Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FAKTEN

MELDUNG/307: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 11.03.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Charité Wissenschaftler entschlüsseln wichtige Struktur bei der Übertragung von Lichtsignalen
→  Osteopathie studieren
      Neues grundständiges Bachelorprogramm an der Hochschule Fresenius


*


Charité-Universitätsmedizin Berlin - 10.03.2011

Charité Wissenschaftler entschlüsseln wichtige Struktur bei der Übertragung von Lichtsignalen

Erneut ist Wissenschaftlern der Charité - Universitätsmedizin Berlin in Zusammenarbeit mit der Humboldt - Universität zu Berlin sowie Universitäten in Südkorea, London und Toronto ein Durchbruch in der biophysikalischen Grundlagenforschung gelungen. Sie konnten erstmals bei einem wichtigen Informationsträger im menschlichen Körper, dem Rezeptorprotein Rhodopsin, klären, wie ein solches Eiweiß beschaffen sein muss, um ein Lichtsignal aufnehmen zu können. Die Studie ist in der aktuellen Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift Nature* veröffentlicht.

Rhodopsin gehört zu den sogenannten G-Protein gekoppelten Rezeptoren. Diese Proteine befinden sich in den Membranen, die jede lebende Zelle umhüllen. Sie verbinden die Zellen mit Signalen aus der Umwelt wie Licht, Düften und Geschmacksstoffen, aber auch mit Signalen aus dem Organismus, wie zum Beispiel Hormonen. Daher sind sie an fast allen physiologischen Vorgängen im Körper und so auch an den meisten Krankheiten beteiligt. Damit ein Rezeptor wie Rhodopsin eine Information aufnehmen kann, muss er das in einem molekularen Informationsträger - wie z. B. einem Hormon oder einer lichtempfindlichen "Antenne" - codierte Signal aufnehmen. Dies ist nur möglich, wenn der Rezeptor eine Bindungsstelle ausbildet, in die das Bindungsmolekül (der Ligand) passt. Der Forschungsgruppe ist es zum ersten Mal gelungen, den Lichtrezeptor Rhodopsin in seinem lichtaktivierten Zustand in einer stabilen Form zu halten und die Struktur aufzuklären. In diesem sogenannten Meta-Zustand bindet der Rezeptor das Retinal, einen Abkömmling des Vitamin A, in einer durch Licht umgewandelten Form. Damit erhält man nun Einblick in den Mechanismus der Wechselwirkung zwischen dem Rezeptor und seinem Liganden.

Dies bedeutet einen wesentlichen Fortschritt in der Aufklärung der Signalübertragung in die Zelle. "Man kann aus unserem Beispiel lernen, wie Signalübertragung von einem Liganden in ein Rezeptorprotein überhaupt vor sich gehen kann", erklärt Prof. Hofmann, stellvertretender Direktor des Instituts für Medizinische Physik und Biophysik der Charité und Mitglied im Zentrum für Biophysik und Bioinformatik der Humbboldt-Universität. "Es gibt Grund zu der Annahme, dass die grundlegenden Vorgänge bei der Ligandenbindung für verschiedene Rezeptoren ähnlich sind. Natürlich hoffen wir auch, dass man für die Behandlung krankhafter Veränderungen der Signalübertragung vom Verständnis der zu Grunde liegenden Strukturen und Mechanismen profitieren wird."

Kontakt:
Prof. Klaus Peter Hofmann
Stellv. Direktor des Instituts für Medizinische Physik und Biophysik
Charité - Universitätsmedizin Berlin
kph@charite.de

* Crystal structure of metarhodopsin II.
Hui-Woog Choe, Yong Ju Kim, Jung Hee Park, Takefumi Morizumi, Emil F. Pai, Norbert Krauß, Klaus Peter Hofmann, Patrick Scheerer & Oliver P. Ernst.
Nature, Advanced Online Publication 9 March 2011
doi: 10.1038/nature09789

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution318

Quelle: Charité-Universitätsmedizin Berlin, Stefanie Winde, 10.03.2011


*


Hochschule Fresenius - 10.03.2011

Osteopathie studieren

Neues grundständiges Bachelorprogramm an der Hochschule Fresenius

Zum Wintersemester 2011 wird der erste grundständige Bachelor-Studiengang Osteopathie in Deutschlands eingerichtet. Die Hochschule Fresenius in Idstein in Hessen bei Wiesbaden bietet Abiturienten, Schülern mit Fachhochschulreife und Personen mit Hochschulzugangsberechtigung dann die bisher einmalige Chance, in acht Semestern einen nach den Bologna-Kriterien anerkannten akademischen Bachelor-Abschluss in Osteopathie zu erzielen. Ein einjähriger konsekutiver Master-Studiengang ist in Planung. Initiator dieses qualitativ hochwertigen BaföG-befähigten Angebots ist der Verband der Osteopathen Deutschland (VOD) e.V.

