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AUSLAND/1637: Haiti - Ärzte ohne Grenzen veröffentlicht Bericht "Ein Jahr nach dem Erdbeben" (ÄoG)


Ärzte ohne Grenzen - Montag, 10. Januar 2011

Haiti:
Trotz der massiven Hilfsleistungen bleiben ein Jahr nach dem Erdbeben maßgebliche Bedürfnisse unerfüllt

Ärzte ohne Grenzen veröffentlicht Bericht


Port-au-Prince/Berlin, 10. Januar 2011. Ein Jahr nachdem ein verheerendes Erdbeben geschätzte 222.000 Menschen getötet und 1,5 Millionen obdachlos zurückgelassen hat, ertragen die Haitianer inmitten einer landesweiten Cholera-Epidemie weiterhin schreckliche Lebensbedingungen. Trotz des weltweit größten humanitären Einsatzes gibt es laut einem Bericht der medizinischen Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen unter anderem Lücken bei der Versorgung mit Unterkünften und Wasser sowie der medizinischen Hilfe.

Während sich der Zugang zur Basisgesundheitsversorgung seit dem Erdbeben insgesamt verbessert hat, zeigt die rasante Ausbreitung der Cholera im Land die Grenzen des internationalen Hilfssystems, wirksam auf neue Notfälle zu reagieren. Internationale Organisationen müssen ihren Verpflichtungen gegenüber der haitianischen Bevölkerung und ihren Spendern gerecht werden, indem sie ihre Versprechen in konkrete Handlungen umsetzen, sagte Ärzte ohne Grenzen. Akute Bedürfnisse müssen erfüllt werden, während langfristige Wiederaufbaupläne fortgesetzt werden.

"Die schwere Verwüstung durch das Erdbeben hat eine besondere Großzügigkeit bei privaten Spendern überall auf der Welt ausgelöst und das Versprechen der internationalen Gemeinschaft, éHaiti besser wieder aufzubauen'", sagte Stefano Zannini, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Haiti. "Aber heute ist traurige Realität, dass viele Menschen extrem verletzbar bleiben. Besonders, weil sie mit der Cholera-Epidemie einer zweiten und weitgehend vermeidbaren Katastrophe begegnen, die bisher mindestens 3.600 weitere Leben gekostet hat."

Ärzte ohne Grenzen veröffentlicht heute einen Rückblick über die Nothilfe-Aktivitäten der Organisation seit der Naturkatastrophe. Der Bericht dokumentiert zudem Lücken in der sekundären Gesundheitsversorgung. Der Hilfseinsatz von Ärzte ohne Grenzen seit dem Erdbeben und der Cholera-Epidemie ist der größte Nothilfeeinsatz in der Geschichte der Organisation.

Ärzte ohne Grenzen geht davon aus, dass bis Ende 2010 die gesamten 104 Millionen Euro ausgegeben wurden, die Privatpersonen für die Nothilfe-Aktivitäten spendeten. Vom 12. Januar bis zum 31. Oktober 2010 behandelte Ärzte ohne Grenzen mehr als 358.000 Menschen, nahm mehr als 16.500 chirurgische Eingriffe vor und begleitete mehr als 15.000 Geburten. Seit dem Cholera-Ausbruch wurden von der Organisation mehr als 91.000 Menschen behandelt. Bis zum 1. Januar 2011 wurden landesweit insgesamt 171.300 Cholera-Fälle gemeldet.

"Wir sind dankbar für die anhaltende großzügige Unterstützung unserer privaten Spender und den Einsatz unserer Mitarbeiter, von denen viele trotz des Todes von Familienmitgliedern und Freunden Hilfe leisteten. Ärzte ohne Grenzen wird die Erfahrung in Haiti nutzen, um unsere Programme im Land zu verbessern und um weiterhin auf künftige Katastrophen vorbereitet zu sein", sagte Dr. Unni Karunakara, internationaler Präsident von Ärzte ohne Grenzen.

Für das Jahr 2011 rechnet Ärzte ohne Grenzen für den Einsatz in Haiti mit einem operationalen Budget von 46 Millionen Euro. Die Organisation plant, medizinische Hilfe in acht Krankenhäusern in Port-au-Prince sowie in einem Krankenhaus in Léogâne zu leisten. Zu den Schwerpunkten der Arbeit in Haiti zählen Geburtshilfe, Notfallhilfe und Trauma-Medizin.

Der englische Report kann unter www.aerzte-ohne-grenzen.de heruntergeladen werden.


Weitere Informationen:
www.aerzte-ohne-grenzen.de
Pressestelle: Christiane Winje, Tel: 030 700 130 240


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Quelle:
Ärzte ohne Grenzen
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Pressestelle: Tel.: 030/22 33 77 00
E-Mail: office@berlin.msf.org
Internet: www.aerzte-ohne-grenzen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Januar 2011