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MELDUNG/622: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 07.11.12 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→  EU-Millionenförderung für Kampf gegen bislang unheilbare Augenkrankheit
→  Prof. Rosenthal: "Gründung des Berliner Instituts für Gesundheitsforschung einmalige Chance"



Justus-Liebig-Universität Gießen - 06.11.2012

PD Dr. Dr. Knut Stieger kämpft mit EU-Millionenförderung gegen bislang unheilbare Augenkrankheit

Gießener Nachwuchswissenschaftler bekommt begehrtes ERC Starting Grant in Höhe von knapp 1,5 Millionen Euro

Mit Hilfe einer Förderung von knapp 1,5 Millionen Euro von der Europäischen Union will der Gießener Nachwuchswissenschaftler PD Dr. Dr. Knut Stieger eine Behandlungsmethode für eine bislang unheilbare Augenkrankheit entwickeln. Der Forscher an der Gießener Augenklinik erhält die Förderung im Rahmen eines ERC Starting Grants, einer Exzellenz-Förderlinie der EU, die nur wenigen Wissenschaftlern zugutekommt. Ziel seines Projekts ist eine Behandlungsmöglichkeit für Menschen mit X-chromosomaler Retinitis pigmentosa (XLRP), einer schweren Form von Netzhautdegeneration. Für diese genetische Erkrankung, bei der die Photorezeptoren in der Netzhaut von früher Kindheit an geschädigt sind, gibt es momentan keine Therapie. Sie führt schicksalhaft zur Erblindung.

PD Dr. Dr. Knut Stieger promovierte in Leipzig zum Doktor der Veterinärmedizin, 2007 folgte eine weitere Promotion in Molekularbiologie an der Universität Nantes. Er forscht seit 2007 am Labor für molekulare Ophthalmologie der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde in Gießen und leitet dort seit 2009 die Arbeitsgruppe "Retinale Gentherapie".

Die neuartige Strategie basiert auf zelleigenen Reparaturmechanismen, die auch bei Schäden zum Beispiel durch UV-Strahlung aktiv werden. Ziel ist es, den betreffenden Bereich des geschädigten Erbguts zu reparieren. Solche Strategien zur Reparatur von Mutationen oder für andere Genomveränderungen werden heute schon in Zellkulturen (in vitro) eingesetzt. Sie wird jedoch noch nicht in vivo am Menschen genutzt, da zu viele Fragen noch nicht beantwortet werden konnten. Hierzu zählen die Effektivität und die Sicherheit der Methode genauso wie Fragen zur Länge der reparierten DNA Sequenz.

Die Netzhaut eignet sich hervorragend als Modellorgan um derartige Fragestellungen zu beantworten. Das Auge ist ein kleines und abgeschlossenes Organ, das vom restlichen Immunsystem relativ unabhängig ist. Daher können im Rahmen des Projektes verschiedene Ansätze in relativ kurzer Zeit getestet werden. In den nächsten fünf Jahren soll an verschiedenen Mausmodellen in vivo die Mutationsreparatur getestet und optimiert werden, bevor dann ein in der Augenklinik vorhandenes Mausmodell für XLRP mit der effektivsten und sichersten Methode behandelt wird. Dafür wird von der EU ein Budget für fünf Mitarbeiter zur Verfügung gestellt, sowie für ein bildgebendes Verfahren, die optische Kohärenztomographie (OCT).

Die Ergebnisse können möglicherweise in Teilen auch auf andere Organe übertragen werden, sodass auch Behandlungsstrategien für viele weitere genetische Erkrankungen entwickelt werden könnten.

Kontakt:
PD Dr. Dr. Knut Stieger
Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde
Friedrichstraße 18, 35392 Gießen

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution217

Quelle: Justus-Liebig-Universität Gießen, Lisa Dittrich, 06.11.2012

Raute

Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch - 06.11.2012

Prof. Rosenthal: "Gründung des Berliner Instituts für Gesundheitsforschung einmalige Chance"

"Die Gründung des Berliner Instituts für Gesundheitsforschung (Berlin Institute of Health, BIH) ist eine einmalige Chance für die deutsche Wissenschaftslandschaft, die Zusammenarbeit zwischen einer außeruniversitären Forschungseinrichtung und der Universitätsmedizin im Bereich der Grundlagen- und klinischen Forschung neu zu strukturieren." Das sagte der Vorstandsvorsitzende und wissenschaftliche Stiftungsvorstand des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch, Prof. Walter Rosenthal, auf einer Pressekonferenz mit Bundesforschungsministerin Annette Schavan und dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, in der Berliner Charité am 6. November 2012.

"Für Politiker war die deutsche Wiedervereinigung etwas Einmaliges, für mich als Bürger auch. So etwas gibt es nur einmal im Leben. Und auch in der Wissenschaft hat man nur einmal im Leben die Chance, an der Einrichtung einer völlig neuen Struktur mitzuwirken. Deshalb freue ich mich, dass wir mit dem BIH etwas bewegen können," sagte Prof. Rosenthal weiter.