In Deutschland erfreut sich die Osteopathie als ganzheitliche Therapieform zunehmender Beliebtheit. Als eine wirksame Form der Medizin, die nur mit den Händen praktiziert wird, verzichtet die Osteopathie auf Medikamente und chirurgische Eingriffe. Osteopathen betrachten den menschlichen Körper als untrennbare Einheit und untersuchen ihn nach den Ursachen der Beschwerden. Grundlage hierfür ist eine genaue Kenntnis der menschlichen Anatomie und Physiologie. Dabei versteht sich die Osteopathie als eine die Schulmedizin sinnvoll ergänzende Form der Therapie. Unter der Leitung des Akademisierungsexperten Professor Bernhard Meyer haben erfahrene Mitglieder des VOD aus den Bereichen Lehre, Forschung und Praxis ihre Erkenntnisse in mehrjähriger Arbeit in ein Curriculum übertragen, das nun an der Hochschule Fresenius umgesetzt wird. Der Bachelor-Studiengang Osteopathie stellt die Osteopathie umfassend und in all ihren grundlegenden Aspekten dar: vom neuesten Stand des medizinischen Wissens, der aktuellen Forschung, des medizinischen und osteopathischen Grundwissens. Er umfasst die eigenständige Befunderhebung, Interpretation anderer Befunde, die Therapieplanung und die osteopathische Behandlung unter Berücksichtigung der ostepathischen Philosophie und Geschichte.

Der Studiengang ist derzeit im Akkreditierungsverfahren und soll im Wintersemester 2011/12 in Idstein starten.

"Der Vorteil der Akademisierung für die Osteopathie als eigenständige Fachdisziplin liegt darin, dass sie in einen kontinuierlichen Forschungsprozess eingebunden sein wird sowie einen staatlich lizensierten Abschluss mit breiter Anschlussfähigkeit und internationaler Anerkennung innerhalb und außerhalb Europas erhält", sagt VOD-Vorsitzende Marina Fuhrmann MSc. Fachübergreifende und interdisziplinäre Inhalte tragen zur beruflichen, fachlichen und persönlichen Weiterentwicklung der Studierenden bei. Das Studium befähigt zu eigenverantwortlichem beruflichen Handeln, sei es in Praxen oder Kliniken oder neueren Kooperationen integrierter Patientenversorgung und ermöglicht auch weitergehende Spezialisierungen oder Vertiefungen. Die Studenten werden in den vier Jahren auf die externe Heilpraktikerprüfung vorbereitet und haben sehr gute Berufsaussichten in einer aufstrebenden Branche als Osteopath/in. Das dynamische und fächerübergreifende Fachgebiet Osteopathie zielt auf die Erhaltung und Förderung der Gesundheit sowie auf eine Weiterentwicklung des Gesundheitssystems unter den Aspekten integrativ-individueller Patientenversorgung, Effizienz und Wirtschaftlichkeit. Die Studierenden sind befähigt, an der forschenden und wissenschaftlichen Weiterentwicklung der Osteopathie mitzuwirken.

Eingeteilt ist der neue Bachelor-Studiengang in fünf Lernfelder und diverse Module, in denen unterschiedlichen Kompetenzen vermittelt werden. Die Vorteile der Akademisierung der Osteopathie für den Patienten bestehen darin, dass durch eine breitere Bildung der Osteopathie-Studenten und durch die fortlaufend geprüfte Standardisierung der Qualität der Osteopathie eine höhere Sicherheit entsteht. Damit steigt wiederum die Kooperationsfähigkeit mit anderen Gesundheitsberufen, was auch einem breiteren, integrierten Versorgungsansatz für Patienten zugute kommen dürfte. Hiermit ist ein Standard definiert, der dem Gesetzgeber eine fachlich fundierte Grundlage liefert, um ein eigenständiges Berufsbild des Osteopathen zu etablieren.

"Der Bedarf an akademisch ausgebildeten Therapeuten wächst. Als erste Hochschule in Deutschland gestaltet die Hochschule Fresenius diese Entwicklung wegweisend schon seit über 13 Jahren durch das Angebot von Studiengängen wie Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie", erläutert Professor Dr. Achim Jockwig, Vizepräsident und Dekan des Fachbereichs Gesundheit der Hochschule Fresenius. "Im Sinne einer verbesserten Patientenversorgung fördern wir mit akademischen Ausbildungen im Therapiebereich - wie jetzt auch der Osteopathie - bewusst Wissenschaft und Forschung, um die Qualität der therapeutischen Behandlungsangebote zu erhöhen."

Weitere Informationen finden Sie unter
www.hs-fresenius.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution258

Quelle: Hochschule Fresenius, Antonie Binder, 10.03.2011


*


Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. März 2011