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MELDUNG/575: "Wir brauchen mehr Ärzte denn je!" (LÄK Baden-Württemberg)


Landesärztekammer Baden-Württemberg - 17.07.2014

"Wir brauchen mehr Ärzte denn je!"

Der Baden-Württembergische Ärztetag analysiert die Struktur und Verfügbarkeit künftiger medizinischer Versorgung und berät, wie dem Ärztemangel begegnet werden kann.



"Auch wenn jährlich rund 10.000 Medizinstudenten ihr drittes Staatsexamen ablegen und approbiert werden - für die künftige ärztliche Versorgung reicht diese Zahl nicht aus", warnt Dr. Ulrich Clever, Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg. Als wichtigste Gründe für den Ärztemangel nennt er die zunehmende Alterung der Gesellschaft und die Verbesserung der medizinischen Möglichkeiten. "Deshalb brauchen wir mehr Ärzte denn je! Auch wenn die Ärztezahlen objektiv steigen, so nimmt der ärztliche Arbeitszeitaufwand tatsächlich noch schneller und unverhältnismäßig stärker zu", lautet die Analyse des Kammerpräsidenten. Wartezeiten, wie sie Patienten tagtäglich in Praxen und Kliniken erlebten, seien vielfach auf den zunehmenden Ärztemangel zurückzuführen.

Vor diesem Hintergrund findet der diesjährige Baden-Württembergische Ärztetag am Samstag, 26. Juli 2014 im Konzerthaus Freiburg statt. Er steht unter dem Motto "Ärztin 2.0 und Arzt 2.0". Diese Begriffe stehen nach Dr. Clevers Worten für den Versuch, den Wünschen und Idealen von Bürgern und Medizinern näherzukommen, andererseits aber den Herausforderungen der digitalisierten Realität unserer modernen Welt entsprechen zu können. "Darum herum bestehen allerdings sehr enge juristische, finanzielle und strukturelle Grenzen, um nur einige der wichtigsten Rahmenbedingungen zu nennen", sagt der oberste Vertreter von über 63.000 Ärztinnen und Ärzten im Südweststaat. Und weiter: "Eine Herausforderung dieser Art hat es an eine nachrückende Ärztegeneration so noch nie gegeben. Keiner könnte behaupten, er oder sie wisse, wie das alles sich auswirkt, beispielsweise auf die Struktur und Verfügbarkeit künftiger ärztlicher Versorgung unserer Bevölkerung."

Die Ärzteschaft wird bei ihrer Freiburger Tagung die aktuellen und sich abzeichnenden Probleme gemeinsam mit Politik, Krankenkassen, Wissenschaft, Patienten und zahlreichen weiteren Partnern analysieren und künftige Maßnahmen diskutieren. Neben gestandenen Ärztinnen und Ärzten kommt dabei auch der ärztliche Nachwuchs zu Wort.

Jüngere Ärztinnen und Ärzte legen ihrer Berufstätigkeit heutzutage allerdings eine andere Work-Life-Balance zugrunde: "Gesundes, menschliches und familienfreundliches Arbeiten steht bei ihnen im Vordergrund. Selbstausbeutung war gestern. Viele berufserfahrene Mediziner konnten zu Beginn ihrer Laufbahn vor 20 oder 30 Jahren von solchen Bedingungen nur träumen", weiß Kammerchef Dr. Clever. Beim Konkurrenzkampf der Krankenhäuser um die Köpfe könne inzwischen nur derjenige punkten, der flexible Arbeitsmodelle und gesunde Arbeitsbedingungen biete.

Dennoch verließen von 2001 bis 2011 rund 3000 Ärztinnen und Ärzte im besten Berufsalter Baden-Württemberg, um im Ausland (vorwiegend Skandinavien, Schweiz und angloamerikanische Länder) tätig zu werden. Sie wollten die Rahmenbedingungen für ihre Berufsausübung in der Heimat nicht mehr akzeptieren. "Mehr Zeit für die Patienten haben", war einer der wichtigsten Gründe für ihre Abwanderung. "Es geht dabei aber beispielsweise auch um Zeit zum Wissenserwerb und Zeit zum Nachdenken über ethische Fragen im Arztberuf. Von überbordender Bürokratie und nicht ausreichender Personalausstattung ganz zu schweigen", betont Dr. Clever.

Derartige Themen wollen der Kammerpräsident und seine Vorstandskollegen von der Landesärztekammer Baden-Württemberg gezielt in die Beratungen des Ärztetags einfließen lassen. Im Austausch aller Partner und vor allem auch in der Begegnung verschiedener Ärztegenerationen sieht er die Chance, die Anforderungen an den künftigen Arztberuf neu zu vermessen und hierzu einen breiten innerärztlichen und gesellschaftlichen Konsens zu erzielen. Dr. Clevers erklärtes Ziel: "Wir wollen den Ärztemangel möglichst schnell überwinden, um die Patienten weiterhin gut versorgen zu können."


Der Baden-Württembergische Ärztetag ist öffentlich, die Teilnahme kostenfrei. Er findet statt am 26. Juli 2014 von 10.00 bis ca. 13.00 Uhr im Konzerthaus Freiburg. Das Programm der Veranstaltung ist zu finden unter:
www.aerztekammer-bw.de/aerztetag

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Quelle:
Landesärztekammer Baden-Württemberg
Ärztliche Pressestelle
Jahnstr. 38a, 70597 Stuttgart
Telefon: 07 11 - 769 89 99, Fax: 07 11 - 76 45 23
E-Mail: presse@aerztekammer-bw.de
Internet: www.aerztekammer-bw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Juli 2014