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KASSEN/864: Kurznachrichten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 21.03.2012 (KBV)


KBV-Kompakt Nr.12 - Kurznachrichten aus der KBV vom 21. März 2012


→  Debatte um die Praxisgebühr geht weiter
→  GKV-Überschüsse: "Weihnachten ist vorbei"
→  KV Niedersachsen: IGeL
→  KV Baden-Württemberg: Nein zum Patientenbegleitbrief
→  ZI: Nachholbedarf in der Vergütung der Vertragsärzte
→  BÄK und Hartmannbund verteidigen PKV
→  ZI-Studie: Ärztliche Leistungen werden "exportiert"
→  Fachkommission soll Anreize im Gesundheitswesen schaffen

Raute

___Kompakt - Aus KBV und KVen___

Debatte um die Praxisgebühr geht weiter

Die KBV hat sich in die aktuelle Diskussion um die Praxisgebühr eingeschaltet. Der Vorstandsvorsitzende der KBV, Dr. Andreas Köhler, fordert eine Abschaffung der Gebühr in ihrer jetzigen Form. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz hat sich ebenfalls zu dem Thema geäußert und für eine Abschaffung oder Änderung ausgesprochen. Am Montag dementierte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) Medienberichte, nach denen die Koalition bereits eine Entscheidung getroffen habe und die Praxisgebühr beibehalten werden solle.

(Pressemitteilung der KBV, 15. März; Pressemitteilung der KV Rheinland-Pfalz, 20. März; Ärzte Zeitung online, 19. März)


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GKV-Überschüsse: "Weihnachten ist vorbei"

Die Überschüsse der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gehören in die Versorgung. Das hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Baden-Württemberg gefordert. Der Vorstandsvorsitzende der KV, Dr. Norbert Metke, sagte dazu: "Die Diskussion, die derzeit geführt wird, ist völlig absurd. Die Beiträge der Versicherten sind doch nicht dafür da, den Bundeshaushalt zu sanieren. Weihnachten ist vorbei. Damit sollte auch das Wunschzetteldenken, wie man werbewirksam mit den GKV-Überschüssen umgehen könnte, ein Ende haben."

(Pressemitteilung der KV Baden-Württemberg, 16. März)


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KV Niedersachsen: IGeL

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Niedersachsen hat die SPD-Pläne zur Eindämmung von Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) kritisiert. Der Vorschlag der SPD sieht beispielsweise vor, dass Ärzte auf Praxis-Plakaten darüber informieren sollen, warum eine angebotene IGeL nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung steht.

(Pressemitteilung der KV Niedersachsen, 16. März; Ärzte Zeitung online, 8. März)


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KV Baden-Württemberg: Nein zum Patientenbegleitbrief

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Baden-Württemberg hat sich gegen Pläne der Gesundheitsministerin aus Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer, gestellt. Sie möchte, dass Patienten nach jeder Behandlung einen verständlichen Patientenbegleitbrief erhalten. Die KV sieht darin keine Verbesserung der Versorgung und hat ausgerechnet, dass dadurch Kosten von 6 Milliarden Euro plus 400 Millionen für Porto entstehen würden.

(Pressemitteilung der KV Baden-Württemberg, 15. März)

