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STELLUNGNAHME/207: Klinikschließungen - Pflegefachpersonal steht im Vordergrund (DBfK)


Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Nordwest e.V. - 15.07.2019

Bettenabbau stützt Patientensicherheit


Zu der Diskussion über die Schließung von Kliniken in Deutschland nimmt der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Nordwest e.V. - auch angesichts einer jüngst von der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft veröffentlichten Position - wie folgt Stellung:

Die aktuelle Diskussion über die Frage der notwendigen Anzahl von Kliniken in Deutschland ist lange überfällig.

Die Patientensicherheit leidet derzeit an einer über die verfügbaren Personalressourcen hinweg aufgeblähten Krankenhauslandschaft.

Die Menschen kommen wegen der Pflege in das Krankenhaus - wäre der Pflegebedarf in Zusammenhang mit der medizinischen Behandlung entbehrlich, könnte die Versorgung auch ambulant in einer Praxis erfolgen. Die Personalpolitik der Krankenhäuser hat dem in Jahrzehnten keine Rechnung getragen.

Es ist auch Teil der Wahrheit, dass die Qualität der medizinischen Versorgung nicht gehalten werden kann, wenn das Pflegefachpersonal nicht zur Verfügung steht - da helfen auch keine Überlegungen, andere Berufsgruppen in die Pflege zu bringen.

In den Krankenhäusern ist über Jahrzehnte verpasst worden, für eine gute Personalausstattung bei Pflegefachpersonen zu sorgen - vielmehr wurden in vielen Krankenhäusern sogar alle Register gezogen, Pflegepersonal abzubauen.

Die Folgen dieser Personalpolitik sind jetzt allgegenwärtig:
Dienstpläne können nicht eingehalten werden, dringend nötige Freizeitausgleiche werden den Pflegefachpersonen kurzfristig versagt, angestellte Pflegefachpersonen wechseln in die Zeitarbeit und müssen von den Krankenhäusern anschließend teuer dort wieder ausgeliehen werden.

Die Pflegepersonaluntergrenzen schützen das verbliebene Pflegefachpersonal davor, endgültig auszubrennen.

Dass die Pflegepersonaluntergrenzen als unflexibel wahrgenommen werden, liegt auch daran, dass die mit der Erstellung beauftragten Selbstverwaltungsorgane kein tragfähiges Konzept vereinbaren konnten und schließlich der Bundesgesundheitsminister die Notbremse gezogen hat. Die Pflegepersonaluntergrenzen sind in der vorliegenden Form nicht ausreichend, bleiben aber angesichts der Unfähigkeit der Selbstverwaltungsorgane eine alternativlose Notwendigkeit.

Die Gesellschaft sollte sich für eine Diskussion öffnen, die sich auch der Frage zuwendet, welche Versorgungsstruktur wirklich nötig ist, um eine gute medizinische Behandlung zu ermöglichen. Pflegende können da einiges mehr anbieten als ihnen im Moment zugetraut wird. Dafür gibt es zahlreiche gut funktionierende Beispiele - zumindest überall dort, wo Besitzstandswahrung und Partikularinteressen überwunden wurden.

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Quelle:
Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Nordwest e.V.
Geschäftsstelle
Lister Kirchweg 45, D-30163 Hannover
Telefon 0511/69 68 44-0, Telefax 0511/69 68 44-299
E-Mail: presse-nordwest@dbfk.de
Internet: www.dbfk.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Juli 2019

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