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MELDUNG/657: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 18.02.13 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→  Greifswalder Kardiologen implantieren den ersten neuentwickelten Defibrillator von BIOTRONIK
→  Human Brain Projekt bemüht sich um eine Simulation des menschlichen Gehirns



Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald - 15.02.2013

Greifswalder Kardiologen implantieren den ersten neuentwickelten Defibrillator von BIOTRONIK

Lebensretter Iforia verfügt über viele Vorteile für schwer herzkranke Patienten

Greifswalder Mediziner haben diese Woche erfolgreich weltweit die ersten neuentwickelten Defibrillatoren*, den Iforia von BIOTRONIK, implantiert. Weitere Kliniken in Europa haben diese Woche begonnen, den Lebensretter im Miniformat einzusetzen. Unter Federführung der Universitätsmedizin Greifswald sollen die Ergebnisse in einer internationalen Studie ausgewertet werden.

Zwei ältere Patienten aus Vorpommern mit einer Herzschwäche gehörten zu den ersten Patienten weltweit, die von der Neuentwicklung des Medizintechnikunternehmens aus Berlin profitiert haben. "Der Iforia ist einer der kleinsten und langlebigsten implantierbaren Kardioverter Defibrillatoren (ICD). Er verfügt neben seiner lebensrettenden Funktion über bedeutende Eigenschaften, mit denen die Therapie und die Lebensqualität der Patienten deutlich verbessert werden können", erklärte Oberarzt Dr. Mathias Busch.

Längere Laufzeit und MRT ist kein Problem mehr

Eine herkömmliche Gerätebatterie hält im Mittel je nach nötiger Beanspruchung zwischen fünf und neun Jahre lang. Die neue, von BIOTRONIK entwickelte Iforia Serie zeichnet sich durch eine deutlich längere Servicezeit von bis zu elf Jahren aus. Durch die längere Lebensdauer des Implantats kann die Anzahl künftiger Gerätewechsel verringert und das damit einhergehende Komplikationsrisiko für solche Eingriffe gesenkt werden. "Auch die Größe spielt eine Rolle", so Busch weiter. "Je kleiner das Gerät, umso angenehmer für den Patienten, der den ICD ja als Fremdkörper implantiert bekommt. Der Iforia fällt nochmal deutlich kleiner als vergleichbare Geräte aus."

Anders als die bisherigen ICD-Systeme bietet die Neuentwicklung den Patienten auch die Möglichkeit, sich im Kernspintomografen (Magnetresonanztomografie) untersuchen zu lassen. Kein anderes Verfahren bietet so präzise Bildinformationen wie die MR-Tomografie, die daher besonders häufig in der Krebs- und Schlaganfalldiagnostik genutzt wird. "Bislang waren Träger eines ICD- oder Herzinsuffizienz(CRT-D)-Systems aus Sicherheitsgründen von den oftmals lebenswichtigen MRT-Untersuchungen ausgeschlossen", erklärte der Kardiologe. "Da die Patienten immer älter werden und häufig Begleiterkrankungen haben, ist mit einem weiteren Anstieg an MRT-Untersuchungen in den nächsten Jahren fest zu rechnen."

Universitätsmedizin Greifswald
Zentrum für Innere Medizin
Klinik und Poliklinik für Innere Medizin B
Neubau, Sauerbruchstraße, 17475 Greifswald
Direktor: Prof. Dr. Stephan Felix
E InnereB@uni-greifswald.de
www.medizin.uni-greifswald.de

www.biotronik.com

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:

http://idw-online.de/de/image194733
Der Iforia - die Lebensretter werden immer kleiner und effektiver.

http://idw-online.de/de/image194734
Zufrieden mit dem Start - Jens Hanisch (v.li.) und Manfred Engert (beide Biotronik), Dr. Mathias Busch, Heike Holtz (MTA) sowie Krankenpfleger Jost Rübensam im modernen Greifswalder Herzlabor.

