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MELDUNG/342: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 16.05.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Reinraum-Labore - Grundlage für Arbeit mit menschlichen Herzklappen geschaffen
→  Eröffnung des interdisziplinären Zentrums für Sport- und Bewegungsmedizin (IZSB)
      am Universitätsklinikum Heidelberg
→  Erbkrankheit Pseudoxanthoma elasticum - Grundlagenforschung an "Seltener Erkrankung"


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Medizinische Hochschule Hannover - 13.05.2011

Grundlage für Arbeit mit menschlichen Herzklappen geschaffen

Wissenschaftsministerin Wanka weiht Reinraum-Labore bei MHH-Partner corlife ein

Auf dem Gebiet der Biotechnologie kommt Hannover einen weiteren Schritt voran: Am 16. Mai dieses Jahres geht die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) mit neuen Reinräumen an den Start. Dabei handelt es sich um spezielle Produktionsräume für die Herstellung innovativer Implantate. Der Reinraum wird in Zusammenarbeit mit der Firma corlife betrieben. Das Land Niedersachsen und die Europäische Kommission finanzieren die Baumaßnahme mit rund einer Million Euro. Professor Dr. Johanna Wanka, Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur, wird die Räume gemeinsam mit Professor Dr. Christopher Baum, Forschungsdekan der MHH, Professor Dr. Axel Haverich, Direktor der MHH-Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie (HTTG), und Dr. Michael Harder, Geschäftsführer von corlife, einweihen. "Mit dieser Einrichtung auf höchstem Hygieneniveau ermöglichen wir eine praxisnahe Forschung mit direktem Anwendungsbezug und im Interesse des Patienten. Wir stellen die Forschung noch stärker in den Fokus des Nutzen für den Menschen", betont die Ministerin. Weiterhin unterstreicht Wanka die grundsätzliche Bedeutung des Aufbaus von Forschungsinfrastruktur durch Kooperationsprojekte von Hochschulen mit der Wirtschaft. "Seit 2007 haben wir hierfür 60 Millionen Euro an Landesmitteln und Geldern des Strukturförderfonds der EU eingesetzt und konnten dadurch wichtige Impulse für die niedersächsische Wirtschaft und zur Schaffung von neuen Arbeitsplätzen geben."

corlife wurde 2006 gegründet und beschäftigt sich mit der Entwicklung und Herstellung von kardiovaskulären Medizinprodukten und Arzneimitteln. Ein Schwerpunkt liegt auf der Aufbereitung von biologischen Herzklappen. Dabei werden die Spenderklappen in einem geschützten Verfahren dezellularisiert, das heißt von allen Zellen befreit. Übrig bleibt lediglich das Bindegewebe. Diese Matrix wird dem Empfänger implantiert und von den körpereigenen Zellen neu besiedelt. So kann einer Abstoßungsreaktion des Körpers vorgebeugt werden. Ein weiteres Beispiel für die Produkte des Unternehmens ist ein Kupplungssystem, mit dem bei einer Herzoperation eine dauerhafte Verbindung zwischen einem Gefäß und einer Prothese hergestellt werden kann. Mithilfe dieses Systems soll die Operationszeit verkürzt und die Komplikationsrate nach dem Eingriff gesenkt werden. corlife kooperiert eng mit der MHH, beispielsweise mit der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie. "Wir haben in den vergangenen fünf Jahren sehr systematisch darauf hin gearbeitet, aus Erfindungen der MHH Produkte zu entwickeln, die dann in Hannover hergestellt werden. Die Reinräume, die durch die Unterstützung der Landesregierung möglich wurden, sind dafür Voraussetzung", sagt Professor Haverich.

"Wir kombinieren unsere Stärken: Die MHH profitiert vom hohen Qualitätssicherungsstandard und der Entwicklungskompetenz der corlife, die corlife wiederum profitiert von der Innovationskraft der MHH", beschreibt Dr. Michael Harder, Geschäftsführer von corlife das Konzept der Zusammenarbeit. Eine wichtige Voraussetzung für die Herstellung innovativer Implantate ist eine nahezu keimfreie und partikelarme Herstellungsumgebung, so genannte Reinräume. Insgesamt vier davon gehen nunmehr in Betrieb. Reinräume sind so konstruiert, dass die Partikelanzahl in der Luft dort möglichst gering gehalten wird. Dafür sorgen Filtersysteme, die die Luft aufwirbeln und absaugen. Bis zu 50 Mal pro Stunde wird die Luft im Raum ausgetauscht. Direkt in den Werkbänken geschieht das sogar bis zu 800 Mal in der Stunde. Es gelten strenge Hygienevorschriften: Alle Materialien, die in die Räume gelangen, werden in Schleusen desinfiziert. Die Mitarbeiter tragen spezielle Anzüge, Kopfhauben, Überzieher für die Schuhe und Mundschutz. Sie müssen zwei Schleusen passieren, bevor sie an ihre Arbeitsplätze kommen. Außerdem gibt es feste Reinigungszyklen für Möbel, Wände, Decken, Fußböden und Werkbänke.

