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VORSORGE/484: Darmkrebsfrüherkennung - Qualitätsunterschiede in den Stuhltests (Thieme)


Thieme Verlag / FZMedNews - Mittwoch, 10. März 2010

Darmkrebsfrüherkennung: Qualitätsunterschiede in den Stuhltests


fzm - Zur Früherkennung von Darmkrebs werden in Deutschland verschiedene Stuhltests angeboten. In einer soeben in der Fachzeitschrift "DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2010) publizierten Vergleichsstudie zeigten sich jetzt Unterschiede in der Genauigkeit, mit der sie einen Darmkrebs oder seine Vorstufen anzeigen.

"Die beste Vorsorgeuntersuchung ist eine Darmspiegelung", sagt Professor Gabriela Möslein vom Verein Düsseldorf gegen Darmkrebs e.V. Dieser bemüht sich seit sieben Jahren darum, mehr Menschen für diese Früherkennung zu gewinnen. Die Darmspiegelung ist oftmals auch eine Therapie, da Ärzte die Polypen, die Vorstufen des Darmkrebs, dabei entfernen können. "Leider schrecken viele Leute noch vor einer Darmspiegelung zurück", bedauert die Chefärztin für Chirurgie und Vorsitzende des Vereins. Diesen Menschen rät sie im Alter ab 50 ein- bis zweimal im Jahr einen Stuhltest durchzuführen. Neben dem von den Krankenkassen anerkannten Guajak-Test wurden in den letzten Jahren mehrere neue Tests eingeführt. Die meisten weisen wie der Guajak-Test für das Auge unsichtbare Blutspuren biochemisch nach, die vom Tumor freigesetzt werden. Die neueren immunologischen Tests verwenden dazu allerdings Antikörper, die somit eine Verbesserung darstellen, da sie zwischen dem menschlichen Blutfarbstoff und Nahrungsbestandteilen unterscheiden können. Da nicht jeder Darmkrebs dauerhaft blutet, sind alle Stuhltests lückenhaft. Anders als die auf den Nachweis von Blutspuren basierenden Tests weist der kommerziell erhältliche M2PK-Test ein Enzym nach, dass von Neubildungen in den Darm freigesetzt wird.

In einer Studie hat "Düsseldorf gegen Darmkrebs e.V." jetzt die Zuverlässigkeit von sieben Tests verglichen. Darunter war auch ein verbesserter Guajak-Test. Die Stuhltests wurden bei mehr als 1000 Patienten in ein und der gleichen Stuhlprobe durchgeführt, die sich zu einer Darmspiegelung entschlossen hatten. Das Ergebnis war ernüchternd: "Die einzelnen Stuhltests haben auch manchmal fortgeschrittene Polypen und Darmkrebs übersehen", erläutert Professor Möslein. Der Anteil der richtig erkannten Tumore, die sogenannte Sensitivität, lag nur zwischen neun und 27 Prozent, wobei der neue Enzymtest am besten abschnitt. Die Chirurgin hält ihn dennoch nicht für empfehlenswert, weil er mit Abstand am häufigsten auch dann positiv war, wenn in der Darmspiegelung kein Tumor gefunden wurde. "In 65 Prozent der Fälle war der Test positiv, obwohl in dem Darm bei der Koloskopie weder Polypen noch Tumore vorhanden waren. Dies bedeutet für die Vorsorgepersonen häufig eine psychische Belastung, die bei der Beurteilung nicht ausgelassen werden darf", findet Professor Möslein. Den fairsten Vergleich bietet aus ihrer Sicht der positive prädiktive Wert. Das ist der Quotient aus den richtig positiven an allen (richtig und falsch) positiven Testergebnissen. Hier erzielte der Enzymtest das schlechteste Ergebnis. Einschränkend muss die Forscherin allerdings hinzufügen, dass wegen der geringen Zahl der Tumore die Unterschiede statistisch nicht signifikant waren. Ein Zufall sei nicht mit Sicherheit auszuschließen.

Die besten Ergebnisse erzielten die vier Antikörper-Tests sowie der verbesserte Guajak-Test. "Diese sollten deshalb den älteren Guajak-Test ersetzen", fordert Professor Möslein. Noch lieber wäre es ihr allerdings, wenn sie mehr Menschen für die Darmspiegelung gewinnen könnte. Zusammen mit anderen Initiativen veranstaltet der Verein Düsseldorf gegen Darmkrebs e.V. deshalb den "Darmkrebsmonat März".


G. Möslein et al.:
Evaluierung verschiedener kommerziell erhältlicher Stuhltests:
ein Quervergleich aus derselben Stuhlprobe in Korrelation zur Koloskopie.
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2010: 135 (12)


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Quelle:
FZMedNews - Mittwoch, 10. März 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. März 2010