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MELDUNG/690: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 24.05.13 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→  Förderung von bundesweit zwölf Onkologische Spitzenzentren zur besseren Versorgung
      von Krebspatienten
→  Max-Delbrück-Medaille für US-Stammzellpionier Prof. Irving Weissman



Deutsche Krebshilfe e. V. - Bonn, 17. Mai 2013

Bundesweit jetzt zwölf Onkologische Spitzenzentren

Deutsche Krebshilfe investiert hohe Fördergelder zur besseren Versorgung von Krebspatienten

Bonn (jft) - Die Deutsche Krebshilfe hat die Ergebnisse ihrer jüngsten Begutachtung von Onkologischen Spitzenzentren bekannt gegeben. An jetzt zwölf universitären Standorten sorgt die Organisation mit ihrem Förderschwerpunkt-Programm zur Zentrums- und Netzwerkbildung dafür, dass Patienten eine Krebsmedizin auf höchstem Niveau erhalten. Das Universitätstumorzentrum Düsseldorf (UTZ) erhielt erstmals eine Förderzusage für drei Jahre. Dabei sind auch die Standorte Berlin, Erlangen, Essen, Frankfurt, Freiburg und Hamburg. Die Onkologischen Spitzenzentren in Dresden, Heidelberg, Köln/Bonn, Tübingen und Würzburg werden zurzeit gefördert. Die nächste Ausschreibung für eine Fortführung der Förderung erfolgt in Kürze. Jedes Zentrum wird von der Deutschen Krebshilfe mit jeweils einer Million Euro pro Jahr für drei Jahre.

Um die Krebsmedizin bundesweit zu verbessern und auf ein Spitzen-Niveau zu bringen, fördert die Deutsche Krebshilfe bereits seit 2007 im Rahmen eines Schwerpunkt-Programms so genannte "Onkologische Spitzenzentren". In diesen Zentren/ Netzwerken werden Tumorpatienten nach aktuellen medizinischen und wissenschaftlichen Erkenntnissen interdisziplinär versorgt und psychosozial begleitet, unter Einbeziehung des ambulanten Bereiches in der jeweiligen Region. Auch die Krebsforschung ist ein wesentliches Aufgabenfeld von Onkologischen Spitzenzentren.

"Diese Zentren sind regional vernetzt mit den Kliniken und niedergelassenen Ärzten der Umgebung und haben in den letzten Jahren bereits zur Verbesserung der Versorgung von krebskranken Menschen in Deutschland beigetragen", sagte Prof. Dr. Walter Jonat, Direktor der Universitätsfrauenklinik Kiel und stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums der Deutschen Krebshilfe. Die in den Spitzenzentren erarbeiteten Standards für die Versorgung sowie die Erkenntnisse aus der Krebsforschung sollen auch anderen Versorgungsstrukturen zur Verfügung gestellt werden und letztlich allen Krebspatienten zugute kommen. "Die Spitzenzentren sowie die von der Deutschen Krebsgesellschaft initiierten Onkologischen Zentren und Organkrebszentren sind daher auch als Gesamtkonzept zu sehen. Durch diese Strukturen sollen künftig alle Krebspatienten flächendeckend in Deutschland auf höchstem qualitätsgesicherten Niveau behandelt und versorgt werden", so Jonat.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.ccc-netzwerk.de


Die Deutsche Krebshilfe e.V. setzt sich seit mehr als 38 Jahren für die Belange krebskranker Menschen ein. Jedes Jahr erkranken in Deutschland 490.000 Menschen, davon 1.800 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren, neu an Krebs. Den Betroffenen und ihren Angehörigen zu helfen, ist das wichtigste Anliegen der Deutschen Krebshilfe. Nach dem Motto "Helfen. Forschen. Informieren." fördert die Organisation Projekte zur Verbesserung der Prävention, Früherkennung, Diagnose, Therapie, medizinischen Nachsorge und psychosozialen Versorgung einschließlich der Krebs-Selbsthilfe. Die Deutsche Krebshilfe e.V. finanziert ihre Aktivitäten ausschließlich aus Spenden und freiwilligen Zuwendungen der Bevölkerung. Sie erhält keine öffentlichen Mittel. Weitere Informationen im Internet unter
www.krebshilfe.de


Hintergrund-Informationen: Onkologische Spitzenzentren

Alle Spitzenzentren, die von der Deutschen Krebshilfe gefördert werden, müssen folgende Kriterien erfüllen:

  • Fachübergreifende interdisziplinäre Onkologie für alle Tumorerkrankungen mit zentraler Anlaufstelle für Krebspatienten.
  • Einrichtung von interdisziplinären Konferenzen ("Tumor Boards") und Tumorsprechstunden.
  • Entwicklung und/oder Umsetzung von Behandlungspfaden im Sinne von Leitlinien.
  • Einbringung von Patienten in klinische Studien und Entwicklung von Forschungsprogrammen zur engen Verzahnung von Forschung und Klinik.
  • Nachweis eines Qualitätssicherungssystems.
  • Dokumentation durch klinische Krebsregister.
  • Psychoonkologische und palliative Betreuung.
  • Einbindung von Krebs-Selbsthilfeorganisationen.
  • Interaktion mit niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern der Umgebung.
  • Regelmäßige Überprüfung der Qualitätsstandards.


