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MELDUNG/826: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 15.04.15 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→  Interdisziplinäres Forschungsvorhaben "Nicht-visuelle Lichtwirkungen"
→  GRACE-MS: Erste Erfolge einer internationalen Forschungsallianz für Kinder
→  Universität Wisconsin und Forschungszentrum DZNE vereinbaren Kooperation im Bereich Demenzforschung
→  Wissenschaftlicher Durchbruch für die "Thrombektomie"
→  Die App für Vielflieger und Strahlungsbewusste


Technische Universität Berlin - 13.04.2015

TU Berlin: Die Wirkung des Lichts

BMBF fördert interdisziplinäres Forschungsvorhaben "Nicht-visuelle Lichtwirkungen" / Fachgebiet Lichttechnik der TU Berlin übernimmt Koordination

Licht dient nicht nur der Aufnahme visueller Informationen, sondern synchronisiert auch den sogenannten circadianen Rhythmus des Menschen, also dessen "innere Uhr" und hat auf viele Körperfunktionen Einfluss. Dies ist allgemein bekannt und unterschiedliche Disziplinen forschen bereits auf diesem Gebiet, um den Kenntnisstand kontinuierlich weiterzuentwickeln. Dass die nicht-visuellen Wirkungen von einer Vielzahl von Parametern, wie beispielsweise der spektralen und räumlichen Strahlungsverteilung, dem Alter und der Tages- und Jahreszeit, abhängen, führt jedoch zu unterschiedlichen Untersuchungsansätzen, mit der Folge, dass sich bisherige Ergebnisse nur schwer miteinander vergleichen lassen.

Um neues Wissen über die nicht-visuellen Wirkungen von Licht zu gewinnen, sind Untersuchungen nötig, die möglichst alle Altersstufen und Lebenssituationen des Menschen wie auch Krankheit und Stress abdecken. Das Teilwissen unterschiedlichster Disziplinen muss zusammengetragen, bewertet und durch vergleichbare Experimente übertragbar und verallgemeinerbar gemacht werden.

Dies ist das Ziel eines gemeinsamen Verbundvorhabens der TU Berlin, der Charité Berlin, des Universitatsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, des Klinikum Fürth, der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg und der Eberhard Karls Universität Tübingen. "Nicht-visuelle Lichtwirkungen (NiviL)" ist der Titel des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Förderinitiative "Intelligente Beleuchtung" der Photonik Forschung Deutschland geförderten Forschungsvorhabens, das nun seine Arbeit aufgenommen hat und in den kommenden drei Jahren mit rund 4,7 Millionen Euro gefördert wird. Das Fachgebiet Lichttechnik der TU Berlin unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Stephan Völker übernimmt dabei die Koordination des Verbundprojektes.

In dem Projekt werden unterschiedlichste Untersuchungen durchgeführt, die durch standardisierte Versuchsbedingungen vergleichbar und verallgemeinerbar werden. In Grundlagenuntersuchungen und unterschiedlichen Feldstudien mit Studierenden, Berufstätigen, Menschen mit psychischen Erkrankungen und Senioren soll gezeigt werden, welches Potenzial in einer spektral auf nicht-visuelle Wirkungen angepassten Beleuchtung steckt. Neben Versuchen in Laboren zu neuroendokrinologischen Parametern (z. B. Melatonin) wird es Feldversuche sowohl in einem Hörsaal an der TU Berlin als auch in klinischen Einrichtungen für Ältere am Universitätsklinikum Tübingen und in Seniorenheimen im Raum Tübingen/Reutlingen geben. Der Hörsaal verfügt über eine spezielle Beleuchtungsanlage, mit der sich sowohl die Beleuchtungsstärke als auch die Farbtemperatur variieren lassen. Hier werden nach 90minütigen Vorlesungen unter verschiedenen Beleuchtungsbedingungen Tests und Befragungen durchgeführt.

In den Seniorenheimen und auf den klinischen Stationen werden neue LED-Leuchten installiert, deren Leuchtstärke und farbliche Zusammensetzung steuerbar sind. Ziel der angepassten Beleuchtung ist es, im Vergleich zur üblichen Beleuchtung, den Tag-Nacht-Rhythmus und somit die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Lebensqualität von Senioren zu verbessern.

