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MELDUNG/391: Immer mehr Hebammen geben Geburtshilfe auf (Kreis Borken)


Kreis Borken - Pressemitteilung von Montag, 24. September 2012

Immer mehr Hebammen geben Geburtshilfe auf

Berufsverband erläuterte im Arbeitskreis Gleichstellung des Kreistages Konsequenzen gestiegener Haftpflicht-Prämien



Kreis Borken. Die Beiträge, die Hebammen zur Berufshaftpflicht zahlen müssen, sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Welche Konsequenzen das insbesondere für selbstständige Hebammen hat, darüber hat sich jetzt der Arbeitskreis Gleichstellung des Kreistages informiert. Die Situation schilderten die Kreisvorsitzende des Hebammenverbandes, Andrea Wynk aus Ahaus, und ihre Stellvertreterin Andrea Kuper aus Bocholt.

Die Haftpflichtprämie sei von 404 Euro im Jahr 2000 auf 4242,50 Euro in 2012 angestiegen, erklärten die beiden Hebammen. Die Versicherungen begründeten die hohen Beiträge mit dem hohen Anstieg der Schadensersatzansprüche in Einzelfällen. Dabei werde hinsichtlich der Höhe der Prämie kein Unterschied zwischen einer vollzeitbeschäftigten und einer teilzeitbeschäftigten Hebamme gemacht.

Viele Frauen, so die Referentinnen, schätzten die Unterstützung einer selbst gewählten Hebamme vor, während und nach der Geburt. Dies sei durch die gestiegenen Sätze für die Berufshaftpflicht inzwischen aber häufig nicht mehr möglich. Denn viele freiberufliche Hebammen hätten das Kernstück ihres Berufs, die unmittelbare Geburtshilfe, wegen der gestiegenen Prämien aufgeben müssen. Sie hätten nicht die Möglichkeit, die finanzielle Mehrbelastung auszugleichen. Denn die Gebühr für eine Hausbesuch habe sich nur geringfügig verbessert: Von 24,50 Euro im Jahr 2006 erfolgte eine Anhebung auf 27,08 Euro in 2012. Nach einer vom Gesundheitsministerium in Auftrag gegebenen und im Mai dieses Jahres veröffentlichten Studie betrage der durchschnittliche Stundenlohn einer freiberuflichen Hebamme 7,48 Euro.

Die Folge: Die Hebammen konzentrierten sich stärker auf die Vor- und Nachsorge und gingen Zusatztätigkeiten nach. So eröffneten einige Hebammen sogenannte "Hebammenläden" oder ließen sich zur Familienhebamme ausbilden. Hier gebe es zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten über die Jugendhilfe. Nicht selten aber entschlössen sich Hebammen aufgrund ihres geringen Verdienstes dazu, ihren Beruf an den Nagel zu hängen und das trotz drohender Versorgungslücken - insbesondere in den Krankenhäusern.

Die Hebammen aus dem Kreis Borken fordern wie ihr Bundesverband unter anderem eine angemessene Vergütung unter Berücksichtigung der steigenden Kosten und die Einrichtung eines steuerfinanzierten Fonds für Haftpflichthärtefälle.

Die Mitglieder des Arbeitskreises Gleichstellung zeigten sich beeindruckt vom Bericht der Hebammen. Sie sicherten zu, das Thema weiter in die Politik zu tragen. Bereits terminiert ist ein Gespräch mit dem gesundheitspolitischen Sprecher der CDU-Fraktion im Bundestag, Jens Spahn.

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Quelle:
Kreis Borken
Pressemitteilung von Montag, 24. September 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. September 2012