"Die technischen Voraussetzungen für die Herstellung erfüllen wir, jetzt fehlen nur noch die regulatorischen", erklärt Dr. Michael Harder. "Ich gehe davon aus, dass wir noch in diesem Jahr mit der Aufbereitung menschlicher Herzklappen und der Herstellung der Gefäßkupplungen starten können. Und wir erwarten weitere innovative Produktideen aus dem Bereich der regenerativen Medizin, zum Beispiel aus dem Exzellenzcluster REBIRTH, die wir zusammen hier umsetzen werden."

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution121

Quelle: Medizinische Hochschule Hannover, Stefan Zorn, 13.05.2011


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Universitätsklinikum Heidelberg - 13.05.2011

Potentiale körperlicher Aktivität besser nutzen

Interdisziplinäres Zentrum für Sport- und Bewegungsmedizin (IZSB) am Universitätsklinikum Heidelberg wird am 21. Mai 2011 eröffnet

Mit einer Fachtagung unter dem Motto "Neue Wege für Patienten" wird am Samstag, 21. Mai 2011, das neue Interdisziplinäre Zentrum für Sport- und Bewegungsmedizin (IZSB) am Universitätsklinikum Heidelberg (IZSB) offiziell eröffnet. Ziel ist es, die Betreuung sowohl von Leistungssportlern als auch von Patienten, die körperlich aktiv sein wollen, zu verbessern und optimale Voraussetzungen für Forschung, Lehre und Nachwuchsförderung zu schaffen. Beteiligt an dem Zentrum sind die Abteilungen Sportmedizin und Sportorthopädie des Universitätsklinikums, das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT), das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ), das Institut für Sport und Sportwissenschaften der Universität Heidelberg sowie der Olympiastützpunkt Rhein-Neckar.

"Sport und Bewegung haben bei der Prävention und Therapie einer Vielzahl von Krankheiten eine hohe Bedeutung", erklärt Professor Dr. Peter Bärtsch, Ärztlicher Direktor der Sportmedizin am Universitätsklinikum und Vorsitzender des IZSB. "Zur besseren Nutzung der Potentiale körperlicher Aktivität bedarf es aber noch erheblicher Forschungsaktivitäten." Durch die Vernetzung der verschiedenen Abteilungen und Institute soll das Zentrum dazu beitragen, neue Erkenntnisse möglichst schnell in die Betreuung und Behandlung einfließen zu lassen.

Auf der Fachtagung am 21. Mai von 9 bis 13.30 Uhr berichten Vertreter der beteiligten Einrichtungen über aktuelle Themen aus dem Bereich Patientensport in Vorträgen mit Titeln wie "Wie viel Bewegung verträgt ein Kunstgelenk?", "Marathonlauf für jeden?" und "Sport in Krebsprävention und -prognose". Journalisten sind herzlich dazu eingeladen. Veranstaltungsort ist der Hörsaal der Medizinischen Universitätsklinik (Im Neuenheimer Feld 410).

Kontakt
Interdisziplinäres Zentrum für Sport- und Bewegungsmedizin
Professor Dr. Peter Bärtsch
Abteilung Innere Medizin VII / Sportmedizin
Universitätsklinikum Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 410, 69120 Heidelberg
E-Mail: sportmedizin@med.uni-heidelberg.de

Die Abteilung Sportmedizin im Internet:
www.klinikum.uni-heidelberg.de/sportmedizin

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 10.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 Departments, Kliniken und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten werden jährlich rund 550.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.600 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.
www.klinikum.uni-heidelberg.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/sportmedizin

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution665

Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg, Dr. Annette Tuffs, 13.05.2011


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Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum / Herz- und Diabeteszentrum NRW Bad Oeynhausen - 13.05.2011

Wenn im Blut ein Faktor fehlt - Grundlagenforschung an "Seltener Erkrankung"

Nach einer Anschubfinanzierung durch das Rektorat der Ruhr-Universität Bochum fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft für die Dauer von drei Jahren ein von Dr. Doris Hendig, Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen, geleitetes Forschungsprojekt zur Aufklärung der molekularen Pathomechanismen der seltenen Erbkrankheit Pseudoxanthoma elasticum (kurz: PXE). Und noch dazu gab es vom Rektorat der RUB die Novizenprämie für den erfolgreichen DFG-Erstantrag.