Aus den Ergebnissen des Verbundprojektes sollen grundlegende Erkenntnisse zu nicht-visuellen Lichtwirkungen gewonnen werden, aus denen Empfehlungen für die Entwicklung und Anwendung von Beleuchtungslösungen abgeleitet werden können, die Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden steigern. Die Allgemeinbeleuchtung soll damit künftig nicht nur visuelle Aufgaben erfüllen, sondern in gleicher Weise nicht-visuelle Effekte unterstützen.

* Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
Prof. Dr.-Ing. Stephan Völker
TU Berlin
Fachgebiet Lichttechnik
E-Mail: sekretariat@li.tu-berlin.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution52

Quelle: Technische Universität Berlin, Stefanie Terp, 13.04.2015

Raute

Universitätsklinikum Würzburg - 13.04.2015

GRACE-MS: Erste Erfolge einer internationalen Forschungsallianz für Kinder mit Multipler Sklerose

Unter dem Namen GRACE-MS erforschen Kliniken aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gemeinsam Diagnose- und Therapiemöglichkeiten bei Kindern mit Multipler Sklerose. Zu den Initiatoren der wissenschaftlichen Allianz zählt das Uniklinikum Würzburg. Jetzt publizierten die Forscher ihre ersten aufschlussreichen Ergebnisse in einer bedeutenden neurologischen Fachzeitschrift.

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Sie kann zum Beispiel Muskelschwäche oder Lähmungen, eine Minderung der Sehschärfe, eine krampfhafte Erhöhung der Muskelspannung, Gefühlsstörungen und Missempfindungen hervorrufen. Aus unbekannten Gründen beginnt bei drei bis fünf Prozent der Betroffenen die MS bereits im Kindesalter. "Gerade bei dieser jungen Patientengruppe gibt es viele offene Fragen zur richtigen Diagnose und Therapie", sagt Privatdozent Dr. Mathias Buttmann, Oberarzt und Leiter der Neuroimmunologischen Spezialambulanz an der Neurologischen Universitätsklinik Würzburg. So müssten bei Kindern bei der Diagnosestellung zum Beispiel Erkrankungen zusätzlich berücksichtigt werden, die im Erwachsenenalter kaum eine Rolle spielen. Zudem seien die diagnostischen Kriterien der MS bei Kindern weniger gut etabliert als bei Erwachsenen. "Auch bei der Therapie besteht Forschungsbedarf", ergänzt Dr. Nicole Heußinger, Oberärztin mit Schwerpunkt Neuropädiatrie am Klinikum Aschaffenburg, einem Lehrkrankenhaus des Universitätsklinikums Würzburg (UKW). Während es für Erwachsene inzwischen viele, in Studien gut untersuchte Medikamente gebe, fehlten solche kontrollierten Studien für Kinder mit MS.

GRACE-MS: Gemeinsam forschen für Kinder mit MS

Um hier weiterzukommen, wurde im Jahr 2014 eine Allianz gegründet, in der sich bislang 27 Kliniken in Deutschland, Österreich und der Schweiz gemeinsam der Erforschung der kindlichen MS widmen. Auch die Würzburger Universitäts-Kinderklinik ist beteiligt. Die Forschergemeinschaft trägt den Namen GRACE-MS, eine Kurzform von "German-speaking Research Alliance for ChildrEn with MS". Gemeinsam initiiert wurde sie von Dr. Heußinger und Dr. Buttmann.

Erstes Forschungsprojekt erfolgreich abgeschlossen

In einem ersten gemeinsamen Projekt untersuchten die Forscherinnen und Forscher an 357 Kindern mit einer isolierten Sehnervenentzündung rückblickend, welche Faktoren eine Prognose erlauben, ob sich im weiteren Verlauf eine MS entwickelt oder nicht. Diese Frage hat unter anderem unmittelbare praktische Bedeutung für die Entscheidung über den frühen Beginn einer vorbeugenden Behandlung. Die Sehnervenentzündung im Kindesalter ist eine sehr seltene Erkrankung, die häufiger als bei Erwachsenen beidseitig auftritt und seltener als bei Erwachsenen in eine MS übergeht. Im Rahmen der im März 2015 in der hochrangigen US-amerikanischen Fachzeitschrift Annals of Neurology vorab online publizierten Arbeit wurden frühere, kleinere Studien bestätigt und präzisiert, dass ein höheres Alter und ein pathologischer Befund im Kernspintomogramm des Kopfes voneinander unabhängige Risikofaktoren darstellen, im Verlauf eine MS zu entwickeln.