Die zentralen Anlaufstellen und Tumorkonferenzen berücksichtigen den zwingend notwendigen interdisziplinären Charakter der Krebsbehandlung. Die psychoonkologische Betreuung sowie die Zusammenarbeit mit der Krebs-Selbsthilfe ist ebenfalls Teil der Versorgung in einem Onkologischen Spitzenzentrum. Sowohl die Patienten als auch ihre Angehörigen können mit einem Psychologen ihre Ängste und Sorgen besprechen. Wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist, kümmert sich das palliativmedizinische Team um den Patienten. Zudem ist die enge Verzahnung von Grundlagenforschung und Klinik, die so genannte "Translationale Forschung", ein wesentliches Aufgabenfeld von Onkologischen Spitzenzentren. Denn nicht nur die Versorgung von Krebspatienten soll verbessert, auch die Krebsforschung in Deutschland muss weiter vorangebracht werden - ohne Forschung ist kein Fortschritt in der Medizin möglich. Trotz der unbestritten großen Erfolge der letzten Jahre ist der Bedarf an neuen Erkenntnissen auf dem Gebiet der Krebsbekämpfung weiterhin groß - Krebsmediziner und -forscher verstehen bisher nur zu einem Teil die Ursachen der Entstehung von Tumoren. Durch kurze Wege zwischen Labor und Krankenbett können Krebspatienten rasch von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen profitieren.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution500

Quelle: Deutsche Krebshilfe e. V., Christiana Tschoepe, 21.05.2013

Raute

Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch - 22.05.2013

Max-Delbrück-Medaille für US-Stammzellpionier Prof. Irving Weissman

Der amerikanische Stammzellforscher Prof. Irving Weissman von der Stanford Universität in Kalifornien, USA, hat am Dienstagabend, den 21. Mai 2013, die Max-Delbrück-Medaille des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch erhalten. Mit der Auszeichnung ehrt das MDC die seit Jahrzehnten wegweisenden Forschungen des Wissenschaftlers zu Stammzellen.

Stammzellen bilden das Reservoir zur Zellerneuerung und haben die Fähigkeit, sich in die verschiedensten Zellen des Körpers zu entwickeln. So sorgen sie dafür, dass sich etwa immer wieder Blutzellen, die eine begrenzte Lebensdauer haben, neu bilden. Prof. Weissmans Forschungsgruppe war die erste, der es gelang, solche blutbildenden (hämatopoetischen) Stammzellen zu isolieren, zunächst in Mäusen, später beim Menschen. Er konnte außerdem zeigen, dass aus einer einzelnen hämatopoetischen Stammzelle Millionen von Blutzellen entstehen können. Prof. Weissman konnte diese Zellerneuerer auch für Nervengewebe, Muskelzellen und Knochengewebe nachweisen.

Weiter gelang es dem Forscher so genannte Krebsstammzellen bei einer Reihe verschiedener Formen von Blutkrebs und soliden Tumoren zu isolieren. Diese Krebsstammzellen gelten als resistent gegen Chemotherapie. Erst kürzlich konnten Prof. Weissman und seine Mitarbeiter einen Mechanismus aufdecken, mit dem sich sowohl Krebszellen als auch Krebsstammzellen davor schützen, von Immunzellen "geschluckt" und zerstört zu werden. Weiter zeigte er, dass dieser Mechanismus, der als Phagozytose bezeichnet wird, therapeutisch ausgehebelt werden kann.

Prof. Weissman studierte in Stanford und Oxford, Großbritannien, Medizin. Derzeit ist er Direktor des Stanford Instituts für Stammzellbiologie und Regenerative Medizin. Für seine Forschungen erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2009 den Lewis S. Rosenstiel Award for Distinguished Work in Basic Medical Research der Brandeis University in Waltham, 2008 den Robert-Koch-Preis und 2007 den I. &. H. Wachter Award der gleichnamigen Stiftung der Universität Innsbruck, Österreich. Er ist Ehrendoktor verschiedener amerikanischer Universitäten und gewähltes Mitglied unter anderem der National Academy of Sciences of the USA und der American Academy of Arts and Sciences. Darüber hinaus gilt er als hervorragender akademischer Lehrer, wofür er ebenfalls geehrt wurde.

Die Max-Delbrück-Medaille wird an herausragende Forscher im Rahmen der "Max Delbrück Award Lecture" vergeben, die der Preisträger hält und die das MDC veranstaltet. Die Medaille ist benannt nach dem Physiker, Biologen und Nobelpreisträger (1969) Max Delbrück (1906 Berlin - 1981 Pasadena, USA), der als Mitbegründer der Molekularbiologie gilt. Nach ihm ist das 1992 in Berlin-Buch gegründete MDC benannt, das zur Helmholtz-Gemeinschaft gehört.


Kontakt:
Barbara Bachtler
Pressestelle
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch
in der Helmholtz-Gemeinschaft
Robert-Rössle-Straße 10
13125 Berlin
e-mail: presse@mdc-berlin.de
http://www.mdc-berlin.de/

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.stemcell.stanford.edu/about/Laboratories/weissman/index.html

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/de/image203660
Prof. Irving Weissmann von der Stanford Universität, Kalifornien, USA (links), Preisträger der Max-Delbrück-Medaille des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch mit dem Vorstandsvorsitzenden und wissenschaftlichen Stiftungsvorstand des MDC, Prof. Walter Rosenthal (rechts). Im Hintergrund die Büste Max Delbrücks des Bildhauers Hans Scheib.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution672

Quelle: Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch, Barbara Bachtler, 22.05.2013

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Mai 2013