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TRANSPLANTATION/429: Komplizierte Lungen-Re-Transplantation bei 23jährigem (idw)


Friedrich-Schiller-Universität Jena - 16.12.2009

Neue Lebens-Chance durch zweite Lungentransplantation

Herzchirurgen des Universitätsklinikums Jena retten 23jährigen durch komplizierte Lungen-Re-Transplantation


Jena. Mit einer hoch komplizierten Lungen-Re-Transplantation schenkten die Herzchirurgen am Universitätsklinikum Jena (UKJ) einem 23jährigen Zwickauer eine neue Chance. Der 9stündige Eingriff, bei dem nach einer Abstoßungsreaktion beide neuen Lungenflügel sequentiell in zwei getrennten Schritten transplantiert wurden, erfolgte ohne Herz-Lungen-Maschine. Vor drei Jahren erhielt der junge Patient bereits bei einer ersten Transplantation sowohl neue Lungen als auch eine neue Leber.

Christian K. ist vorsichtig optimistisch. Noch sei das Treppensteigen bis in den vierten Stock etwas schwierig, sagt der junge Mann, kurz bevor er sich nach mehr als zehn Wochen im Jenaer Uniklinikum in den Reha-Aufenthalt verabschiedet.

Für seine Ärzte ist allein schon die Tatsache, dass er überhaupt Treppen steigen kann, ein großer Erfolg. Denn mit 23 Jahren wurden bei Christian K. jetzt am Universitätsklinikum Jena zum zweiten Mal die Lungen transplantiert. Dabei standen die Herzchirurgen des UKJ aufgrund des schlechten Gesundheitszustandes des jungen Patienten vor einer besonders großen Herausforderung. Nach einer ersten, 2006 durchgeführten Transplantation von Lunge und Leber kam K. Mitte September mit einer schweren chronischen Abstoßungsreaktion der transplantierten Lungen nach Jena. Die einzige Rettung in einem solchen Fall ist die erneute Transplantation. Dazu wollte Christian K. gerne wieder in das Zentrum zurückverlegt werden, in welchem er zum ersten Mal transplantiert wurde. "Sein Gesamtzustand war allerdings schon so schlecht, dass das große Lungentransplantationszentrum es ablehnte, ihn zu übernehmen", berichtet sein behandelnder Arzt, Dr. Martin Breuer aus der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie am Universitätsklinikum Jena. "Wir wollten aber nichts unversucht lassen, und setzten ihn mit höchster Dringlichkeit auf die Warteliste für eine neue Lunge." Der 23jährige hatte zum zweiten Mal Glück - ein passendes Organ wurde rechtzeitig gefunden. Neun Stunden lang standen der Chirurg Dr. Breuer und der Anästhesist Dr. Schelenz bei dem hoch komplizierten Eingriff im Operationssaal, um Christian K. eine neue Chance zu schenken. "Da es sich bereits um seine zweite Organübertragung handelte und der Patient zudem sehr geschwächt war, wurde die Transplantation in einer wenig invasiven, also schonenderen, dafür aber sehr viel anspruchsvolleren Operationstechnik im Vergleich zur herkömmlichen Transplantation operiert", erklärt OA Dr. Martin Breuer. "Wir haben die Lungen im Gegensatz zur Erstoperation ohne Einsatz der Herz-Lungen-Maschine mit nur kleinen seitlichen Hautschnitten transplantiert. Dabei wurden beide Lungenflügel sequentiell, also nacheinander transplantiert, so dass der jeweils andere Lungenflügel in dieser Zeit die Beatmung sicherstellte."

Diese Methode stellt höchste Anforderungen sowohl an den operierenden Chirurgen als auch an den Anästhesisten. "Ohne eine sehr enge und gute Zusammenarbeit unseres gesamten OP-Teams ist so eine Herausforderung nicht zu meistern", ist Anästhesist Oberarzt Dr. Christoph Schelenz überzeugt. Der haben sich die Jenaer Ärzte in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal gestellt - innerhalb nur einer Woche haben sie zwei der seltenen Lungen-Re-Transplantationen ohne Einsatz der Herz-Lungen-Maschine durchgeführt. Auch der zweite Empfänger, ein 26jähriger Mann aus Berlin, hat nach dem erfolgreichen Eingriff das UKJ schon verlassen können und ist bereits wieder zuhause.

Erholung in häuslicher Umgebung braucht jetzt auch Christian K., der anschließend nach Usedom zu seinen Eltern ziehen will. Nach Jena soll er erst wieder zu den Nachsorgeuntersuchungen kommen, hoffen seine behandelnden Ärzte. "Wir freuen uns sehr über die großen Fortschritte, die Christian nach dem Eingriff gemacht hat", freut sich Oberarzt Dr. Martin Breuer. "Er hat wieder eine richtige Lebensperspektive vor sich. Wir wünschen ihm, dass er sein "neues Leben" ordentlich genießen kann."


Kontakt:
Leitender OA Dr. Martin Breuer
Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie am
Universitätsklinikum Jena
E-Mail: martin.breuer[at]med.uni-jena.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.uni-jena.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution23


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Helena Reinhardt, 16.12.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Dezember 2009