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KASSEN/830: Kurznachrichten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 14.09.2011 (KBV)


KBV-Kompakt Nr. 37 - Kurznachrichten aus der KBV vom 14. September 2011


→  Bundesgesundheitsminister will Medikationskatalog erproben
→  KVen Westfalen-Lippe und Nordrhein starten Petition
→  FALK-KVen kritisieren Wartezeiten-Diskussion
→  Bundesverband Deutscher Internisten kommentiert Versorgungsstrukturgesetz
→  Vertrauensstelle soll sektorenübergreifende Qualitätssicherung voranbringen

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___Kompakt - Aus Berlin___

Bundesgesundheitsminister will Medikationskatalog erproben

Die schwarz-gelbe Koalition will im Rahmen eines Modellvorhabens einen Wirkstoffkatalog für Medikamente testen lassen. Vorgesehen ist, dass die KBV und die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) in bestimmten Regionen eigenverantwortlich Listen mit Wirkstoffen für verschiedene Erkrankungen festlegen. Während Ärzte für die Wirkstoffverordnung verantwortlich sind, obliegt den Apothekern die Auswahl des Arzneimittels. Die KBV, die seit Monaten für ein derartiges Konzept wirbt, begrüßte die Pläne. Um das Konzept ausreichend erproben zu können, forderte KBV-Vorstand Dr. Carl-Heinz Müller jedoch, mehrere Modellvorhaben zuzulassen.

Zustimmung gab es auch von der Bundesärztekammer (BÄK). "Der indikationsbezogene Medikationskatalog kann zu mehr Wirtschaftlichkeit bei der Arzneimitteltherapie beitragen und die Versorgungsqualität weiter verbessern", sagte BÄK-Präsident Dr. Frank Ulrich Montgomery. Der Vorsitzende des Hartmannbundes, Prof. Kuno Winn, forderte, dass Ärzte in begründeten Einzelfällen von der vorgeschlagenen Medikationsliste abweichen dürfen.

Krankenkassen und Pharmaunternehmen dagegen reagierten kritisch. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), Johann-Magnus von Stackelberg, bezweifelte, dass das KBV-ABDA-Konzept für mehr Wirtschaftlichkeit in der Arzneimittelversorgung sorge. Prof. Barbara Sickmüller, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI), glaubt, dass sich die Patientenversorgung durch die Medikationsliste verschlechtere.

(Süddeutsche Zeitung, 13. September; Pressemitteilung der KBV, 13. September; Pressemitteilung der BÄK, 13. September; Pressemitteilung des Hartmannbundes, 14. September; Pressemitteilung des GKV-Spitzenverbandes, 12. September; Pressemitteilung des BPI, 12. September)

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___Kompakt - Aus KBV und KVen___

KVen Westfalen-Lippe und Nordrhein starten Petition

Die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) Westfalen-Lippe und Nordrhein fordern in einer Petition an den Deutschen Bundestag eine Angleichung der morbiditätsbedingten Gesamtvergütung auf den bundesweiten Durchschnitt. Die Vorstandsvorsitzenden beider KVen, Dr. Wolfgang-Axel Dryden und Dr. Peter Potthoff, rufen alle Vertragsärzte und -psychotherapeuten sowie die Bürger Nordrhein-Westfalens auf, sich an der Petition auf www.konvergenz-jetzt.de zu beteiligen. Erreicht diese bis zum 20. Oktober 50.000 Unterschriften, wird sie der Petitionsausschuss in einer öffentlichen Sitzung behandeln. Auch die KV Rheinland-Pfalz hat sich dem Aufruf angeschlossen.

(Gemeinsame Pressemitteilung der KV Westfalen-Lippe und der KV Nordrhein, 12. September)


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FALK-KVen kritisieren Wartezeiten-Diskussion

Mit den geplanten Änderungen des Versorgungsstrukturgesetzes schieße die Regierungskoalition weit über das selbst gesteckte Ziel einer Verbesserung der Patientenversorgung hinaus. Darüber sind sich die Vorstände der Mitglieds-KVen der Freien Allianz der Länder-KVen (FALK) einig. Denn planwirtschaftliche Vorgaben, wann ein Arzttermin noch als zeitnah zu betrachten sei, hätten nichts zu tun mit einer an den Bedürfnissen der Patienten orientierten Medizin.

Hart ins Gericht gingen sie auch mit einer jüngst vom AOK-Bundesverband vorgestellten Studie zu den Arbeitszeiten in Arztpraxen. Diese sei in keiner Form repräsentativ, weise methodische Fehler auf und werde von dem designierten AOK-Bundesverbandschef Jürgen Graalmann dann auch noch falsch interpretiert. So seien von bundesweit über 135.000 niedergelassenen Haus- und Fachärzten gerade einmal 300 befragt worden.

(Pressemitteilung der FALK-KVen, 9. September)

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___Kompakt - Aus den Verbänden___

Bundesverband Deutscher Internisten kommentiert Versorgungsstrukturgesetz

Der Bundesverband Deutscher Internisten (BDI) hat das geplante Versorgungsstrukturgesetz gelobt. Der vorliegende Kabinettsentwurf sei seit langem der erste Versuch einer Bundesregierung, notwendige strukturverändernde Maßnahmen normativ zu verankern. Der Gesetzgeber habe darin die Notwendigkeit erkannt, die Sicherstellung der ambulanten ärztlichen Versorgung, das vertragsärztliche Vergütungssystem sowie die Flexibilisierung der ärztlichen Berufsausübung zu überarbeiten.

Mit diesem Entwurf nicht realisierbar seien dagegen die nachhaltige Verbesserung der Versorgungssituation für Patienten und die Bekämpfung des Ärztemangels, kritisierte der Verband. Konkrete Nachbesserungsvorschläge machte der BDI zur Sicherstellung der ambulanten ärztlichen Versorgung, zur spezialärztlichen Versorgung sowie in den Bereichen Telemedizin, Zulassungsrecht, Regionalisierung und Arzneimittelregresse.

(Pressemitteilung des BDI, 14. September)


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Vertrauensstelle soll sektorenübergreifende Qualitätssicherung voranbringen

Der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) hat einer IT-Firma den Zuschlag für den Aufbau einer unabhängigen Vertrauensstelle für die Pseudonymisierung von Patientendaten erteilt. Durch diese Methode ließen sich verschiedene Datensätze desselben Patienten aus unterschiedlichen Behandlungsorten, Sektoren und Behandlungszeiten zusammenführen, sagte Dr. Josef Siebig, unparteiisches Mitglied im GBA und Vorsitzender des zuständigen Unterausschusses. Die Daten werden nach Weiterleitung des Pseudonyms an die Bundesauswertungsstelle gelöscht. Eine Identifikation von Patienten sei damit ausgeschlossen. Die Vertrauensstelle soll im Januar 2012 ihre Arbeit aufnehmen.

(Pressemitteilung des GBA, 8. September)


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Quelle:
Newsletter KBV-Kompakt Nr. 34 vom 14. September 2011
Herausgeber: Kassenärztliche Bundesvereinigung
Impressum: http://www.kbv.de/8.html
Redaktion: Dezernat Kommunikation der KBV
Telefon: 030 / 4005 - 2203, Fax: 030 / 4005 - 27 2203
E-Mail: info@kbv.de
Internet: www.kbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. September 2011