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VORSORGE/440: Aktion zur Infektionsvorbeugung bei chronisch kranken Kindern (idw)


Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn - 21.04.2009

Infektionen? - Nein Danke!

Aktion zur Infektionsvorbeugung bei chronisch kranken Kindern


Bereits harmlose Infektionen können für chronisch kranke Kinder, die viel im Krankenhaus sind, lebensbedrohlich sein. Ziel des Projektes "Hygiene-Tipps für Kids im Krankenhaus" ist es, den Kindern und deren Familien konkrete Anleitungen für infektionsvorbeugendes Verhalten zu geben. Dazu stellt jetzt das Institut für Hygiene und öffentliche Gesundheit des Universitätsklinikums Bonn allen Kinderkrankenhäusern Informationsmaterialien wie Poster und Broschüren zur Verfügung.

Gerade chronisch kranke Kinder, deren körpereigenes Abwehrsystem geschwächt ist, müssen vor Infektionen geschützt werden. Krankheitserreger wie Bakterien, Viren oder auch Pilze gibt es überall - an den Händen, in der Luft, im Staub oder auf Spielzeug. "Zwar können wir nicht jede Infektion verhindern. Doch bislang sind die kleinen Patienten selbst und ihre Familien in diesem Zusammenhang nicht ausreichend als aktive Partner angesprochen worden", sind sich die Projekt-Koordinatoren Dr. Jürgen Gebel und Carola Ilschner vom Bonner Universitäts-Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit einig. Viele Krankheitserreger werden über die Hände übertragen. Im Krankenhaus reicht das Händewäschen allein nicht aus, sondern die Hände müssen desinfiziert werden. Dazu gibt die neue Broschüre "Hygiene-Tipps für Kids im Krankenhaus" wertvolle Hinweise und erklärt die richtige Technik. Weitere Themen sind unter anderem die Verwendung von Einmalhandschuhen und Mundnasenschutz, Lebensmittelhygiene, Verhalten der Kinder zu Hause, die Clownsvisite im Krankenhaus und Tierkontakte.


Vorsicht mit Meister Lampe und Co.

Auf der einen Seite sind Haustiere - vor allem Hunde und Katzen - als Spielkameraden positiv für das chronisch kranke Kind. Oft ist das Haustier bereits vor Krankheitsbeginn ein geliebtes Familienmitglied. Auf der anderen Seite sind einige Infektionskrankheiten auf Kontakt mit Tieren zurückzuführen. Gerade Jungtiere machen in den ersten Lebensmonaten zahlreiche Infektionskrankheiten durch und scheiden in dieser Zeit Krankheitserreger in hohen Mengen aus. "Unter einer intensiven Chemotherapie ist das Immunsystem so stark geschwächt, dass Tierkontakte nur unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt sind", sagt Privatdozent Dr. Arne Simon, Oberarzt für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie am Zentrum für Kinderheilkunde des Universitätsklinikums Bonn. So ist für Kinder mit Krebserkrankungen nach dem Füttern oder Streicheln ihrer Haustiere die Händedesinfektion Pflicht. Auch darf das Tier nicht geküsst, mit ins Bett genommen oder in der Küche gefüttert werden. Selbst kleine Kratzwunden müssen sofort desinfiziert werden. Den Vogelkäfig oder die Katzentoilette dürfen die Patienten auf keinen Fall selbst saubermachen.


Keine Reptilien oder biologisches Tierfutter

Ein spezielles Problem sieht Simon, der das Projekt "Hygiene-Tipps für Kids im Krankenhaus" wissenschaftlich berät, unter anderem in exotischen Tieren. Reptilien wie Leguane und Schildkröten sind besonders häufig Ausscheider von Salmonellen. Sie können bis zu fünf verschiedene Arten in sich tragen, ohne selbst zu erkranken. "Reptilien sind für Familien mit kranken Kindern keine geeigneten Haustiere", betont Simon.

Zudem warnt er vor rohem Fleisch und getrockneten Schlachtabfällen. Denn dieses Tierfutter ist oft mit Bakterien wie Campylobacter spp. oder Yersinien kontaminiert, die bei immungeschwächten Säuglingen und Kleinkindern lebensbedrohliche Darmerkrankungen mit Fieber, Erbrechen und blutigen Durchfällen auslösen können. Problematisch ist vor allem, wenn diese Bakterien durch mangelnde Hygiene in Lebensmittel geraten. Yersinien können sich auch bei Kühlschranktemperaturen vermehren.


Kein Stopp für Spaßmacher

Klinikclowns besuchen im Krankenhaus chronisch kranke Kinder, um sie ein wenig abzulenken und aufzuheitern. "Die Klinikclowns bereichern unseren Stationsalltag. Die Kinder genießen diese Besuche sehr", sagt Simon. Damit die Spaßmacher, die von Patient zu Patient gehen, keine Krankheitserreger übertragen, lassen sie sich speziell schulen. Bei jedem Kind passen sie sich individuell den erforderlichen Hygienemaßnahmen an. Zudem unterstützt die Clownsvisite e. V. die Aktion "Hygiene-Tipps für Kids im Krankenhaus", die auch spezielles Schulungsmaterial für Klinikclowns zur Verfügung stellt.

Die Aktion wird von allen führenden pädiatrischen und krankenhaus-hygienischen Fachgesellschaften und -verbänden mitgetragen und insbesondere von der Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V. (DGKH) sowie einer Reihe von Industriepartnern finanziell unterstützt.


Mehr Informationen und Materialien gibt es im Internet unter:
www.ihph.de/hygiene-kids/

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution123


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Dr. Inka Väth, 21.04.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. April 2009