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MELDUNG/609: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 08.10.12 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→  Lunge eines Säugetiers erstmals hochpräzise in 3D abgebildet
→  ECRIN: Drei Millionen Euro für europaweite Ausweitung
      wissenschaftsinitiierter klinischer Studien



Universität Bern - 05.10.2012

Lunge eines Säugetiers erstmals hochpräzise in 3D abgebildet

Ein internationales Forscherteam mit Berner Beteiligung hat erstmals ein detailliertes 3D-Modell einer Mäuse-Lunge erstellt. Die Lunge von Mäusen ist in ihrer Struktur und Funktion der menschlichen Lunge sehr ähnlich. Das neue Computer-Modell soll helfen, Lungenkrankheiten besser zu verstehen.

In bisher unerreichter Präzision wurde erstmals mittels hochauflösender Computertomographie die Lunge eines Säugetiers in 3D dargestellt - vor allem der kleinste Lungenbereich, wo die Verästelungen der Bronchien in den Lungenbläschen enden und der Gasaustausch mit dem Blut stattfindet: der sogenannte Acinus (lat. für "Traube").

An diesen Lungenbereichen war das internationale Forscherteam mit Beteiligung des Instituts für Anatomie der Universität Bern besonders interessiert: "Wir wissen zwar schon viel über diese mikroskopisch kleine Region, verstehen aber nicht, wie inhalierte Gase und Fremdstoffe in die Lungenperipherie gelangen, sich dort verteilen und mit den feinen Blutgefässen interagieren", sagt Ewald Weibel, emeritierter Professor am Institut für Anatomie und Ko-Leiter des Projekts.

Das 3D-Modell eines Acinus hilft nun Forschenden zu verstehen, wie und wo Lungenkrankheiten entstehen, und welche Rolle diese "Lungentrauben" etwa bei der Verteilung von medizinischen Inhaltsstoffen durch Inhalation spielen. Erste Untersuchungsergebnisse und das präzise Modell wurden nun in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) publiziert.

Berner Pionierarbeit trifft auf modernste Technologie

Seit Jahrzehnten forscht Ewald Weibel auf dem Gebiet der Lungenanatomie - auch nach seiner Emeritierung vor 18 Jahren. Seine Pionierarbeit hat das eben publizierte Modell erst ermöglicht: So dienten frühere Untersuchungen des Instituts für Anatomie an Acini von Mäuse-Lungen mittels Elektronenmikroskopie als Vergleichs-Basis für die jetzigen computertomographischen Messungen.

Mit den neuen Methoden konnten die Forschenden jetzt Gruppen von Acini ausmessen, die Anzahl solcher "Lungentrauben" für jede Mäuse-Lunge schätzen und sogar die darin enthaltenen Lungenbläschen zählen und deren Oberflächenausdehnung ermitteln.

Das Ergebnis ist nun eine bewegliche, lebensechte dreidimensionale Ansicht auf dem Bildschirm, die jedes Detail im Bereich des Acinus abbildet - die Anordnung der Lungenbläschen wie auch die Verteilung der Blutgefässe. Dank der heutigen Möglichkeiten der bildgebenden Verfahren und Berechnungen kann das Modell auch aufzeigen, wie die einzelnen Lungen-Teile untereinander funktionieren. Dies eröffnet den Forschenden neue Möglichkeiten, um die Lungenstruktur zu untersuchen. Als nächstes will das Forscher-Team mit Gruppen in den USA, Bern und Deutschland die neuen Methoden nutzen, um schliesslich auch für die menschliche Lunge ähnliche Modelle zu erstellen.

Bibliopgraphische Angaben
Dragos M. Vasilescu, Zhiyun Gao, Punam K. Saha, Leilei Yin, Ge Wang, Beatrice Haefeli-Bleuer, Matthias Ochs, Ewald R. Weibel, and Eric A. Hoffman:
Assessment of morphometry of pulmonary acini in mouse lungs by nondestructive imaging using multiscale microcomputed tomography
PNAS 2012; published ahead of print October 1, 2012
doi:10.1073/pnas.1215112109

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.kommunikation.unibe.ch/content/medien/medienmitteilungen/news/2012/3dlungenmodell/index_ger.html

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/de/image183497
Dreidimensionale Rekonstruktion von drei "Lungentrauben" (Acini) der Mauslunge an den Endbronchien (grau), zusammen mit den Endästen der Lungenarterien (blau) und der Lungenvenen (rot).

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution57

Quelle: Universität Bern, lic. phil. Nathalie Matter, 05.10.2012

Raute

Uniklinik Köln - 05.10.2012

ECRIN - Drei Millionen Euro für europaweite Ausweitung wissenschaftsinitiierter klinischer Studien

Das EU-geförderte Europäische Infrastrukturnetzwerk für Klinische Forschung, European Clinical Research Infrastructures Network (ECRIN), schreibt Fördermittel in Höhe von drei Millionen Euro für die multinationale Ausweitung wissenschaftsinitiierter, randomisierter, klinischer Studien zu seltenen Erkrankungen, Medizinprodukten und Ernährung aus.

