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MELDUNG/159: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 14.07.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Diabetesforschung - Europäischer Forschungsrat fördert Bremer Biologin mit 1,4 Millionen Euro
→  Neue Therapien für Lungenentzündungen
→  Winzige Moleküle im Blut zeigen Herzinfarkt an

Raute

Universität Bremen - 13.07.2010

Diabetesforschung - Europäischer Forschungsrat fördert Bremer Biologin mit 1,4 Millionen Euro

Dr. Kathrin Maedler aus dem Fachbereich Fachbereich 2 Biologie/Chemie der Universität Bremen wird für ihre Forschung auf dem Gebiet der molekularen Diabetologie vom Europäischen Forschungsrat (ERC) mit einer Fördersumme von 1,4 Millionen Euro ausgezeichnet. Ihr als exzellent bewertetes Projekt "SIADIA: Siglecs as mediators of the pancreatic cellular crosstalk in diabetes" bekam die höchsten Bewertungsscores beim ERC. Das Projekt wird die Mechanismen der zellulären Kommunikation innerhalb der Bauchspeicheldrüse und deren Veränderungen im Diabetes untersuchen. Dabei werden völlig neuartige Ansätze für die Therapie des Diabetes entwickelt.

Über 2.500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz Europa hatten sich bei der Ausschreibung 2009 um die Nachwuchswissenschafts-Preise ("Starting Independent Researcher Grants") des Europäischen Forschungsrats beworben. 237 Projekte wurden durch ein strenges Verfahren ausgewählt und kommen nun in den Genuss der personenbezogenen Förderung. Das wissenschaftliche Potenzial des Antragstellers und die Qualität des eingereichten Projektes waren die alleinigen Kriterien die von internationalen Expertengremien bewertet wurden - wirtschaftliche und regionalpolitische Aspekte spielten keine Rolle. Die zum 3. Male vergebenen Auszeichnungen des Europäischen Forschungsrats dienen zur Förderung von europäischen Spitzennachwuchswissenschaftlern. Sie bieten begabten jungen Forscherinnen und Forscher die Möglichkeit, früh in ihrer Karriere mit einem eigenen Team innovative Projekte zu verwirklichen.

"Ich freue mich riesig über diese Auszeichnung", so Kathrin Maedler. "sie stellt für mich und meine Arbeitsgruppe eine große Herausforderung dar. Wir haben neue Ansätze, die es uns ermöglichen könnten, sowohl die pathologischen Mechanismen und das Abstreben der insulinproduzierenden Zelle im Diabetes zu verstehen als auch neue Therapien, die gegen die Ursache der Krankheit gerichtet sind, zu entwickeln." Die Förderung durch den ERC bestätigt die Bremer Wissenschaftlerin in ihrer Forschung, die wissenschaftlichen Grundlagen des Diabetes aufzudecken, da die Häufigkeit der sogenannten Zuckerkrankheit in den vergangenen zehn Jahren weltweit so stark zugenommen hat, sodass inzwischen von einer Diabetesepidemie gesprochen wird. Kathrin Maedler wird in diesem Projekt mit Professor Serge Kelm, Dekan des Fachbereichs 2 und Experte auf am Gebiet der Chemie der Glykosylierungen zusammenarbeiten.

Kathrin Maedler studierte Pharmazie an der Universität Wien und absolvierte während der Approbation zum Apotheker eine Zusatzqualifikation zum Klinischen Apotheker. Ihr Interesse gilt im Besonderen der Erforschung der Ursachen und der Therapie des Diabetes. Während ihrer Doktorarbeit am UniversitätsSpital Zürich deckte sie grundlegende Mechanismen der Zerstörung einer insulinproduzierenden Zelle auf und leitete danach als Professorin an der medizinischen Fakultät der University of California Los Angeles (UCLA) ihre eigene Arbeitsgruppe. Seit 2008 leitet sie das Labor für Molekulare Diabetologie an der Universität Bremen.

