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BILDUNG/631: Ärzteausbildung - Staatliche Prüfungs- und Kapazitätsrechtsvorgaben reformieren (idw)


Medizinischer Fakultätentag der Bundesrepublik Deutschland - 08.06.2009

Staatliche Prüfungs- und Kapazitätsrechtsvorgaben bei der Ärzteausbildung reformieren


Der mit der Ärztlichen Approbationsordnung von 2002/2003 erzeugte Prüfungsdruck muss einer kritischen Analyse unterzogen werden. Prüfungszeiten dürfen nicht weiter auf Kosten einer nachhaltigen Lehre erhöht werden. Bessere Betreuungsverhältnisse in einzelnen Bereichen dürfen von den Gerichten nicht mehr zu allgemeinen Kapazitätserhöhungen umdefiniert werden.

Voraussetzung für einen europäischen Hochschulraum sind verbindliche Qualifikationsrahmen der einzelnen Fächer, die wesentliche Lehr- und Lernziele konkretisieren. Ohne einen klar definierten Rahmen kommt es gerade in der Humanmedizin zu einer stetigen Erhöhung der Anzahl der Prüfungsfächer. "Die staatlichen Prüfungs- und Ausbildungsregularien für das Medizinstudium müssen reformiert und stärker mit den fachlichen Ausbildungszielen in Einklang gebracht werden", sagt Prof. Gebhard von Jagow, Präsident des Medizinischen Fakultätentags (MFT). Gemeinsam mit der Gesellschaft für medizinische Ausbildung (GMA) wird sich der MFT intensiv mit der Frage eines nationalen kompetenzbasierten Lernzielkatalogs auseinandersetzen. "Ich verspreche mir davon für die Studierenden, dass sie künftig mehr Raum für die Persönlichkeitsentwicklung erhalten, um besser den großen ärztlichen Aufgaben, wie z. B. den Herausforderungen wirksamer Prophylaxe und Prävention sowie der Palliativmedizin gewachsen zu sein", erläutert der MFT-Präsident. Für die notwendigen Reformen der Approbations- und der Kapazitätsverordnung dürfte ein kompetenzbasierter Lernzielkatalog eine solide Basis bilden.

"In der Medizin sehen wir einen wachsenden Bedarf an themenübergreifender Lehre, aber gleichzeitig ist auch eine Zersplitterung der Fächer zu konstatieren", beobachtet von Jagow. Der unterschiedliche Stellenwert einzelner Fächer und Themengebiete sollte daher mit den Lehrstuhlinhabern - aber auch den Fachgesellschaften - diskutiert werden. Eine Verunsicherung der Studierenden und des Lehrpersonals, die auch prüfungs- und kapazitätsrechtliche Auseinandersetzungen zur Folge haben, muss unbedingt vermieden werden. "Der MFT begrüßt in diesem Zusammenhang die Schaffung neuer Lehrstühle und Dozentenstellen in Gebieten, die bessere Betreuungsrelationen erfordern. Wir beobachten jedoch mit Sorge, dass eine Erweiterung der Prüfungsfächer im Medizinstudium stattfinden soll, ohne dass Mittel für bessere Ausbildungsverhältnisse bereitgestellt werden. Eine intensivere Abstimmung der fachlichen Ziele kann nur Früchte tragen, wenn auch der Staat schneller als bisher die Rahmenbedingungen reformiert", appelliert von Jagow mit Blick auf die zahnärztliche Approbationsordnung von 1955. Für die Zahnmedizin existiert schon seit Jahren ein sogar auf europäischer Ebene abgestimmter Lernzielkatalog.


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Quelle:
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Medizinischer Fakultätentag der Bundesrepublik Deutschland
Verena Wirwohl, 08.06.2009
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Juni 2009