Raute

___Kompakt - Aus den Verbänden___

ZI: Nachholbedarf in der Vergütung der Vertragsärzte

Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (ZI) hat zwischen 2006 und 2008 über 4.000 Ärzte zu ihrer wirtschaftlichen Situation befragt. Das Ergebnis des sogenannten ZI-Praxis-Panels (ZIPP): Die Vergütung der Leistungen, die niedergelassene Ärzte für gesetzlich Versicherte erbringen, entspricht nicht den Kriterien, die der Kalkulation der Gebührenordnung zugrunde gelegt wurden. "Der Einheitliche Bewertungsmaßstab geht davon aus, dass ein Arzt bei 51 Wochenstunden durchschnittlich rund 105.000 Euro Überschuss erreichen kann. Tatsächlich werden nur knapp 92.000 Euro erreicht. Es besteht somit ein Nachholbedarf von 13 Prozent", erklärte Dr. Andreas Köhler, Vorstandvorsitzender des ZI und der KBV. Das entpreche einer Forderung von 3,5 Milliarden Euro, sagte Köhler. Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung wies diese Forderungen zurück. "Nach jahrelangen Honorarsteigerungen sollten die Ärztevertreter ihre Kreativität für die Verbesserung der Patientenversorgung einsetzen, statt sich vor allem mit ihrer eigenen Honorarversorgung zu beschäftigen", betonte Verbandsvize Johann-Magnus von Stackelberg.

(Pressemitteilung des ZI, 19. März; Tagesspiegel vom 20. März)


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BÄK und Hartmannbund verteidigen PKV

Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK) und Dr. Klaus Reinhardt, Vorsitzender des Hartmannbundes, haben kritisiert, dass das System der privaten Krankenversicherung (PKV) in Frage gestellt wurde. Doris Pfeiffer, Vorsitzende des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), hatte das Geschäftsmodell der PKV als "auf Dauer nicht tragfähig" bezeichnet. Eine Zweiklassenmedizin sei durch das Zwei-Säulen-System von GKV und PKV bisher vermieden worden, hob Montgomery hervor. Der Wettbewerb der Systeme müsse durch eine Modernisierung der GKV und eine Stärkung der PKV stabilisiert werden. Reinhardt sprach sich für das PKV-System aus, da es auf Nachhaltigkeit und Demographiefestigkeit durch Rückstellungen setze.

(Pressemitteilung der BÄK, 15. März; Pressemitteilung des Hartmannbundes, 21. März)


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ZI-Studie: Ärztliche Leistungen werden "exportiert"

Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (ZI) hat im Versorgungsatlas [1: http://www.versorgungsatlas.de/] eine neue Studie veröffentlicht. Diese hat ergeben, dass in Landkreisen oder kreisfreien Städten etwa ein Fünftel der ärztlichen Versorgungsleistungen für Patienten aus dem Umland erbracht werden. Die stärkste so genannte Mitversorgungsfunktion nimmt Wismar mit 83 Prozent "exportierter" Leistungen ein. Stuttgart (28 Prozent) und Frankfurt (26 Prozent) sind die Spitzenreiter unter den Metropolen. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Bremen teilte mit, dass 19,4 Prozent der Bremer Patienten aus einem anderen Bundesland kommen, um ärztliche Spezialisten aufzusuchen. Trotzdem sei der Verdienst der Vertragsärzte geringer als bei ihren Kollegen.

(Pressemitteilung des ZI, 15. März; Pressemitteilung der KV Bremen, 20. März)


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Fachkommission soll Anreize im Gesundheitswesen schaffen

Die Heinrich-Böll-Stiftung hat eine Fachkommission zum Thema "Mehr Gesundheitseffizienz: Von der Kranken- zur Gesundheitsversicherung - neue Anreiz- und Steuerungsstrukturen im Gesundheitswesen" eingesetzt. Sie solle ermitteln, wie die Anreize im Gesundheitswesen gesetzt werden müssen, damit das System aus sich selbst heraus mehr Gesundheit zu vertretbaren Kosten hervorbringt. Die Ergebnisse sollen im Februar 2013 veröffentlicht werden.

(Pressemitteilung der Heinrich-Böll-Stiftung, 16. März)

[1]: http://www.versorgungsatlas.de/


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Quelle:
Newsletter KBV-Kompakt Nr. 12 vom 21. März 2012
Herausgeber: Kassenärztliche Bundesvereinigung
Impressum: http://www.kbv.de/8.html
Redaktion: Dezernat Kommunikation der KBV
Telefon: 030 / 4005 - 2203, Fax: 030 / 4005 - 27 2203
E-Mail: info@kbv.de
Internet: www.kbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. März 2012