Die 34-jährige Biologin forscht seit 2003 im Institut für Laboratoriums- und Transfusionsmedizin (Direktor: Prof. Dr. med. Cornelius Knabbe) in Bad Oeynhausen an den Ursachen von PXE. PXE ist eine vererbbare, metabolische Erkrankung, die zu einer Kalzifizierung der elastischen Fasern im Bindegewebe führt. Mit einer Häufigkeit von 1:70.000 zählt PXE zu den "Seltenen Erkrankungen".

Die meisten PXE-Patienten leiden an Hautveränderungen und brüchigen Blutgefäßen, die durch die Kalzifizierung ihre Dehnbarkeit verloren haben. Häufig kommt es zu Blutungen im Bereich der Netzhaut im Auge, die zu einem Verlust des zentralen Sehvermögens und schließlich zur Erblindung der Patienten führen können. Durch die Ablagerung von Kalk in den Blutgefäßen leiden viele Patienten außerdem an Bluthochdruck und peripheren Durchblutungsstörungen. In seltenen Fällen kann es zu lebensbedrohlichen Komplikationen des Herz-Kreislaufsystems kommen, u.a. Myokardinfarkt und Schlaganfall. Das Krankheitsbild von PXE ist sehr variabel, was eine richtige und frühzeitige Diagnose erschwert.

Die Ergebnisse der Bad Oeynhausener Wissenschaftler wurden in renommierten internationalen Zeitschriften publiziert und mehrfach ausgezeichnet. So konnte die Arbeitsgruppe des Instituts für Laboratoriums- und Transfusionsmedizin erstmalig genetische Kofaktoren für PXE identifizieren, die den Schweregrad und die Ausprägung der Erkrankung modifizieren. Weiterhin entdeckten die Wissenschaftler, dass bei PXE-Patienten im Blut wichtige Inhibitoren der Kalzifizierung vermindert sind.

Langfristiges Ziel des nun von der DFG geförderten Forschungsprojektes ist das detaillierte Verständnis der Funktion des Transporters ABCC6 und den zellulären Veränderungen bei einem Funktionsverlust. Die Identifizierung des fehlenden Blut-Faktors ist dabei ein wesentliches Projektziel im Hinblick auf die Therapie von PXE.

Bei der Erforschung von PXE ist für die Wissenschaftler eine gute Kooperation mit Fachkollegen aber auch mit den Patienten wichtig. Die Bad Oeynhausener Wissenschaftler arbeiten eng mit der Universitäts-Augenklinik Bonn, der Universität Bielefeld, der PXE-Ambulanz am Krankenhaus Bethesda in Freudenberg und mit der deutschen Selbsthilfegruppe für PXE-Erkrankte zusammen. Durch den guten Kontakt zur Selbsthilfe steht den Wissenschaftlern in Bad Oeynhausen mittlerweile die größte Sammlung an Patienten-Proben in Europa für die Forschung zur Verfügung.

Im Institut für Laboratoriums- und Transfusionsmedizin (ILTM) des HDZ NRW besitzen Forschung und Entwicklung einen hohen Stellenwert. Zu den weiteren Forschungsschwerpunkten des Instituts zählen die Entwicklung von multiparametrischen Testverfahren (Biochip) in der Diagnostik (Infektionserreger, Onkologie) und molekularbiologische Methoden zum Nachweis transfusionsrelevanter Bakterien und Viren. Der Schwerpunkt der Grundlagenforschung liegt auf der Charakterisierung von degenerativen Prozessen der extrazellulären Matrix.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.hdz-nrw.de



Drittmittel-geförderte Forschungsprojekte am ILTM:

Antiresdev - Entwicklung der Antibiotikaresistenz
http://www.ucl.ac.uk/antiresdev/
Prof. Dr. med. Cornelius Knabbe, EU-Projekt

FYI-Biochip (Nachweis von Hefe- und Schimmelpilzinfektionen)
Dr. Jan Weile, BMBF-Projekt

Streptokokken-Endokarditis; Respiratorische Viren
PD Dr. Jens Dreier
FORUM RUB-Projekt; AIF/BMBF-Projekt

Pathobiochemie der Extrazellulären Matrix
Dr. Doris Hendig
DFG-Projekt

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/de/image142004
Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution1268

Quelle: Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum / Herz- und Diabeteszentrum NRW Bad Oeynhausen, Anna Reiss, 13.05.2011


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Mai 2011