Weitere Auskünfte:
Universität Bremen
Fachbereich Biologie / Chemie
Ph.D. Kathrin Maedler
Islet Biology Laboratory
Centre for Biomolecular Interactions University of Bremen
E-Mail: kmaedler@uni-bremen.de
www.islets.uni-bremen.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/pages/de/image120523
Dr. Kathrin Maedler, Biologin an der Uni Bremen

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution59

Quelle: Universität Bremen, Eberhard Scholz, 13.07.2010

Raute

Justus-Liebig-Universität Gießen - 13.07.2010

Neue Therapien für Lungenentzündungen

Klinische Forschergruppe Pneumonie an der Universität Gießen beschäftigt sich mit der Wechselwirkung von Erregern und Lunge - Weitere drei Jahre Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung

Lungenentzündungen gehören zu den häufigsten lebensbedrohlichen Infektionen, jährlich erkranken allein in Deutschland bis zu 750.000 Menschen neu. Das Risiko ist besonders für ältere Menschen und Menschen mit geschwächter Immunabwehr groß. Deshalb werden dringend neue Therapieansätze benötigt, die über die Gabe von Antibiotika hinausgehen, die wegen der zunehmenden Resistenzen bei vielen Patienten nicht mehr die gewünschte Wirkung entfalten. Mit neuen Therapien für Lungenentzündungen beschäftigt sich die Klinische Forschergruppe "Pneumonie - Molekulare Signaturen kompartimentalisierter und schrankenübergreifender alveolärer Infektion" an der Justus-Liebig-Universität Gießen unter der Leitung von Prof. Dr. Jürgen Lohmeyer (Zentrum für Innere Medizin, Medizinische Klinik II).

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat die Forschergruppe bereits seit 2007 mit 1,7 Millionen Euro unterstützt. Nach der positiven Begutachtung durch ein Expertengremium wurde sie nun auch in die zweite Förderperiode aufgenommen und bekommt für weitere drei Jahre insgesamt 1,4 Millionen Euro vom BMBF.

Anlässlich des Beginns der zweiten Förderphase der Klinischen Forschergruppe Pneumonie besuchte der Parlamentarische Staatssekretär des BMBF, Dr. Helge Braun, Prof. Lohmeyer in Gießen, um sich über den Fortgang der Arbeiten zu informieren. "Die hiesigen Forscherinnen und Forscher am Fachbereich Medizin der Universität Gießen arbeiten sehr erfolgreich daran, die Wechselwirkungen zwischen den Erregern und der Lunge zu entschlüsseln. In der zweiten Förderphase sollen nun aus diesen Erkenntnissen neue Diagnose- und Behandlungsstrategien entwickelt werden. Da dies die Grundlage für verbesserte Therapien ist, wird das BMBF die Forschergruppe mit weiteren 1,4 Millionen Euro in den kommenden drei Jahren unterstützen", sagte Braun. "Die Infektionsforschung hat für die Bundesregierung eine hohe Bedeutung. Unser Ziel ist die enge Zusammenarbeit zwischen Forschung und klinischer Praxis, um die Ergebnisse rasch in therapeutische Maßnahmen umzusetzen. Erst wenn die Forschungsergebnisse beim Menschen ankommen, haben wir wirklichen Fortschritt."

Die jetzt in der zweiten Dreijahresperiode bis 2013 geförderte Klinische Forschergruppe in der Klinischen Infektiologie betreibt interdisziplinäre Infektionsforschung zur Volkskrankheit Lungenentzündung. Ziel ist, über die Aufklärung der molekularen Krankheitsentstehung neue Therapien zu entwickeln. Die erfolgreiche Arbeit in der ersten Förderperiode hat die Gießener Forscher zum Kristallisationspunkt für weitere Förderungen in Verbundforschungsprojekten mit langfristiger Perspektive gemacht - beispielsweise die Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im Sonderforschungsbereich Transregio 84 und die Förderung durch das BMBF im Zoonose-Programm FluResearchNet.