Kombination aus Kernspintomogramm und Nervenwasserbefund hoch aussagefähig

Erstmals belegt werden konnte die prognostische Bedeutung des Nervenwasserbefunds bei Kindern mit Sehnervenentzündung: Der Nachweis sogenannter oligoklonaler Banden ging mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einher, im Verlauf eine MS zu entwickeln. Oligoklonale Banden sind Eiweißstoffe, die auf eine Immunreaktion im zentralen Nervensystem hinweisen. Besonders hoch war die kombinierte Aussagekraft von Kernspintomogramm und Nervenwasser: Ein auffälliger Befund in beiden Untersuchungen bedeutete ein mehr als zwanzigmal höheres MS-Risiko, als bei in beiden Untersuchungen unauffälligem Befund. "Diese wichtigen Ergebnisse haben unmittelbare Bedeutung für die diagnostische Abklärung und Behandlung von Kindern mit Sehnervenentzündungen. Nach diesem gelungenen Auftakt hoffen wir, im Rahmen von GRACE-MS gemeinsam noch viel mehr für Kinder mit MS zu erreichen", kommentieren Dr. Heußinger und Dr. Buttmann.

* Veröffentlichung:

Oligoclonal bands predict multiple sclerosis in children with optic neuritis.
Nicole Heussinger, Evangelos Kontopantelis, Janina Gburek-Augustat, Andreas Jenke, Gesa Vollrath, Rudolf Korinthenberg, Peter Hofstetter, Sascha Meyer, Isabel Brecht, Barbara Kornek, Peter Herkenrath, Mareike Schimmel, Kirsten Wenner, Martin Häusler, Soeren Lutz, Michael Karenfort, Astrid Blaschek, Martin Smitka, Stephanie Karch, Martin Piepkorn, Kevin Rostasy, Thomas Lücke, Peter Weber, Regina Trollmann, Jörg Klepper, Martin Häußler, Regina Hofmann, Robert Weissert, Andreas Merkenschlager, Mathias Buttmann, GRACE-MS.
Annals of Neurology 2015, online publiziert am 26.03.2015, doi:10.1002/ana.24409

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1764

Quelle: Universitätsklinikum Würzburg, Susanne Just, 13.04.2015

Raute

Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE) - 13.04.2015

Universität Wisconsin und Forschungszentrum DZNE vereinbaren Kooperation im Bereich Demenzforschung

Vertreter der Universität von Wisconsin - Institut für Klinische und Translationale Forschung Research (ICTR) und des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) vereinbarten heute gemeinsame Forschungsbemühungen, die die Versorgung von Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen oder mit einem erhöhten Risiko zur Entwicklung dieser Krankheiten verbessern sollen. Die Zusammenarbeit wird auch Forschung zu Gerontologie und Faktoren, die gesundes Altern ermöglichen, beinhalten.

Die heute am DZNE im Beisein des Gouverneurs von Wisconsin, Scott Walker, unterzeichnete Absichtserklärung bildet die Grundlage für künftige gemeinsame Forschungsprojekte zur Verlangsamung der Ausbreitung von Demenz, Parkinson und anderer neurodegenerativer Erkrankungen. Das Abkommen wurde mit dem Institut für Klinische und Translationale Forschung der School of Medicine and Public Health an der Universität Wisconsin geschlossen.

