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AUSLAND/2038: Uruguay - Produktion und Vertrieb von Marihuana in staatlicher Hand (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 9. Januar 2014

Uruguay: Nur bestes Marihuana für den lokalen Markt - Produktion und Vertrieb in staatlicher Hand

von Inés Acosta


Bild: © Proderechos

Plakate der uruguayischen Befürworter einer staatlich regulierten Marihuana-Politik
Bild: © Proderechos

Montevideo, 9. Januar (IPS) - Als erstes und bislang einziges Land der Welt hat Uruguay die Produktion und den Vertrieb von Marihuana durch den Staat legalisiert. Nun beginnt die Suche nach einer möglichst hochwertigen Cannabissorte, die mit den Schwarzmarktpreisen konkurrieren kann.

Staatspräsident José Mujica hatte am 23. Dezember das Gesetz 19.172 zur Regulierung von Marihuana gegengezeichnet. In Kraft treten wird es jedoch erst im April - 120 Tage nach seiner Verabschiedung durch das Parlament, die am 10. Dezember erfolgte. Danach wird der gesamte Sektor dem staatlichen Institut zur Regulierung und Kontrolle von Cannabis unterstehen, wie dies in dem aus 44 Paragraphen bestehenden Gesetz vorgesehen ist.

Doch bevor es soweit ist, muss noch viel getan werden. Neben der Auswahl der besten Pflanzenvarietät gilt es zu klären, wer wie viel Cannabis anbauen darf und was die Apotheken für das Gramm Marihuana verlangen dürfen. Auch müssen Datensätze angelegt werden, um die Produktions- und Vertriebswege sowie die Aktivitäten der sogenannten Cannabis-Clubs kontrollieren zu können.

Sozialverbände arbeiten bereits an Modellen zur Herstellung von hochwertigem und erschwinglichem Marihuana, die zudem ein Vordringen ausländischer Investoren in den Sektor verhindern sollen. Die Herstellung von Cannabis soll kleinen und mittelständischen uruguayischen Produzenten vorbehalten sein.

In Uruguay ist der Konsum von Marihuana bereits seit den 1970er Jahren erlaubt. Allerdings sind Anbau, Verteilung und Verkauf bisher illegal. Wie Roberto Conde von der linksmoderaten Regierungspartei Breite Front versichert, zielt das neue Gesetz nicht darauf ab, einen freien Drogenmarkt zu etablieren. Zugänglich werde Marihuana für die Bürger über den Eigenanbau, Cannabis-Clubs oder die Apotheken bei Vorlage eines Personalausweises.


Obergrenzen

Verfügbar ist das staatliche kontrollierte Marihuana ausschließlich für uruguayische Bürger. Die maximale Bedarfsmenge liegt für diejenigen, die sich in ein Melderegister aufnehmen lassen, bei 40 Gramm im Monat. Dies entspricht in etwa der Menge von 40 Zigaretten. Der Eigenanbau wird auf sechs Pflanzen und eine jährliche Ernte von 480 Gramm beschränkt. "Eine solche Menge gilt wissenschaftlich als angemessen, um einen problematischen Drogenkonsum zu verhindern", so Conde, der das Gesetz in den Senat eingebracht hatte.

Für Martín Collazo vom Bürgerkollektiv 'Proderechos' wird vor allem die öffentliche Gesundheit von der liberalen Gesetzsprechung profitieren. "85 Prozent der uruguayischen Drogenkonsumenten greifen zu Marihuana", erläutert er. Durch die neuen Regelungen werde der Schwarzmarkt für Cannabis empfindlich ausgehebelt.

"Der Kontakt zum illegalen Markt erleichtert den Zugang zu anderen Drogen wie Kokain und Kokabasispaste, die an den gleichen Stellen vertickt werden", betont Collazo, der zudem dem Cannabis-Pro-Regulierungsbündnis 'Regulación Responsable' angehört.


Mit Schwarzmarktpreisen gegen den Schwarzmarkt

Auch muss noch entschieden werden, wie viel die Apotheken für das Gramm Cannabis verlangen dürfen. Collazo zufolge sollte sich der Preis zwischen einem und 1,5 US-Dollar bewegen. So viel wird in etwa auf dem uruguayischen Schwarzmarkt verlangt. Die staatlich gehandelte Droge habe gegenüber dem Schwarzmarkt den Vorteil, qualitativ besser zu sein.

Seit November arbeiten die Aktivisten von Proderechos mit Agronomen und Wirtschaftsexperten an der Entwicklung von Produktionsmodellen, die eine kosteneffektive Marihuana-Produktion in Uruguay gewährleisten sollen. Collazo schätzt die Produktionskosten für eine Tonne hochwertigen Marihuanas auf rund 250.000 US-Dollar. Das sind etwa 0,25 bis 0,30 US-Dollar das Gramm.

Schätzungen zufolge konsumieren etwa 18.000 bis 20.000 der 3,3 Millionen Uruguayer regelmäßig Marihuana. Die Zahl der Personen, die in dem südamerikanischen Land gelegentlich zu Marihuana greifen, wird mit monatlich 79.000 bis 100.000 angegeben. (Ende/IPS/kb/2014)


Links:

http://www.proderechos.org.uy/index.php
http://www.regulacionresponsable.org.uy/
http://www.ipsnoticias.net/2014/01/uruguay-la-busqueda-de-una-marihuana-de-calidad/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 9. Januar 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Januar 2014