Außerdem vertritt die Klinische Forschergruppe mittlerweile an zentraler Stelle den klinisch-infektiologischen Forschungsschwerpunkt in Forschungsprogrammen der Exzellenzinitiative des Bundes (Exzellenzcluster Kardio-Pulmonales System, ECCPS) und des Landes Hessen (LOEWE-Zentrum Universities of Gießen and Marburg Lung Centre, UGMLC). Sie erfüllt damit die vom BMBF vorgegebene Zielsetzung, international sichtbare Forschungsschwerpunkte in der klinischen Infektiologie in Deutschland zu schaffen mit Perspektiven für berufungsfähigen wissenschaftlichen Nachwuchs in diesem Fachgebiet.

Neben der Forschung wurde im Rahmen der BMBF-Fördermaßnahme in enger Kooperation mit der Medizinischen Mikrobiologie und Virologie auch das Lehrangebot im Fachgebiet der klinischen Infektiologie am Fachbereich Medizin der Universität Gießen wesentlich gestärkt. Schließlich gelang durch die strukturelle Etablierung der klinischen Infektiologie als eigenes Fachgebiet mit strukturierter Weiterbildung auch eine wesentliche Ausweitung und Verbesserung des Versorgungsangebots für Patienten mit Infektionserkrankungen am Standort Gießen des Universitätsklinikums Gießen und Marburg (UKGM). Insbesondere konnten der Konsiliardienst - ein institutionalisiertes Angebot zur Beurteilung und Mitbetreuung von Patienten, das von anderen Ärzten angefordert werden kann - und die Weiterbildung infektiologischer Fachärzte erheblich ausgeweitet werden. In der zweiten Förderphase sollen diese erweiterte Facharztkompetenz und die verbesserte Infrastruktur nach dem Umzug in das neue Klinikumsgebäude genutzt werden, um das qualitätskontrollierte Versorgungsangebot für Patienten mit Infektionserkrankungen weiter zu optimieren.

Der Aufbau Klinischer Forschergruppen soll einerseits Ergebnisse aus der Grundlagenforschung rasch in die Klinik bringen, andererseits soll so die Qualität der Ausbildung von Ärzten und der Behandlung von Patienten gesteigert werden. Bisher wurden bundesweit fünf Klinische Forschergruppen in der Klinischen Infektiologie mit insgesamt 11,5 Millionen Euro durch das BMBF gefördert.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/1038.php

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution217

Quelle: Justus-Liebig-Universität Gießen, Caroline Link, 13.07.2010

Raute

Universitätsklinikum Heidelberg - 13.07.2010

Winzige Moleküle im Blut zeigen Herzinfarkt an

Heidelberger Wissenschaftler mit Wilhelm P. Winterstein-Preis der Deutschen Herzstiftung ausgezeichnet

Winzige Moleküle im Blut, sogenannte microRNAs, zeigen zuverlässig und früher als gängige Biomarker einen Herzinfarkt an, nämlich innerhalb der ersten drei Stunden. Dr. Benjamin Meder, Medizinische Universitätsklinik Heidelberg, hat mit seinem Team die neuen Marker entdeckt, mit denen sich auch die Schwere des Infarktes abschätzen lässt. Dafür ist der Assistenzarzt von der Deutschen Herzstiftung mit dem mit 10.000 Euro dotierten Wilhelm P. Winterstein-Preis ausgezeichnet worden. Der Preis wurde dem jungen Wissenschaftler aus der Abteilung Kardiologie, Angiologie und Pneumologie der Medizinischen Klinik Heidelberg (Ärztlicher Direktor: Professor Dr. med. Hugo A. Katus) im Rahmen einer Mitgliederversammlung der Deutschen Herzstiftung am 19. Juni in Frankfurt übergeben.