"Die Zunahme der Alzheimer-Krankheit ist eine wachsende Gefahr für die öffentliche Gesundheit in den USA, Europa und der ganzen Welt", sagte Dr. Richard Moss, Vize-Dekan für Grundlagenforschung, Biotechnologie und Graduate Studies der School of Medicine der Universität von Wisconsin, der seitens der Universität von Wisconsin den Vertrag unterzeichnete. "Die neue Partnerschaft zwischen dem DZNE und der UW School of Medicine and Public Health - beides Einrichtungen, die sich der Verbesserung von Diagnose und Behandlung dieser Krankheiten widmen - lässt ein deutlich höheres Innovationstempo erwarten, als bisher."

"Das DZNE und auch die Universität von Wisconsin betreiben transnationale Spitzenforschung und kooperieren hierzu mit den weltweit besten Forschungseinrichtungen. Die heute geschlossene Partnerschaft wird dazu dienen, Innovation und neue Produkte für die Pflege, Versorgung, Diagnose und Therapie von Patienten mit neurodegenerativen Erkrankungen zu fördern", sagt Prof. Pierluigi Nicotera, Vorstandsvorsitzender des DZNE. Der neue Vertrag ist ein weiterer Schritt, um die Zusammenarbeit zwischen zwei international führenden Forschungsorganisationen auf diesem Gebiet zu verstärken.

"Exzellente Forschungseinrichtungen ziehen exzellente Wissenschaftler an. Bereits jetzt ist das Land Nordrhein-Westfalen stolz auf das DZNE und das dichte Netzwerk an herausragenden Forschungseinrichtungen, Exzellenzclustern und Graduiertenschulen auf dem Gebiet der Neurowissenschaften, darunter die Forschungszentren caesar und Jülich, die Universitäten zu Köln und Bonn samt ihrer Universitätsklinika. Die Kooperation des DZNE mit dem ICTR der Universität Wisconsin wird dieses Forschernetzwerk im Bereich Gesundes Altern weiter bereichern", sagte Frau Dr. Beate Wieland im Rahmen der Veranstaltung.

"Die beiden Institutionen haben bahnbrechende Forschung in diesem Bereich durchgeführt. Durch die Zusammenarbeit hoffen sie, das Tempo von Alzheimer und anderen neurodegenerativen Erkrankungen nicht nur zu verlangsamen, sondern auch die Früherkennung zu verbessern", sagte der Gouverneur Scott Walker nach dem Festakt, dem er im Rahmen seiner einwöchigen Delegationsreise nach Europa beiwohnen konnte. "Alle 67 Sekunden erhält in den USA jemand die Diagnose Alzheimer und wir müssen alles Mögliche dafür tun, um diese tödliche Krankheit zu bekämpfen, die nicht nur tödlich ist, sondern auch die Lebensqualität der Betroffenen drastisch verringert."

* Die heute getroffene Vereinbarung umfasst mehrere Bereiche der Zusammenarbeit, unter anderem die

  • Entwicklung von Therapeutika, um die Entstehung der Alzheimer-Krankheit und anderer Demenzen zu verlangsamen.
  • Identifizierung neuer Ansätze zur Verbesserung der Versorgung von Patienten mit Alzheimer oder anderen neurodegenerativen Erkrankungen.
  • Entdeckung neuer Zielmoleküle für Krankheiten wie Alzheimer oder Parkinson
  • Verbreitung und Umsetzung von effektiven Ansätzen für die Diagnose und Behandlung von Patienten mit Alzheimer-Erkrankung.
  • Entdeckung neuer Biomarker bzw. anderer Ansätze zur Früherkennung von neurodegenerativen Erkrankungen und zur kontinuierlichen Beurteilung des Krankheitsverlaufes

Der Bundesstaat Wisconsin stellt mit Hilfe des "Capital Catalyst Seed Fund" der Wisconsin Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WEDC) und der Wisconsin-Technologie-Innovationsinitiative einen Gründungsfond mit einem Startkapital von U$ 1.000.000 bereit, um die Vermarktung medizinischer Technologie der "School of Medicine and Public Health" der Universität von Wisconsin zu unterstützen.

Das Wisconsin Alzheimer-Institut der School of Medicine and Public Health hat das Wisconsin-Register für Alzheimer-Prävention entwickelt, das erste und größte Forschungsprogramm des Landes zur Alzheimerprävention. Das Programm beinhaltet eine international anerkannte Längsschnittstudie mit Personen mittleren Altes und erwachsenen Kindern von Alzheimer-Patienten. Es stellt somit den größten Datensatz der Welt in der Alzheimer-Forschung dar.

