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VORSORGE/483: Röntgen-Mammographie - ein wichtiges Verfahren in der Brustkrebs-Früherkennung (idw)


Universitätsklinikum Münster - 08.03.2010

Röntgen-Mammographie - ein wichtiges Verfahren in der Brustkrebs- Früherkennung

Kommentar zur Pressemitteilung "Brustkrebs-Früherkennung: Mammographie ohne signifikanten Mehrwert" der Abteilung Presse und Kommunikation der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn vom 24.02.2010


Anmerkung der Redaktion Schattenblick:
Diese Meldung ist im Schattenblick zu finden unter:
Medizin -> Fakten -> VORSORGE/479: Brustkrebs-Früherkennung - Mammographie ohne signifikanten Mehrwert
(idw)

Münster (ukm). Universitäre Zentren in Deutschland haben mit Unterstützung der Deutschen Krebshilfe aktuell im international anerkannten Journal of Clinical Oncology wichtige Ergebnisse zur Brustkrebs-Früherkennung veröffentlicht (doi: 10.1200/JCO.2009.23.0839).

Diese publizierten Daten der sogenannten EVA-Studie beruhen auf Früherkennungsuntersuchungen der Universitätskliniken Bonn, Münster sowie Ulm in der Zeit von 2002 bis 2007 und zielen auf eine speziell definierte Frauengruppe mit anzunehmendem erhöhtem Brustkrebsrisiko bei im Mittel jüngerem Erkrankungsalter.

Entsprechend den nationalen Empfehlungen wurden jährlich jeweils eine MR-Mammographie, eine Röntgen-Mammographie sowie halbjährlich eine Sonographie der weiblichen Brust durchgeführt.

In diesem Kollektiv mit einem mittleren Alter von 45 Jahren zeigte die MR-Mammographie mit 93 % die höchste Sensitivität gegenüber den übrigen Methoden. Sie erkannte 25 von 27 diagnostizierten Brustkrebserkrankungen; zwei Erkrankungen wurden ausschließlich mit Hilfe der Röntgen-Mammographie und der damit verbundenen Abklärung von Mikroverkalkungen diagnostiziert.

In der Pressemitteilung der Universität Bonn wurde ein komplexer Sachverhalt missverständlich auf folgende Thesen reduziert:

1. Es scheine auszureichen, Risiko-Patientinnen einmal jährlich mittels MRT zu untersuchen.

2. Bei Durchführung einer MRT seien Mammographie oder Sonographie unnötig.

3. Würde eine MRT gemacht, so sei der Nutzen der Mammographie bei diesen Frauen gleich Null.
    Damit könne - und solle - die Mammographie bei diesen jungen Frauen unterbleiben.

Richtig ist einerseits, dass die Erkennung von zwei weiteren Brustkrebsfällen durch die Röntgen-Mammographie keinen statistisch signifikanten Unterschied erbrachte. Richtig ist aber andererseits auch, dass angesichts der insgesamt nur geringen Fallzahl (27 Brustkrebsfälle) eine endgültige Bewertung allein nach formal-statistischen Kriterien nicht zulässig ist. Es ist zu beachten, dass die Kombination von MR-Mammographie und Röntgen-Mammographie in der vorliegenden Studie eine Sensitivitätssteigerung auf 100 % erbrachte!

Vor dem geschilderten Hintergrund halten es die an der Studie beteiligten, unten genannten Wissenschaftler des Standorts Münster in Übereinstimmung mit anderen namhaften Wissenschaftlern für nicht zulässig, die Röntgen-Mammographie aus der Früherkennung des familiären Brustkrebses generell zu streichen. Diese Sichtweise entspricht weder dem Konsens der aktiv beteiligten Autoren der Multicenter-Studie noch dem Inhalt der Publikation. Wie in der Originalarbeit diskutiert, sollte die Rolle der Mammographie in der Früherkennung bei Frauen unter 40 Jahren seitens der Fachgesellschaften weiterhin kritisch evaluiert werden.

Zusammenfassend ist darauf hinzuweisen, dass sich die streitige Diskussion allein auf eine vergleichsweise kleine Gruppe von Frauen mit explizit erhöhtem Krebsrisiko bezieht, bei der die bildgebende Früherkennungsdiagnostik regelhaft ab dem 25. Lebensjahr beginnt. Für Frauen in der Altersgruppe ab 50 Jahren ist die Röntgen-Mammographie erwiesenermaßen effektiv, von hohem diagnostischem Wert und leistet einen wichtigen Beitrag zur Senkung der Brustkrebssterblichkeit.


Univ.-Prof. Dr. W. Heindel, Frau Dr. S. Weigel, Dr. D. Nordhoff
(Universitätsklinikum Münster, Institut für Klinische Radiologie und Referenzzentrum Mammographie)
als Mitautoren der Multicenter-Studie

gemeinsam mit

Univ.-Prof. Dr. U. Bick
Charité Berlin, Institut für Radiologie
Sprecher des Zentrums für familiären Brust- und Eierstockkrebs

und

Univ.-Prof. Dr. D. Wallwiener
Universitätsfrauenklinik Tübingen
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Senologie

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1133


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universitätsklinikum Münster, Simone Hoffmann, 08.03.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. März 2010