"Die enge Zusammenarbeit mit der Charité verbunden mit der großen Expertise beider Partner wird die Gesundheitsforschung in Deutschland und auch international entscheidend voranbringen", sagte Prof. Jürgen Mlynek, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft. "Wir möchten mit dieser Kooperation besonders die translationale Forschung fördern, also Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung schneller in die klinische Anwendung und damit zu den Patienten bringen." Das MDC ist eine von 18 Forschungseinrichtungen der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Forschungseinrichtung in Deutschland, und wird zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin finanziert.

Das BIH entsteht aus der Zusammenführung der Grundlagenforschung des MDC und der Forschung der Charité - Universitätsmedizin Berlin. Ziel ist es, ein international führendes Institut der Gesundheitsforschung aufzubauen, in dem fächerübergreifend erstmals in Deutschland ein ganzheitlicher, systemmedizinischer Forschungsansatz verfolgt werden soll. Das bedeutet, weg von einzelnen Krankheitsbildern hin zu den grundlegenden molekularen Ursachen von Krankheiten, um daraus neue Diagnoseverfahren, Therapien oder vorbeugende Maßnahmen zu entwickeln. Für die Forschung des BIH werden in den nächsten Jahren umfangreiche Technologieplattformen aufgebaut.

Kontakt:
Barbara Bachtler
Pressestelle
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch
in der Helmholtz-Gemeinschaft
Robert-Rössle-Straße 10
13125 Berlin
e-mail: presse@mdc-berlin.de
http://www.mdc-berlin.de/

Mehrwert für das MDC
Die Zusammenführung der Forschung von MDC und Charité im BIH bedeutet für das MDC einen Mehrwert. Seit seiner Gründung verfolgt das MDC die Überführung der Grundlagenforschung in die Klinik, die sogenannte translationale Medizin. "Hierfür braucht das MDC die Charité als Partner: Starke Grundlagenforschung und ein starker klinischer Partner mit eigener exzellenter Forschung müssen sich für die Translation ergänzen", betonte Prof. Rosenthal. In dem neuen Institut ist genau dieser Brückenschlag verwirklicht. Wie bisher wird das MDC mit den Berliner Universitäten und anderen bio-medizinischen Einrichtungen eng zusammenarbeiten, so dass der Forschungsstandort Berlin weiter gestärkt wird.

Körperschaft des öffentlichen Rechts
Das BIH wird 2015 vom Land Berlin als Körperschaft des öffentlichen Rechts errichtet werden. MDC und Charité werden als selbstständige Gliedkörperschaften ihre jeweilige Identität im BIH behalten. Für die Übergangsphase 2013-2014 regelt ein Kooperationsvertrag die Zusammenarbeit beider Einrichtungen im BIH. "Zwar ändert sich danach die Rechtsform des MDC, aber seine Selbstständigkeit bleibt erhalten", bekräftigte Prof. Rosenthal.

MDC außeruniversitäre Forschungseinrichtung mit internationalem Ruf
Das MDC wurde im Januar 1992 auf Empfehlung des Wissenschaftsrats gegründet, um molekulare Grundlagenforschung mit klinischer Forschung zu verbinden. Forschungsschwerpunkte des MDC sind Herz-Kreislauf-Forschung und Stoffwechselerkrankungen, Krebs sowie Erkrankungen des Nervensystems und die Systembiologie. In den vergangenen Jahren hat sich das MDC zu einem international anerkannten Forschungsinstitut entwickelt. Auf der Rangliste von Thomson Reuters steht es auf Platz 14 der 20 weltweit besten Forschungseinrichtungen im Bereich der Molekularbiologie und Genetik.

Am MDC arbeiten (Stand 2. November 2012) insgesamt 1.627 Menschen aus 57 Nationen (1.142 MDC-Mitarbeiter und 485 Gäste), darunter 841 Wissenschaftler und Doktoranden. Das Budget des MDC beträgt jährlich rund 71 Millionen Euro, hinzukommen von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eingeworbene Drittmittel in zweistelliger Millionenhöhe.

MDC und Charité arbeiten schon seit vielen Jahren zusammen. Bereits 2007 haben sie auf dem Campus Berlin-Buch das Experimental and Clinical Research Center (ECRC) gegründet. Sie fördern dort auf Projektbasis die Zusammenarbeit zwischen Grundlagenforschern und klinischen Forschern.

Das MDC ist außerdem an drei der insgesamt sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung beteiligt, welche komplementär zum systemmedizinischen Ansatz des BIH krankheitsbezogen arbeiten. So ist es mit "Cardio Berlin" gemeinsam mit der Charité und dem Deutschen Herzzentrum (DZHB) im Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) vertreten. Darüber hinaus sind Wissenschaftler des MDC am Berliner Standort des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) sowie des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK) beteiligt.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution672

Quelle: Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch, Barbara Bachtler, 06.11.2012

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. November 2012