Seit seiner Gründung im Jahr 2009 ist das DZNE auf etwa 800 Mitarbeiter an neun Standorten in Deutschland angewachsen. Mehr als 70 Arbeitsgruppen erforschen die Ursachen von Alterungsprozessen, sowie Ähnlichkeiten und Unterschiede von neurodegenerativen Erkrankungen. Das DZNE verfolgt einen interdisziplinären Ansatz, der Grundlagenforschung, Klinische Forschung, Versorgungsforschung und Populationsstudien verbindet. Das DZNE arbeitet eng mit lokalen Universitätskliniken und anderen Partnern in ganz Deutschland zusammen, darunter die Center of Excellence in Neurodegeneration Initiative (CoEN), das Dominantly Inherited Alzheimer Network (DIAN) und die Helmholtz-Alberta Initiative.

Die Absichtserklärung wurde von Dr. Richard Moss, Prof. Pierluigi Nicotera und Dr. Sabine Helling-Moegen, administrativer Vorstand des DZNE, in Bonn unterzeichnet. Neben Gouverneur Walker nahmen folgende Personen an dem Festakt zur Unterzeichnung teil: Reed Hall, Sekretär und Geschäftsführer von WEDC; Katy Sinnott, WEDC-Vizepräsidentin für International Business Development; Lisa Johnson, WEDC-Vizepräsidentin für Entrepreneurship & Innovation; Beate Wieland, Leiterin der Abteilung Forschung und Technologie im Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes NRW; Simone Stein-Lücke, Bezirksbürgermeisterin Bonn-Bad Godesberg; Martin Schumacher, Beigeordneter der Stadt Bonn - Abteilung für Kultur, Sport und Wissenschaft.

* Ansprechpartner:

Für das DZNE:
Dirk Foerger
dirk.foerger@dzne.de

Für die Universität von Wisconsin-Madison:
Susan Smith Lampert
Smith 5@uwhealth.org

Für die WEDC:
Mark Maley
mark.maley@wedc.org

* Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.dzne.de, www.twitter.com/dzne_en.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1369

Quelle: Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE), Ulrike Koch, 13.04.2015

Raute

Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf - 14.04.2015

Wissenschaftlicher Durchbruch für die "Thrombektomie"

Verstopft ein Blutgerinnsel - ein sog. Thrombus - eine Hirnarterie, kommt es zu einem akuten Schlaganfall. Ohne Blutzufuhr droht das nicht mehr durchblutete Hirngewebe innerhalb von Minuten abzusterben mit der Folge schwerer und unter Umständen bleibender Behinderung des Patienten. Seit ca. vier Jahren setzen die Neuroradiologen und Neurologen am Universitätsklinikum Düsseldorf ein innovatives Verfahren ein, bei dem ein Thrombus mechanisch, mit Hilfe eines speziell ausgerüsteten Katheters, aus dem betroffenen Hirngefäß entfernt wird, um die Blutzufuhr wiederherzustellen. Mediziner nennen das Verfahren "Thrombektomie".

Bislang haben die beiden Abteilungen rd. 500 Patienten auf diese Weise behandelt. Nun haben vier große Studien weltweit die Überlegenheit dieser Methode bei Verschlüssen großer Hirnarterien gegenüber der alleinigen medikamentösen Auflösung (Lyse) solch großer Thromben bestätigt. Den Durchbruch brachte die niederländische Studie MR CLEAN, die am Neujahrstag 2015 im renommierten New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde und in rascher Folge von zwei weiteren, im gleichen Organ publizierten Studien eindrucksvoll bestätigt wurde.

Rund 15 Prozent aller Patienten mit akutem Schlaganfall können von dieser spektakulären Methode profitieren: Entscheidend ist vor allem, ob und wo ein Gefäßverschluss vorliegt, welche Ausprägung festgestellt wird und wie schnell der Patient in ein spezialisiertes Zentrum kommt. Für den Vergleich zu den herkömmlichen Methoden haben die Studien gemessen, ob mehr betroffene Patienten nach Einsatz dieses Verfahrens mit geringeren oder ohne funktionelle Beeinträchtigungen ein selbständiges Leben führen können. In allen Studien war die Thrombektomie bei Thromben in den Hirnarterien deutlich überlegen.