Zwar erhalten wissenschaftsinitiierte klinische Studien, Investigator-Initiated Trials (IITs), nationale öffentliche Förderung - es fehlt bisher jedoch an Fördermitteln für ihre multinationale Ausweitung. Über das European Clinical Research Infrastructures Network (ECRIN) fördert die Europäische Union den Aufbau einer europaweiten Infrastruktur für akademische klinische Forschung.

Das Projekt ECRIN-Integrating Activity zielt auf die Ausweitung von IITs in ECRIN-Partnerländern in Europa. Die Ausschreibung richtet sich ausschließlich an wissenschaftsinitiierte, randomisierte, klinische Studien zu seltenen Erkrankungen, Medizinprodukten und Ernährung. Mit den Fördermitteln werden die Kosten abgedeckt, die dem Sponsor einer wissenschaftsinitiierten Studie für die Inanspruchnahme von Dienstleistungen der ECRIN-Partner im Ausland entstehen.

Förderfähige Dienstleistungen der ECRIN-Partner sind:

  • Behörden- und Ethikeinreichungen
  • Übersetzungen / Rückübersetzungen relevanter Dokumente
  • Training des Studienpersonals vor Ort
  • Monitoring (auch on-site)
  • Unterstützung bei die Meldung unerwünschter Ereignisse vor Ort
  • Management von Studienmedikation sowie von Blut- und Gewebeproben vor Ort

Das Ziel der ECRIN-Förderung ist die multinationale Ausweitung von Studien. Antragsteller müssen daher bereits über eine gesicherte öffentliche oder private Förderung für die Durchführung der Studie im eigenen Land verfügen. Die geplante Studie muss in mindestens zwei europäischen Staaten durchgeführt werden. Nicht förderfähig sind: Dienstleistungen im Land des Sponsors, zentrale Dienstleistungen (z.B. Datenmanagement, Statistik), Untersuchungen, Diagnosen.

Bewerben können sich öffentliche oder private Non-profit-Institutionen. Kooperationen mit der Industrie sind möglich, solange Daten und Datenauswertungen unabhängig vom Industriepartner sind.

Förderanträge sind direkt an das Netzwerk ECRIN zu richten. Das Antragsverfahren ist zweistufig und öffnete am 15. September 2012. Bis zum 15. Dezember 2012 können Sponsoren für die erste Antragsstufe einen Letter of Intent einreichen. Die in der ersten Runde ausgewählten Antragsteller reichen in der zweiten Stufe (Mitte Februar 2013 bis Ende März) einen vollständigen Prüfplan ein. Die Förderentscheidung wird im Juli 2013 bekannt gegeben. Alle eingehenden Anträge werden vom ECRIN-Integrating Activity Scientific Board in Zusammenarbeit mit Experten für die Bereiche seltene Erkrankungen, Medizinprodukte und Ernährungsforschung begutachtet. Das Portal für die Online-Bewerbung ist ab Mitte Oktober 2012 freigeschaltet und über die ECRIN-Website unter www.ecrin.org zu erreichen. Die Website enthält weitere Details zur laufenden Ausschreibung sowie Kontaktdaten für Rückfragen.

Unterschiedlich strukturierte Gesundheitssysteme und behördliche Verfahren in den EU-Mitgliedstaaten stellen hohe Ansprüche an die Planung und Durchführung insbesondere wissenschaftsinitiierter multinationaler klinischer Studien. Seit dem Jahr 2004 fördert die EU das European Clinical Research Infrastructures Network (ECRIN). ECRIN baut auf vorhandenen nationalen akademischen Strukturen auf. Die unter dem Dach von ECRIN zusammengeschlossenen akademischen wissenschaftlichen Partner in zurzeit 22 Ländern bieten qualitätsgesicherte, koordinierte Dienstleistungen rund um die Durchführung klinischer Studien für alle Studienarten und Indikationen an. Wissenschaftlicher Partner für Deutschland in ECRIN ist das KKS-Netzwerk (Netzwerk der Koordinierungszentren für klinische Studien) mit 17 an deutschen Universitätskliniken angesiedelten Zentren und einer Geschäftsstelle an der Uniklinik Köln.

Kontakt:
Dr. Anke Strenge-Hesse
European Correspondent
Nationales ECRIN-Büro an der Geschäftsstelle des KKS-Netzwerks
E-Mail: anke.strenge-hesse@uk-koeln.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1051

Quelle: Uniklinik Köln, Christoph Wanko, 05.10.2012

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Oktober 2012