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ARTIKEL/1527: Versorgungsmodell auf Helgoland - Gründung einer kommunalen Eigeneinrichtung nach Büsumer Vorbild (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 3/2020

Versorgung Inseln
Helgoland kopiert das Büsumer Modell

von Dirk Schnack


Helgoland wird die dritte Gemeinde in Schleswig-Holstein und auch bundesweit sein, die eine kommunale Eigeneinrichtung gründet. Ziel ist es, die ambulante ärztliche Versorgung auf der Hochseeinsel langfristig zu sichern. Das Interesse an einer Übernahme der bestehenden Einzelpraxen auf der Insel war zu gering.

Erst Büsum, dann Lunden und in Kürze Helgoland: Alle drei Gemeinden gehen den Weg der Versorgungssicherung über kommunale Eigeneinrichtungen, um mit einem Ärztezentrum die ambulante ärztliche Versorgung zu sichern. Die mit dem Management beauftragte Ärztegenossenschaft Nord startet in Kürze mit dem Betrieb eines Gesundheitszentrums auf der Insel. Tätig werden in dem Zentrum zunächst vier Allgemeinmediziner, die schon länger dort arbeiten. Es werden aber weitere Ärzte gesucht.

"Durch das Zentrum wollen wir attraktive Arbeitsplätze für junge Ärztinnen und Ärzte schaffen, die die Flexibilität der Anstellung einer eigenen Praxis vorziehen", sagte die Geschäftsführerin der Gesundheitszentrum Helgoland gGmbH, Imke Kraatz. Bis Redaktionsschluss war zunächst der organisatorische Rahmen für das Zentrum geschaffen. Genossenschaft und Gemeinde starteten mit der Suche nach geeigneten Räumen für das Ärztezentrum. Favorit der Ärztegenossenschaft wäre ein Standort direkt an der Inselklinik, die zur Paracelsus-Gruppe zählt.

Die Klinik hält medizinische Grundversorgung und Neurologie sowie ambulante Sprechstunden vor. Diese übernehmen in sieben Fächern Ärzte vom Festland, die einmal pro Woche, monatlich oder alle 14 Tage aus unterschiedlichen Orten in Schleswig-Holstein, Bremen und Niedersachsen für wenige Stunden auf die Insel kommen. In zwei Fächern - Chirurgie und Neurologie - übernehmen Ärzte der Inselklinik die ambulanten Sprechstunden.

Auf Helgoland gab es bislang eine Praxis mit drei Arztsitzen, die von einem Ärztehepaar gehalten wurden und die zwei weitere Ärzte angestellt haben. Drei dieser vier Ärzte wollen in den kommenden Jahren aufhören. Bemühungen, einen Arzt zu finden, der selbstständig und in Vollzeit auf der Insel arbeiten möchte, sind bislang gescheitert. Damit die Insel weiterhin ambulant versorgt werden kann, folgt die Gemeinde nun dem Vorbild Büsums mit einer kommunalen Eigeneinrichtung, die für eine Übergangszeit in der bestehenden Arztpraxis eingerichtet sein wird.

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Info

Kommunale Eigeneinrichtungen weisen Gemeinsamkeiten mit dem kommunalen MVZ nach Paragraf 95 SGB V auf. Neben dem Management durch die Genossenschaft sind dies die Anstellung von Ärzten, die spätere Möglichkeit der Selbstständigkeit und das wirtschaftliche Risiko für die Kommunen.
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Kraatz räumt für die Hochseeinsel "viele Besonderheiten" ein, an die sich die medizinische Versorgung anpassen müsse. Zugleich sieht sie für den Standort aber auch die Chance, "sektorenverbindende Versorgung neu zu denken und umzusetzen". Sie kann sich vorstellen, im Zentrum künftig weitere Gastärzte einzubeziehen. "Aber nur als Ergänzung, nicht als Konkurrenz zum bestehenden ambulanten fachärztlichen Angebot der Klinik. Wir wollen erreichen, dass die medizinische Versorgung auf der Insel enger zusammenrückt", sagte Kraatz. Auf Helgoland leben rund 1.200 Menschen, die Versorgung ist aber auch für die Touristen wichtig.

Bei den etablierten kommunalen Eigeneinrichtungen in Büsum und Lunden war es der Ärztegenossenschaft wie berichtet gelungen, angestellte Ärzte für die Tätigkeit zu gewinnen. Versuche, für die bestehenden Einzelpraxen dort Nachfolger zu vermitteln, waren zuvor gescheitert. Ärzte, die Interesse an der Arbeit auf Helgoland haben, können sich an die Geschäftsführerin der gGmbH, Imke Kraatz, direkt wenden (04551 9999 189; imke.kraatz@aegnord.de)


Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 3/2020 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2020/202003/h20034a.htm

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www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
73. Jahrgang, März 2020, Seite 10
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. April 2020

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