstandard der DGfW ihren Ausdruck. "Diesen haben wir in Form der Qualifizierung zum 'Zertifizierten Wundtherapeuten / WTcert / DGfW (Beruf)' erarbeitet. Das Curriculum der DGfW ist leitlinienbasiert und bündelt so das Wissen der einzelnen Mitgliedsgesellschaften der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF)", erläutert Prof. Vogt.


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.wunde-wissen.de
Homepage 13. Jahreskongress der DGfW in Freiburg

Alle Informationen zum Jahreskongress der DGfW
finden Sie auf der Homepage
www.wunde-wissen.de.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution76

Quelle: Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, Wolfgang Müller M.A., 14.06.2010

Raute

Julius-Maximilians-Universität Würzburg - 15.06.2010

Krebs - Kein Tumor ohne Kooperation

Tumoren verschwinden, wenn man die für ihre Entstehung verantwortlichen Gene hemmt. Warum sie sich so verhalten, darüber existierten bisher nur Theorien. Einen konkreten Nachweis liefern jetzt Forscher der Universität Würzburg. Sie bestätigen damit einen lange gehegten Verdacht.

Krebs-Gene bilden den Bauplan für Proteine, die Zellen dazu veranlassen, sich ungebremst zu vermehren. Allerdings müssen diese Proteine in der Regel mit weiteren Partnern zusammenarbeiten, damit das Tumorwachstum einsetzt. Wird die Zusammenarbeit gestört, stellt der Tumor sein Wachstum ein.

Über die Gründe dafür, gibt es schon seit vielen Jahren eine Theorie und Befunde aus dem Reagenzglas. Nun ist es Wissenschaftlern der Universitäten Würzburg und Stanford erstmals am lebenden Organismus gelungen, diese Theorie zu bestätigen. Über ihre Arbeit berichtet die Fachzeitschrift Genes & Development in ihrer aktuellen Ausgabe.

Die Rolle der Krebs-Gene

Jeder Mensch trägt in beinahe jeder Zelle seines Körpers eine bestimmte Gruppe von Genen, die eine wichtige Rolle bei der Krebsentstehung spielen - die so genannten Myc-Gene. Normalerweise werden diese Gene nur sehr wenig abgelesen; sie dienen als Bauplan für Myc-Proteine, die Aufgaben beim Zellwachstum übernehmen und nur in geringen Mengen gebraucht werden.

Arbeiten die Myc-Gene nicht so wie sie sollen, teilen sich Zellen unkontrolliert, ein Tumor entsteht. Diesen Ablauf hat das Wissenschaftler-Team genauer in Augenschein genommen. "Schon seit 1997 gibt es die Theorie, dass Myc-Proteine sich mit einem weiteren Protein - dem Miz1-Protein - verbinden und damit andere Gene regulieren, die für das Tumorwachstum von Bedeutung sind", erklärt Martin Eilers.

Eilers ist Inhaber des Lehrstuhls für Physiologische Chemie II am Biozentrum der Universität Würzburg. Bereits 1988, in seiner Zeit als Postdoc in San Francisco, hat er damit begonnen, die Myc-Gene und -Proteine zu erforschen. 1997 gehörte er zu dem Wissenschaftler-Team, das die Theorie der Protein-Zusammenarbeit entwickelte.

Jetzt ist es zwei Doktoranden in seiner Gruppe, Judith Müller und Tobias Otto, gelungen, gemeinsam mit Kollegen der Stanford University (Kalifornien) diese Theorie am lebenden Organismus zu bestätigen.

Eine Genmutation sorgt für weniger Krebserkrankungen

"Tumorzellen sind auf ständige Unterstützung durch die für sie verantwortlichen Gene angewiesen", sagt Eilers. Fehlt diese Unterstützung, bricht die Tumorzelle zusammen. "Die Gründe dafür hat man bisher nie genau verstanden", so der Wissenschaftler. Eine Erklärung liefert die Myc-Miz-Kollaboration.

"Tumorzellen tragen in sich ein Programm, das sie eigentlich daran hindert, sich ungebremst zu vermehren", erklärt Martin Eilers. Oder, etwas anders formuliert: Die Tumorzelle neigt zum Selbstmord beziehungsweise zur Arbeitsverweigerung. So kann sie zum einen den programmierten Zelltod starten - eine geschädigte Zelle bringt sich um und bewahrt damit den gesamten Organismus vor größerem Schaden. Wissenschaftler sprechen in diesem Fall von Apoptose. Oder die Zelle stoppt ihren Lebenszyklus, teilt sich nicht mehr, bleibt aber weiterhin stoffwechselaktiv. Der Fachausdruck dafür lautet Seneszenz.

Erst die Wechselwirkung mit dem Miz1-Protein verhindert die Seneszenz. Der Nachweis dafür gelang den Wissenschaftlern, als sie das Myc-Gen an einer Stelle umbauten. Das dementsprechend veränderte Protein war deshalb kaum noch in der Lage, an Miz1 zu binden. Gleichzeitig traten bei den Versuchstieren, die das mutierte Gen trugen, deutlich weniger Krebsfälle auf. Eigentlich ein kurioses Ergebnis: Ein mutiertes Gen senkt die Zahl der Tumoren. Denn normalerweise sind gerade Genmutationen für eine Vielzahl von Krebsfällen verantwortlich.

Proteine müssen zusammenarbeiten

Warum es in diesem Fall nicht so ist? "Myc muss an Miz1 binden. Nur dann kann es verhindern, dass die Zelle bestimmte Faktoren bildet, die das Tumorwachstum verhindern", erklärt Martin Eilers. Erst wenn Myc und Miz zusammenarbeiten, sind sie in der Lage, die Zelle zum ständigen Wachstum zu treiben. Nur gemeinsam können sie die Zelle daran hindern, ihr normales Alterungsprogramm abzuspulen.

Direkte Konsequenzen für eine Krebstherapie hat die Erkenntnis der Wissenschaftler aus Würzburg und Stanford nicht. Als möglicher Angriffspunkt eigne sich der Myc-Miz-Verbund derzeit noch nicht - dazu sei das Geschehen zu komplex. "Wir wissen noch zu wenig über seine physiologische Bedeutung", so Eilers. Deshalb will Eilers mit seinem Team in einem nächsten Schritt versuchen, die Rolle der Wechselwirkung beider Proteine in der normalen Entwicklung aufzuklären.

Kontakt:
Prof. Dr. Martin Eilers
martin.eilers@biozentrum.uni-wuerzburg.de

The interaction between Myc and Miz1 is required to antagonize TGFb-dependent autocrine signaling during lymphoma formation and maintenance.
Jan van Riggelen, Judith Müller, Tobias Otto, Vincent Beuger, Alper Yetil, Peter S. Choi, Christian Kosan, Tarik Möröy, Dean W. Felsher and Martin Eilers.
Genes & Development

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution99

Quelle: Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Gunnar Bartsch, 15.06.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Juni 2010