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ARTIKEL/1514: Versorgung in ländlichen Regionen - Ärztinnen in eigener Praxis, Beispiel Kinderärztinnen in Kropp (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 7-8/2019

Ländliche Versorgung
Von Frau zu Frau

von Dirk Schnack


Für die ambulante kinderärztliche Versorgung in Kropp sind Frauen zuständig. Sie expandieren und kümmern sich frühzeitig um den langfristigen Fortbestand.


Ärzte bevorzugen es, sich in Städten niederzulassen. Insbesondere Frauen scheuen zudem die Investition, die mit einer eigenen Niederlassung verbunden ist. Diese Vorstellungen dominieren bis heute die gesundheitspolitische Diskussion. Tatsächlich gibt es viele Ärztinnen, die eine Anstellung der eigenen Niederlassung zunächst vorziehen, weil diese Kombination es nach ihrer Überzeugung am ehesten erlaubt, Arbeit und Familie miteinander zu vereinbaren.

Fakt ist aber auch: Es gibt Ärztinnen, die in eigener Praxis in ländlicher Region die Versorgung sichern und mit ihrem Praxismodell dafür sorgen, dass junge Frauen diesen Weg als attraktiv erleben und auch als Praxischefin die eigenen Vorstellungen verwirklicht haben - inklusive Familiengründung. Ein solches Beispiel findet sich in Kropp. In dem Ort zwischen Rendsburg und Schleswig leben rund 6.500 Menschen, hinzu kommt ein großes Einzugsgebiet - die kinderärztlichen Praxen in Schleswig und Rendsburg sind jeweils fast 20 Kilometer entfernt. Außerdem kommen Eltern mit Kindern aus einem weiteren Umfeld in die pädiatrische Praxis nach Kropp. Ohne diese Praxis wäre die Versorgung also weiträumig ärmer.

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Info

Die seit Jahrzehnten bestehende pädiatrische Praxis in Kropp wird von Ärztinnen geführt, die frühzeitig die Weichen für die Zukunft gestellt haben. Die neue Praxis kann bei Ausscheiden einer Partnerin von der zweiten Partnerin übernommen werden. Junge Ärztinnen lernen die Praxen über Anstellungen schon in der Weiterbildung kennen.
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Die Infrastruktur in Kropp ist intakt, auch eine ganze Reihe von Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen haben sich dort niedergelassen. Schon seit Jahrzehnten wird die kinderärztliche Praxis dort von einer Frau geführt. 1995 übernahm Renate Anders den pädiatrischen Sitz, 2003 trat Marlies Werbke im Rahmen eines Job-Sharings ein und erhielt nach zehn Jahren einen eigenen Sitz, mit dem die Praxis erweitert wurde. 2019 übernahm Katja Overmoyer den Sitz von Anders. In den fünf vorangegangenen Jahren gelang es den Ärztinnen, das Einzugsgebiet der Praxis zu erweitern und die Patientenzahl deutlich zu steigern.

Die Ärztinnen sind heute Arbeitgeber für sieben Medizinische Fachangestellte (MFA). Auch der langfristige Fortbestand der Praxis ist gesichert: Zu Monatsbeginn bezogen die Ärztinnen eine neue Praxis mit fünf Sprechzimmern, die von Marlies Werbkes Mann gebaut und an die Ärztinnen vermietet wurde. Die Verträge sind so gestaltet, dass die Praxis auch nach Werbkes Ausscheiden den Standort behalten kann und Overmoyer als Praxischefin ein Vorkaufsrecht eingeräumt bekommt.

In der Praxis arbeitet neben den beiden Chefinnen derzeit die Weiterbildungsassistentin Therese Freund, die die BAG im Verbund mit der Helios-Klinik in Schleswig beschäftigt. Geplant ist außerdem, später eine Entlastungsassistentin einzustellen. Merle Preikszas hat derzeit wegen ihrer Schwangerschaft Beschäftigungsverbot. Sie war Weiterbildungsassistentin in der Praxis am alten Standort, hatte nach Redaktionsschluss ihre Facharztprüfung, und die Chefinnen hoffen auf ihre Rückkehr nach der Babypause.

Genügend ärztliche Ressourcen also, Mut zur Investition in neue Räume und eine wachsende Praxis in ländlicher Umgebung - damit entspricht die pädiatrische Berufsausübungsgemeinschaft in Kropp nicht den gängigen Vorstellungen. In einem Punkt aber stimmt sie damit doch überein: Die neuen Kolleginnen werden auch deshalb in der Praxis gebraucht, damit Werbke und Overmoyer nicht jeden Tag in der Woche arbeiten müssen und durch die Sprechstundenzeiten an die Praxis gebunden sind. "Ziel ist es, mehr Freizeit zu haben", räumt Werbke im Gespräch mit dem Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatt ein. Das war in der Zeit des Umzugs kaum zu realisieren. Der wurde allein organisiert und mit Hilfe des Praxispersonals bewältigt.


Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 7-8/2019 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2019/201907/h19074a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
72. Jahrgang, Juli - August 2019, Seite 25
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. September 2019

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