Jährlich sterben mehr als 60.000 Menschen in Deutschland an den Folgen eines Herzinfarktes, einer der nach wie vor häufigsten Todesursachen. Bei frühzeitiger Diagnose stehen heute jedoch sehr wirksame Behandlungsmethoden durch Medikamente und Herzkatheter zur Verfügung, die bleibende Schäden vermeiden oder begrenzen können.

Die Diagnostik des Herzinfarkts ist allerdings nicht einfach. Nur bei 50 Prozent der Betroffenen treten die typischen, ausstrahlenden Schmerzen in der Brust und eindeutige Veränderungen im Elektrokardiogramm (EKG) auf. Daher kommt Bluttests ein hoher Stellenwert zu. Dabei wird nach sogenannten Biomarkern wie dem Eiweiß Troponin T gefahndet: Troponin T kommt nur im Herzmuskel vor und tritt bei Schädigung der Herzzellen ins Blut über. Eine aussagekräftige Menge an Troponin T findet sich allerdings erst drei bis sechs Stunden nach dem Infarkt im Blut.

Typisches Muster aus 67 Markern erlaubt eindeutige und frühe Diagnose

Anders bei den neu entdeckten Biomarkern, kleinsten Regulatoren im Herz-Kreislaufsystem: Die sogenannten microRNAs zeigen den Herzinfarkt bereits in den ersten drei Stunden nach dem Infarkt an. "MicroRNAs werden vermutlich nicht nur aus den beschädigten Herzzellen freigesetzt, sondern auch von weißen Blutkörperchen als Reaktion auf den Infarkt gebildet", erklärt Dr. Meder. "Daher verändert sich ihre Konzentration im Blut noch schneller als bei den gängigen Biomarkern."

In einer Pilotstudie in Kooperation mit dem "Biomarker Discovery Center Heidelberg" und der Biotechnologiefirma Febit untersuchten die Heidelberger Forscher erstmals systematisch alle 860 bekannten menschlichen microRNAs im Blut von Herzinfarktpatienten. Dabei identifizierten sie 67 microRNAs, die bei den Betroffenen in ihrer Konzentration verändert waren.

"Mit Hilfe eines neuen Verfahrens zur Mustererkennung haben wir eine einmalige Signatur von microRNAs identifiziert, die zu einem sehr frühen Zeitpunkt bereits sehr spezifisch einen Herzinfarkt anzeigt", so Dr. Meder. "Während z.B. der Troponinspiegel im Blut auch bei Lungenembolien oder Herzmuskelentzündungen erhöht ist, gehen wir bei den microRNAs davon aus, dass diese spezielle Signatur nur bei Herzinfarkten auftritt." Zudem lässt sich anhand bestimmter Markerkombinationen auch die Größe des Infarktes früh abschätzen und erlaubt so eine schnelle Identifizierung besonders gefährdeter Patienten.

Ein mögliches Einsatzgebiet sieht Dr. Meder besonders bei den Herzinfarkten, die weder mit typischen Beschwerden noch mit eindeutigen Veränderungen im EKG einhergehen. Zuvor müssen allerdings noch weitere Untersuchungen folgen.

Weitere Informationen
über die Abteilung Kardiologie, Angiologie und Pneumologie des Universitätsklinikums Heidelberg im Internet:
www.klinikum.uni-heidelberg.de/Innere-Medizin-III-Kardiologie-Angiologie-und-Pneumologie.106654.0.html

Ansprechpartner:
Dr. med. Benjamin Meder
Abteilung für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie
Medizinische Universitätsklinik Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 350, 69120 Heidelberg
E-Mail: benjamin.meder@med.uni-heidelberg.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/pages/de/image120520
Dr. Benjamin Meder, Assistenzarzt in der Abteilung Kardiologie, Angiologie und Pneumologie der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg.

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 7.600 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 40 Kliniken und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten werden jährlich rund 550.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.400 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.
www.klinikum.uni-heidelberg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution665

Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg, Dr. Annette Tuffs, 13.07.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de

eröffentlicht im Schattenblick zum 15. Juli 2010