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VORSORGE/674: Polio-Fälle trotz Immunschutz - CRM plädiert für Impfauffrischung alle zehn Jahre (Thieme)


CRM Centrum für Reisemedizin GmbH - 22. August 2014

Polio-Fälle trotz Immunschutz: CRM plädiert zum Schutz vor Kinderlähmung für Impfauffrischung alle zehn Jahre



Düsseldorf - Wissenschaftler der Universität Bonn haben ein mutiertes Poliovirus entdeckt, das den Impfschutz offensichtlich durchbrechen kann. Die Forscher entdeckten das Virus bei Opfern eines Ausbruchs im Kongo im Jahr 2010, der besonders schwer verlaufen war. Die Ergebnisse machen erneut deutlich, welche Bedeutung einer möglichst hohen Durchimpfungsrate gegen Kinderlähmung zukommt, teilt das CRM Centrum für Reisemedizin mit. Das Institut empfiehlt, auch in Deutschland die Impfung alle zehn Jahre aufzufrischen, solange das Virus weltweit noch nicht ausgerottet ist.

Die Kinderlähmung als schwere, auch für Erwachsene gefährliche Viruserkrankung, ist aus dem Bewusstsein der Menschen in Europa nahezu verschwunden. Seit 2002 ist Europa nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation poliofrei. Auf anderen Kontinenten tritt die Erkrankung aber nach wie vor regelmäßig auf, etwa in Ländern wie Afghanistan, Pakistan, Somalia und Nigeria.

Im Kongo hatten sich im Jahr 2010 445 Menschen bei einem Ausbruch infiziert, 209 von ihnen starben. Etwa die Hälfte der Erkrankten erinnerte sich, die vorgeschriebenen drei Impfdosen erhalten zu haben, berichten die Wissenschaftler aus Bonn in einer aktuellen Publikation im Fachblatt PNAS. Bei einer nachfolgenden Untersuchung entdeckten sie eine Mutation des Virus, die dazu führte, dass der Erreger von den durch die Impfung induzierten Antikörpern kaum noch erkannt und damit ausgeschalten werden konnte.

"Diese Ergebnisse besagen nicht, dass die Polioimpfung unwirksam und überflüssig ist. Sie zeigen vielmehr, wie wichtig es ist, weltweit noch höhere Durchimpfungsraten zu erreichen", sagt Professor Dr. med. Tomas Jelinek, Wissenschaftlicher Leiter des CRM Centrum für Reisemedizin. "Nur so kann verhindert werden, dass sich das Poliovirus weiter ausbreitet und damit möglicherweise auch weiter mutiert." Auch die Bonner Forscher betonen in ihrer Studie die Bedeutung höherer Impfquoten und Entwicklung neuer, potenterer Wirkstoffe. Der Polioausbruch im Kongo konnte durch ein massives Impfprogramm und durch die Durchführung von Hygienemaßnahmen beendet werden.

In Deutschland werden Kinder in der Regel im ersten und zweiten Lebensjahr in mehreren Dosen gegen Polio geimpft. Eine einmalige Auffrischimpfung empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut für Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr. Eine weitergehende Immunisierung ist der STIKO zufolge nicht nötig, ausgenommen sind medizinisches Personal und Reisende in Polio-Endemiegebiete. Diese Empfehlung ist jedoch nicht unumstritten: So empfiehlt die Sächsische Impfkommission (SIKO) die routinemäßige Auffrischung der Impfung alle zehn Jahre. "Auch das CRM Centrum für Reisemedizin empfiehlt die Impfung alle zehn Jahre zu erneuern, solange das Virus weltweit nicht ausgerottet ist", so Jelinek. Die Impfung mit sogenannten Totimpfstoffen, zu denen die Poliovakzine gehört, erzeugt keine lebenslange, sondern nur eine zeitlich begrenzte Immunität. Durch die Auffrischimpfung, auch Boosterimpfung genannt, wird das Immunsystem an das Antigen erinnert. Der Zehn-Jahres-Abstand hat sich als günstig für die Boosterung erwiesen. "Durch den umfassenden weltweiten Geschäfts- und Urlaubsverkehr besteht immer auch die Gefahr eines Imports des Virus nach Deutschland. Nur durch eine möglichst hohe Impfquote in der Bevölkerung wird dem Virus jeglicher Rückzugsraum genommen." Denn jeder Mensch ohne oder mit unvollständigem Impfschutz kann ein Hort für den Erreger sein, auch wenn er selbst nicht daran erkrankt.


Quellen:

Drexler et al.: Robustness against serum neutralization of a Poliovirus type 1 from a lethal epidemic of poliomyelitis in the Republic of Congo, 2010; PNAS; DOI: 10.1073/pnas.1323502111

http://www.pnas.org/content/early/2014/08/14/1323502111.abstract


Pressemitteilung zur Studie:
http://www3.uni-bonn.de/Pressemitteilungen/180-2014

Empfehlungen der Sächsischen Impfkommission zur Durchführung von Schutzimpfungen im Freistaat Sachsen, Stand 1.1.2014:
http://www.gesunde.sachsen.de/download/lua/LUA_HM_Impfempfehlungen_E1.pdf

Global Polio Eradication Initative, Data and Monitoring:
http://www.polioeradication.org/Dataandmonitoring/Poliothisweek.aspx


Aktuelle Informationen und Adressen von Ärzten und Apotheken, die qualifizierte reisemedizinische Beratung anbieten, veröffentlicht das Centrum für Reisemedizin unter:
www.crm.de

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Quelle:
CRM Centrum für Reisemedizin
Presseinformation vom 22.08.2014
Thieme Verlagsgruppe
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. August 2014