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AUSLAND/1683: Madagaskar - Seuchenprävention durch kollektives Reinemachen in Antananarivo (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 29. März 2011

Madagaskar:
Seuchenprävention durch kollektives Reinemachen in Antananarivo

Von Lova Rabary-Rakotondravony


Antananarivo, 29. März (IPS) - In Antananarivo, der Hauptstadt von Madagaskar, ist die Bevölkerung in den armen Stadtteilen aufgerufen, sich am sonntäglichen Großreinemachen zu beteiligen. "Alle Bürger sind gefragt", betont Riovoarilala Rakotondrabe, während sie ein Plakat mit den genauen Informationen zu der Reinigungsaktion aufhängt.

Wichtig sind die Säuberungsaktionen vor allem in der Regenzeit, wie Rakotondrabe berichtet. Sie leitet eine lokale Organisation, die für die Instandhaltung der Wasserinfrastruktur und die Hygiene im Viertel Ankorondrano-Andranomahery verantwortlich ist.

Die Freiwilligen sind nicht nur dazu aufgerufen, Straßen und Durchgänge zu kehren, Unkraut auszurupfen und den herumliegenden Müll einzusammeln. Ihnen kommt auch die Reinigung der verstopften Gullys und Abwässerkanäle zu, die sich durch die Viertel ziehen.

Ankorondrano-Andranomahery ist Teil eines Industriegebiets und zählt zu den ärmsten Vierteln der Hauptstadt des vor Mosambik gelagerten Inselstaates Madagaskar. Hier stehen moderne Geschäftshäuser neben armseligen Hütten. "Da viele dieser Katen Latrinen fehlen, sind die Bewohner gezwungen, irgendwo draußen zu defäkieren", berichtet Rakotondrabe.


Überquellende Gullys zur Regenzeit

"Die offenen und mit Abfällen verstopften Gullys und Abwässerkanäle stellen ein wirkliches Gesundheitsrisiko dar", kommentiert Rakotondrabe. Schlimm wird es in der Regenzeit. Wenn der Unrat nicht entfernt wird, laufen die Kanäle über und die stinkende Kloake verteilt sich auf den Straßen.

Die Organisation, die Rakotondrabe leitet, nennt sich RF2, ein Akronym für 'Rafitra Fikojana ny Rano sy ny Fahadiovana'. Finanziert wird sie von den örtlichen Wasserverbraucherverbänden. Ihr kommt auch die Aufgabe zu, lokale Arbeitskräfte für die Reinigung der Drainagen zu bezahlen. Auch diejenigen, die von Haus zu Haus gehen, um die Menschen mit Hygienevorkehrungen vertraut zu machen, werden bezahlt.

Zumindest theoretisch. "Weil die Mittel knapp sind, können wir nur einen Reinigungsdienst pro Monat bezahlen", sagt Rakotondrabe. "Deshalb sind wir auf kostenlose kollektive Hilfe angewiesen. Die Reinigungsarbeiten sind eine Bürgerpflicht. Wer nicht mitmacht, muss eine Strafe bezahlen."

Miakatra Rakotobe fällt die Aufgabe zu, die Wasserzapfstellen der Gemeindebezirke zu kontrollieren. Den Mangel an finanziellen Mitteln führt er darauf zurück, dass die Ankorondrano-Andranomahery-RF2 noch nicht formell gegründet wurde. Sobald dies geschehen sei, gebe es auch keine Probleme mehr mit der Finanzierung, ist er überzeugt. Dann würden die Wasservereinigungen und auch die Unternehmen vor Ort problemlos ihren Obolus leisten.


Alle helfen

Das RF2-Model hat sich auch in Ankazomanga Atsimo bewährt,
einer von insgesamt sieben Nachbarschaften, die für das
Pilotprojekt ausgewählt wurden. Ankazomanga Atsimo gilt als
Vorzeigemodell, weil dort alle Bewohner für die
Reinigungsaktivitäten mobilisiert werden konnten.

Derweil sind die 9.000 Menschen in Ankorondrano-Andranomahery auf die Hilfe von Nichtregierungsorganisationen angewiesen sind. "Zum Glück sind sie auf Arbeitskräfte angewiesen", meint dazu Rakotondrabe. Mit ihren Arbeit-für-Nahrungsmittel-Programmen sorgten sie einerseits für die Aufrechterhaltung der lokalen Infrastruktur und verschafften anderseits den Menschen vor Ort ein Auskommen. (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. März 2011