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AUSLAND/1768: D.R. Kongo - Kostenloses HIV-Zentrum vor dem Aus, arme Risikogruppen betroffen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 8. Dezember 2011

D.R. Kongo: Kostenloses HIV-Zentrum vor dem Aus - Arme Risikogruppen betroffen

von Emmanuel Chaco


Kinshasa, 8. Dezember (IPS) - Seit 24 Jahren ist das 'Centre IST Matonge' in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa ein verlässlicher Zufluchtsort für sozial ausgegrenzte und mit dem HI-Virus infizierte Menschen. Doch dem einzigartigen Zentrum droht nun das Aus.

Die Betreiber, die durchschnittlich 700 weibliche und männliche Prostituierte pro Jahr betreuen, sind alarmiert und fordern Regierung und internationale Partner auf, dafür zu sorgen, dass sie ihre Beratungs- und Betreuungsdienste auch weiterhin kostenlos anbieten können.

"Wir können den Betrieb kaum noch aufrechterhalten. Die Versorgung mit Medikamenten, vor allem mit Antiretroviralen zur Behandlung der HIV-Patienten, wird immer schwieriger", beklagt der medizinische Direktor Noé Mabanza. "Wir können die ohnehin bescheidenen Gehälter unseres Labor- und Beratungspersonals ebenso wenig aufbringen wie die Kosten für die Instandhaltung unserer technischen Einrichtung."


"Tausende werden auf der Straße stehen"

"Wenn das Zentrum schließt, stehen tausende Aids-Kranke und Menschen mit Geschlechtskrankheiten auf der Straße", klagte Joyce Malambu, die im Stadtviertel Matonge auf den Strich geht. Die Prostituierte berichte, sie sei mehrmals im Zentrum betreut und kostenlos mit Antibiotika versorgt worden.

Auch ihre Kollegin Fify Bukasa schätzt die Betreuung im Zentrum. "Es ist der einzige Ort, dem wir vertrauen. Hier sind wir vor neugierigen Blicken sicher und können uns freimütig aussprechen", sagte sie IPS. Schon bei ihrem letzten Aids-Test habe der Laborant über Versorgungslücken geklagt, berichtete sie.

Die finanzielle Notlage des Zentrums im Stadtviertel Matonge hat auch die Mitarbeiter des UN-Büros für humanitäre Hilfe (OCHA) in Kinshasa auf den Plan gebracht. Sie weisen warnend darauf hin, dass professionelle Sexarbeiterinnen mit 15 Prozent die größte Gruppe der registrierten HIV-Patienten stellen, gefolgt von Soldatinnen (7,8 Prozent), weiblichen Kriegsflüchtlingen (7,6 Prozent), Lkw-Fahrern (3,3 Prozent) und Bergarbeitern (2,4 Prozent).


Hoffnung auf neuen Gesundheitsplan

Mit dem Hinweis auf einen neuen gesundheitspolitischen Aktionsplan der Regierung bemühte sich Gesundheitsminister Victor Makwenge Kaput, die Befürchtungen der betroffenen Patientengruppen zu zerstreuen. Bis 2014 würden umgerechnet rund fünf Milliarden US-Dollar für Präventionsmaßnahmen, die medizinische Versorgung, die Bekämpfung von HIV/Aids und für Aufklärung (7,7 Prozent) bereitgestellt, kündigte der Minister an.

Noé Mabanza versprach, bis zur Umsetzung dieses Regierungsplans würden Ratsuchende und Patienten weiterhin behandelt und auf einschlägige Infektionskrankheiten getestet. Man denke allerdings auch darüber nach, dem Beispiel des 'Centre IST Victoire' zu folgen und den Patienten bestimmte Leistungen in Rechnung zu stellen, um das dringend benötigte Betriebskapital zusammenzubringen.

Im Gegensatz zum Matonge-Zentrum steht es der gesamten Bevölkerung zur Verfügung. Sein medizinischer Direktor Franck Ngoma berichtete IPS: "Dank der rund 4.000 Dollar, die wir hier erwirtschaften, können wir den Betrieb sichern und die Arbeitsmoral unseres Personals mit bescheidenen Sonderzahlungen verbessern." (Ende/IPS/mp/2011)


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http://www.unocha.org/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Dezember 2011