Das können die Düsseldorfer Mediziner bestätigen: Prof. Dr. Bernd Turowski, Neuroradiologe am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Uniklinik, hat die Thrombektomie 2011 in der Uniklinik Düsseldorf etabliert. Er nennt die Voraussetzungen für einen solchen Eingriff: "Bei jedem Patienten wird eine Analyse der Blutversorgung im Gehirn bzw. der Ausprägung des Schlaganfalls mit moderner Bildgebung vorgenommen. Das ist unabdingbar, um Chancen und Risiken abwägen zu können. Sehen wir, dass das durch den Hirninfarkt unterversorgte Hirngewebe noch gerettet werden kann, können wir das Verfahren einsetzen." Für einen Einsatz rund um die Uhr werden mehrere Ärzte benötigt, die entsprechend trainiert sind. Es dauert ca. ein bis eineinhalb Jahre, bis man das Verfahren beherrscht. Außerdem müssen alle Abläufe so optimiert sein, dass nicht kostbare Zeit verloren geht. Denn: Zeit ist gleich Hirngewebe. Der Eingriff selbst dauert zwischen 25 und 50 Minuten.

Auch Prof. Dr. Sebastian Jander, Neurologe und Leiter der Stroke Unit, betont die Bedeutung des Zeitfaktors: "Jeder Schlaganfall ist ein Notfall, therapeutische Fenster schließen sich, wenn der Gewebeschaden unwiderruflich ist, weil vielleicht zu lange gewartet wurde oder die Abläufe in der Versorgungskette nicht optimal ineinander greifen. Das gilt auch für die Thrombektomie. Dabei geht es buchstäblich um Minuten." Bei Verdacht auf einen Schlaganfall müsse sofort eine Einweisung in eine Neurologische Klinik mit Stroke Unit erfolgen, sagt Jander.

Die beiden Spezialisten sehen sich durch die Studienergebnisse bestätigt. Bernd Turowski und Sebastian Jander vermuten, dass die Entfernung von Thromben aus den großen Arterien nach den eindeutigen Studienergebnissen auch in die Leitlinien zur Schlaganfallbehandlung bei Hirnarterienverschlüssen eingehen wird.

* Kontakt:

Prof. Dr. Bernd Turowski
Leiter des Bereichs Neuroradiologie
Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie
E-Mail: bernd.turowski@med.uni-duesseldorf.de

Prof. Dr. Sebastian Jander
Leiter der Stroke Unit
Neurologische Klinik,
E-Mail: jander@uni-duesseldorf.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution223

Quelle: Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Susanne Dopheide, 14.04.2015

Raute

Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) - 14.04.2015

Die App für Vielflieger und Strahlungsbewusste

PTB vergibt Lizenz zur Berechnung der Strahlendosis an Start-Up

Vielflieger können seit neuestem über die App TrackYourDose ihre persönliche Strahlungsbelastung auf Flugreisen überwachen. Hinter der App steht die intensive Forschungstätigkeit der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB). Seit 1997 untersucht die PTB die kosmische Strahlung in typischen Reiseflughöhen und hat auf dieser Basis mathematische Modelle für die Berechnung der Strahlungsdosis entwickelt. Durch die Lizenzierung dieser mathematischen Modelle an das Start-Up-Unternehmen esooka ist das Monitoring der eigenen Strahlenbelastung auf Flugreisen nunmehr einem breiten Publikum zugänglich. Für Vielflieger und andere Interessierte steht eine entsprechende App im Apple-Store seit Ende 2014 zur Verfügung.

