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AUSLAND/2068: Indien - Traditionelle Heilmethoden gegen Krebs, Stärkung des Immunsystems erwiesen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 5. März 2014

Indien: Traditionelle Heilmethoden gegen Krebs - Stärkung des Immunsystems erwiesen

von K. S. Hariskrishnan


Bild: © K. S. Harikrishnan

Krebspatient im Regionalen Krebszentrum in Thiruvananthapuram
Bild: © K. S. Harikrishnan

Thiruvananthapuram, 5. März (IPS) - Balakrishnan, ein Arbeiter aus Kochi im südindischen Bundesstaat Kerala, fand sich wegen eines Mundhöhlenkarzinoms im Regionalen Krebszentrum (RCC) in Thiruvananthapuram ein. Nach der ersten Strahlengtherapie hatte der 60-Jährige so große Schmerzen, dass er nichts mehr zu sich nehmen konnte. Während des zweiten Therapiezyklus erhielt er eine ayurvedische Tinktur aus der Neem-Pflanze, mit der er sich drei Wochen lang den Mund spülte.

Die Wirkstoffe der Heilpflanze, fester Bestandteil der traditionellen indischen Medizin, hatte eine exzellente Wirkung. Der Patient konnte wieder ohne Beschwerden essen und trinken. "Ich kam ganz ohne Schmerzmittel und Antibiotika aus", berichtet Balakrishnan. "Die ayurvedische Mundspülung hat ausgereicht, um die Begleiterscheinungen der Strahlentherapie abzumildern."

Balakrishnan ist nicht der Einzige, dem die Spülung auf Neem-Basis geholfen hat. Auch die Schmerzen von 148 weiteren Mundkrebspatienten konnten gelindert werden, wie die Ärztin Divya Raveendran berichtet. Sie gehört zu den führenden Wissenschaftlern, die sich mit den Möglichkeiten einer integrativen Medizin befassen.

Wie der Onkologe K. Ramadas erläutert, wirken Pflanzenbestandteile in ihrer natürlichen Form oftmals stärker gegen die Nebenwirkungen von Chemo- und Strahlentherapien. "Ayurveda spielt vielleicht keine große Rolle in der Schulmedizin, ist aber als Ergänzung geeignet. Viele Bestandteile der traditionellen indischen Arzneimittelsysteme ('Indian Systems of Medicine' - ISM) haben sich als entzündungshemmend erwiesen."

Ein klinischer Versuch im RCC hat ergeben, dass die ayurvedische Arznei 'Varanadi Ghritha' Patienten, die an Tumoren im Kopf und im Nacken litten, vor Rückfällen bewahren kann. Das Krebszentrum hat als erste größere staatliche Gesundheitseinrichtung damit begonnen, die moderne und die überlieferte Medizin bei der Krebsbehandlung zusammenzuführen. Die Ärzte stützen sich auf wissenschaftliche Bewertungen traditioneller Arzneien.


Jährlich etwa 700.000 Krebstote in Indien

Laut Berichten, die sich auf 2013 verbreitete Zahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO berufen, sterben in Indien jedes Jahr fast 700.000 Menschen an Krebs. Bei mehr als einer Million wird die Krankheit diagnostiziert. "2012 wurde bei 477.000 Männern und 537.000 Frauen im Land Krebs festgestellt", heißt es in dem Report.

Gesundheitsexperten betonen, dass sowohl die moderne als auch die traditionelle Medizin trotz ihrer unterschiedlichen Behandlungsansätze in der Krebstherapie Bemerkenswertes leisten kann. Die Zusammenführung der beiden Systeme könnte Patienten eine größere Auswahl an Therapien bieten und die Gesundheitsversorgung verbessern, meinen sie.

Stanly John, Vizevorsitzender des staatlichen Zentralrats für indische Medizin in Neu-Delhi, weist darauf hin, dass die Kosten einer modernen Krebsbehandlung sehr hoch und somit für normale Bürger unbezahlbar sind. "Der integrierte Ansatz hingegen kann die Behandlungskosten senken und die Lebensqualität der Patienten steigern", meint er. Viele medizinische Einrichtungen im Lande beschritten inzwischen diesen Weg.

In Indien geht die Praxis, die neue und ältere Medizin miteinander zu kombinieren, auf die frühen 1980er Jahre zurück. Navajyothisree Karunakara Guru, ein traditioneller Heiler im Santhigiri-Aschram im Bezirk Thiruvananthapuram im südindischen Staat Kerala, setzte schon damals traditionelle Arzneien gegen Krankheiten wie Krebs ein. Staatliche Einrichtungen begannen erst 2007 damit, die ISM in die Schulmedizin zu integrieren.

Dem Nationalen Zentrum für komplementäre und alternative Medizin in den USA zufolge legen zahlreiche wissenschaftliche Erkenntnisse nahe, dass ergänzende Heilverfahren helfen können, mit bestimmten Krebssymptomen besser umzugehen und die Nebenwirkungen einzugrenzen. "Einige komplementäre Ansätze finden allmählich ihren Platz in der Krebsbehandlung", heißt es.


Kurkumin und Reis gegen Krebs

Die Wissenschaftlerin Raveendran hebt hervor, dass der in der Gelbwurzel enthaltene Farbstoff Kurkumin für seine Wirkung gegen Krebs bekannt sei. Eine 2007 an der landwirtschaftlichen Hochschule von Kerala durchgeführte Studie hat gezeigt, dass die traditionelle Reisvariante Njavara ebenfalls Substanzen enthält, die krebshemmend wirken, vor allem bei Brusttumoren.

Auch nach Angaben der US-amerikanischen Krebsgesellschaft ACS belegen Labor- und klinische Untersuchungen, dass ayurvedische Pflanzenzubereitungen bei der Krebsprävention helfen können. Die Ayurveda-Immuntherapie 'Rasayana chikitsa' kann demnach Menschen helfen, Strahlen- und Chemotherapien besser zu ertragen und die Nebenerscheinungen zu mildern. (Ende/IPS/ck/2014)


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http://www.ipsnews.net/2014/02/ayurveda-offers-balm-cancer-patients/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. März 2014