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AUSLAND/2309: Guinea - Ende der Ebola-Epidemie. Gute Gesundheitsversorgung für Überlebende gefordert (ÄoG)


Ärzte ohne Grenzen - 29. Dezember 2015

Ende der Ebola-Epidemie in Guinea: Ärzte ohne Grenzen dringt auf gute Gesundheitsversorgung für Überlebende


Am heutigen Dienstag wird die Weltgesundheitsorganisation WHO die Ebola-Epidemie in Guinea nach 42 Tagen ohne neue Fälle als beendet erklären. Dazu erklärt Axelle Ronsse, die Leiterin der zuständigen Projektabteilung von Ärzte ohne Grenzen in Brüssel:

"Wir freuen uns darüber, dass in Guinea seit 42 Tagen keine neuen Fälle von Ebola gemeldet wurden. Wir gratulieren den guineischen Behörden und ihren Partnern zur Eindämmung der Epidemie. Es ist jedoch wichtig, wachsam zu bleiben und weiterhin in der Lage zu sein, rasch auf mögliche neue Fälle in der Region zu reagieren.

Es gibt heute fast 15.000 Ebola-Überlebende in Westafrika, und viele von ihnen leiden immer noch unter physischen und psychischen Beschwerden. Trotz ihrer Bedürfnisse haben diese Menschen häufig Schwierigkeiten beim Zugang zu medizinischer Hilfe. Unter dem Gesundheitspersonal herrscht oft noch Angst vor der Behandlung von Ebola-Überlebenden, für die Betroffenen selbst - die oft ihre Arbeit verloren haben - kann es finanziell schwierig sein, medizinische Hilfe zu bekommen. Es ist wichtig, dass die Gesundheitsbehörden und alle Beteiligten ihre Anstrengungen koordinieren, damit Überlebenden und ihren Familien rascher Zugang zu kostenloser hochwertiger Betreuung angeboten wird."

Die letzte Ebola-Patientin Guineas war das Baby Nubia, das im Oktober in einem Ebola-Behandlungszentrum von Ärzte ohne Grenzen in der Hauptstadt Conakry geboren wurde. Die Mutter Nubias hatte sich vor der Geburt mit Ebola infiziert und starb Ende Oktober an der Krankheit. Nubia ist nicht nur die letzte Ebola-Patientin in Guinea, sondern auch das erste bekannte Neugeborene, das eine Ebola-Infektion überlebt hat.

Die Ärztin Jenny Dörnemann (38) aus Lennestadt in Nordrhein-Westfalen, die für Ärzte ohne Grenzen arbeitet, sagte bei Nubias Entlassung am 28. November in Conakry: "Es ist noch nie dagewesen, dass ein Neugeborenes Ebola überlebt hat. Das ist der erste bekannte Fall. Nubia ist in Guinea jetzt sehr bekannt, und ich denke nicht, dass sie nach ihrer Rückkehr in ihrem Umfeld als Ebola-Patientin stigmatisiert werden wird. Jetzt, da Nubia das Behandlungszentrum verlassen hat, wird sie mit den Herausforderungen zu kämpfen haben, vor denen viele Guineer stehen: mit dem mangelnden Zugang zu sauberem Trinkwasser, Sanitäreinrichtungen und zu Gesundheitsversorgung. Eine kostenlose Gesundheitsversorgung gibt es im Land nicht. Nubia als gerade zur Welt gekommenes Baby ist als letzte Ebola-Patientin Guineas ein starkes Symbol."


Nach den Richtlinien der WHO gilt eine Ebola-Epidemie in einem Land als beendet, wenn 42 Tage (die doppelte Zeitspanne der maximalen Inkubationszeit) ohne einen neuen Ebola-Patienten verstreichen. In Sierra Leone wurde die Epidemie im November als beendet erklärt. In Liberia, wo zuletzt neue Fälle aufgetreten waren, wäre dies Mitte Januar der Fall, falls bis dahin keine neuen Fälle auftreten.

Ärzte ohne Grenzen war seit März 2014 in Guinea, Liberia und Sierra Leone bei der Bekämpfung der Ebola-Epidemie aktiv. In die Ebola-Behandlungszentren der Organisation wurden 10.376 Patienten eingeliefert, darunter 5.226 Menschen, deren Ebola-Erkrankung im Labor bestätigt wurde. 2.478 der infizierten Patienten haben die Krankheit überlebt. Ärzte ohne Grenzen ist weiterhin in den drei Ländern aktiv und betreibt unter anderem drei Kliniken für Ebola-Überlebende.

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Quelle:
Ärzte ohne Grenzen e. V. / Medecins Sans Frontieres
Pressemitteilung vom 29. Dezember 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Dezember 2015

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