Um die weltweite Verteilung der Strahlenexposition durch kosmische Strahlung zu untersuchen, haben Wissenschaftler der PTB einen handlichen "Flugkoffer" entwickelt, der alle relevanten Strahlungsarten, insbesondere auch die in der Atmosphäre entstehende Neutronenstrahlung, bezüglich ihrer biologischen Wirksamkeit messen kann. Der Messwert wird als "Umgebungs-Äquivalentdosis" bezeichnet und in Mikro-Sievert (μSv) gemessen. Beispielsweise führt eine zehnstündige Flugreise über den Nordatlantik zu einer Strahlendosis von 50 μSv bis 100 μSv. Zum Vergleich:
Eine Röntgenaufnahme beim Zahnarzt liegt bei bis zu 10 μSv, andere Röntgenaufnahmen können auch eine deutlich höhere Dosis zur Folge haben. Die gesamte jährliche Strahlenbelastung eines Bundesbürgers durch natürlich vorhandene Strahlung lag im Jahr 2012 bei etwa 2100 μSv (=2,1 mSv).

Mit Hilfe des Flugkoffers haben die Wissenschaftler der PTB zwischen 1997 und 2006 mehr als 2500 Messpunkte der Umgebungs-Äquivalentdosisleistung, gemessen in Mikro-Sievert pro Stunde (μSv/h), in Reiseflughöhen zwischen 8 km und 12 km weltweit gemessen. Durch geeignete mathematische Modelle und Anpassungsverfahren war es möglich, alle Messwerte in Abhängigkeit vom geografischen Ort, der Flughöhe und der Sonnenaktivität mit einer einfachen mathematischen Funktion zu beschreiben. Dieses Verfahren konnte bei der International Commission on Radiological Protection (ICRP), der internationalen Strahlenschutzkommission, eingebracht werden, um Referenzwerte der Umgebungs-Äquivalentdosisleistung auf Basis von ca. 20.000 Messwerten festzulegen.

Der Transfer des von der PTB entwickelten Rechenmodells an esooka ermöglicht einem breiten Publikum Zugang zu einem individuellen Strahlungsmonitoring. Damit kommt die PTB gleich zwei ihrer gesetzlichen Aufgaben nach: der Forschung im Rahmen des Strahlenschutzes und der Förderung deutscher Unternehmen durch Technologietransfer. Im Rahmen der App TrackYourDose werden für den jeweiligen Flug der Start- und Zielflughafen und das Reisedatum abgefragt. Zusätzlich wird die aktuelle Sonnenaktivität für den Flugzeitraum vom esooka-Server abgefragt, welche gerade bei Flügen über die Pole zu großen Unterschieden in der individuellen Strahlenbelastung führen kann. Die Sonnenaktivitätsdaten bezieht esooka vom Neutronenmonitor der Universität Oulu in Finnland.

Doch TrackYourDose kann noch mehr: Neben der kosmischen Strahlung beim Fliegen ist jeder Mensch einer natürlichen Strahlung ausgesetzt, der Gamma-Strahlung aus und der kosmischen Strahlung am Boden. Diese hängt sehr stark vom Wohnort ab. Hinzu kommt die Belastung durch medizinische Untersuchungen mit ionisierender Strahlung, wie z. B. Röntgendiagnostik oder CT-Untersuchungen. Durch die Eingabe radiologischer Untersuchungen und des Wohnortes werden durch die neue App weitere Expositionen berücksichtigt. Damit sind alle wesentlichen Strahlenexpositionen durch TrackYourDose erfasst.

Wissenschaftliche Veröffentlichung zum Thema:
F. Wissmann , M. Reginatto and T. Möller: The ambient dose equivalent at flight altitudes: a fit to a large set of data using a Bayesian approach. J. Radiol. Prot. 30 (2010) 513-524 doi:10.1088/0952-4746/30/3/006

Link zur App TrackYourDose:
https://itunes.apple.com/de/app/trackyourdose/id909216331?mt=8


Weiterführende Informationen:
- Link zu esooka http://www.esooka.de/
- Bundesamt für Strahlenschutz: Umweltradioaktivität und Strahlenbelastung im Jahr 2012: Unterrichtung der Bundesregierung.
http://doris.bfs.de/jspui/handle/urn:nbn:de:0221-2014040311384


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.ptb.de/de/aktuelles/archiv/presseinfos/pi2015/pitext/pi150414.html

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution395

Quelle: Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB), Imke Frischmuth, 14.04.2015

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. April 2015

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