* Implantierbare Defibrillatoren funktionieren wie ein Herzschrittmacher. Kleiner und schmaler als eine Zigarettenschachtel werden die kleinen Geräte vor (seltener hinter) dem großen Brustmuskel eingesetzt. Von dort führt eine Elektrode über Venen in die rechte Herzkammer. Das Aggregat überwacht den Herzrhythmus und gibt im Bedarfsfall elektrische Impulse ab, die den normalen Herzrhythmus wieder herstellen. Der Defibrillator kann auch eine Elektroschocktherapie durchführen und so seinen Träger vor dem Herztod bewahren.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution65

Quelle: Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Constanze Steinke, 15.02.2013

Raute

Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg - 15.02.2013

Universität Magdeburg an einem der größten Forschungsprojekte Europas beteiligt

Informatiker der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg arbeiten im Human Brain Projekt an der Simulation des menschlichen Gehirns

Informatiker der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (OVGU) sind am größten Forschungsprojekt Europas, dem Human Brain Projekt (HBP) zur Erforschung des menschlichen Gehirns, beteiligt.

Wissenschaftler verschiedenster Fachrichtungen aus ganz Europa und Übersee werden über die nächsten zehn Jahre neurowissenschaftliche und biologische Daten zusammentragen und so das gesamte bestehende Wissen über das menschliche Hirn zusammenfassen. Darunter sind Forscher aus der Schweiz, Israel, den USA und Deutschland, wie das Forschungszentrum Jülich, die Universitäten Heidelberg, Tübingen, München, Berlin, Magdeburg und Dresden.

Ihr Ziel ist es, mit supercomputerbasierten Modellen und Simulationen die Mechanismen des menschlichen Gehirns zu rekonstruieren und zu simulieren. Dazu müsste Schätzungen zufolge eine Datenflut von 10 hoch 18 Rechenoperationen pro Sekunde bewältigt werden. Die Wissenschaftler versprechen sich davon einerseits neue Ansätze bei der Diagnose und Therapie von Erkrankungen des Gehirns, andererseits auch die Entwicklung völlig neuer Computer- und Robotertechnologien. Auf der Grundlage des Mechanismus des menschlichen Gehirns sollen Computer- und Schaltkreise für Roboter und die Programmierung hochkomplexer Rechnersysteme entwickelt werden, um ihnen quasi "menschliches Denken" beizubringen.

Die Wirtschaftsinformatikerin der Fakultät für Informatik der Universität Magdeburg, Prof. Myra Spiliopoulou, wird in das Projekt Data-Mining- Methoden für dynamische Umgebungen beisteuern. Unter Data-Mining - deutsch etwa: "aus einem Datenberg etwas Wertvolles extrahieren" - versteht man die systematische Anwendung statistischer Methoden auf einen Datenbestand mit dem Ziel, neue Muster zu erkennen.

Innerhalb ihres DFG-Projektes IMPRINT arbeitet das Team um Prof. Spiliopoulou an Methoden zur Modellierung der Evolution von sich verändernden strukturierten Objekten. Das können Kunden eines Unternehmens sein, deren Präferenzen sich ändern oder auch Patienten mit einer chronischen Erkrankung, deren Verlauf modellhaft beschrieben werden soll.

Solche Objekte können aber eben auch Formationen im Gehirn sein, die sich im Laufe der Zeit verändern.

"Zum menschlichen Gehirn werden weltweit Daten und Serien von Bildern erfasst, oftmals über längere Zeiträume. Die Zeit spielt eine sehr wichtige Rolle, um zu verstehen, wie sich Durchblutungsstörungen und andere krankhafte Veränderungen auf die Leistungen des Gehirns auswirken. Die Daten, die dafür analysiert werden sollen, sind strukturiert und sehr komplex. Die Arbeitsgruppe KMD forscht genau an den Mining-Methoden, die für die Analyse dieser Daten notwendig sind", beschreibt Prof. Spiliopoulou ihre Arbeit.

Ende Januar 2013 hat die europäische Kommission den Zuschlag für das Human Brain Projekt (HBP) als eines ihrer beiden FET-Flaggschiffprojekte bekannt gegeben. An dem über einen Zeitraum von zehn Jahren angelegten Projekt sind über 80 europäische und internationale Forschungseinrichtungen beteiligt. Koordiniert wird es an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) in der Schweiz.

Ansprechpartner:
Dr. Georg Krempl
Institut für Technische und Betriebliche Informationssysteme (ITI)
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
E-Mail: georg.krempl@iti.cs.uni-magdeburg.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.humanbrainproject.eu/
(das Human Brain Projket)
http://www.uni-magdeburg.de/professoren_Spiliopoulou.html
(Kurzvita und Forschungsarbeit von Prof. Myra Spiliopoulou)

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution116

Quelle: Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Katharina Vorwerk, 15.02.2013

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Februar 2013