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AUSLAND/1498: Amazonasgebiet - Isolierte Indigene sterben an Schweinegrippe-Epidemie (Survival)


"Survival International" - Deutsche Sektion - 4. November 2009

Isolierte Indigene im Amazonasgebiet sterben in Folge der Schweinegrippe-Epidemie


Sieben Mitglieder der in Venezuela lebenden Yanomami [1] sind in den letzten zwei Wochen, nach dem mutmaßlichen Ausbruch der Schweinegrippe, gestorben. Es wird angenommen, dass sich weitere 1.000 Yanomami mit dem Schweinegrippevirus infiziert haben.

Die venezolanische Regierung hat das Gebiet absperren lassen und medizinische Hilfe in die Region gesandt, damit die Yanomami medizinisch versorgt werden. Das Regionalbüro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat bestätigt, dass es sich um Schweinegrippe handelt.

Es besteht die Gefahr, dass sich die Epidemie im gesamten Gebiet der Yanomami ausbreitet und zahlreiche Mitglieder des indigenen Volkes der Krankheit zum Opfer fallen werden.

Mit ungefähr 32.000 Mitgliedern sind die Yanomami das größte, an der venezolanisch-brasilianischen Grenze, relativ isoliert lebende Volk im Amazonas-Regenwald. Auf Grund ihrer isolierten Lebensweise verfügt ihr Immunsystem kaum über Resistenzen gegenüber eingeschleppten Krankheiten wie der Grippe.

Als in den 1980 - 90ern Goldminenarbeiter [2] in das Land der Yanomami in Brasilien eindrangen, starb ein Fünftel der Bevölkerung an eingeschleppten Krankheiten wie der Grippe oder Malaria. Das Überleben des Volkes konnte damals nur durch eine internationale Kampagne, die von den Yanomami selbst, Survival International [3] und der Pro Yanomami Commission geleitet wurde, sichergestellt werden.

Die Gesundheitsfürsorge ist generell auf beiden Seiten der Grenze unzulänglich. Viele Yanomami Gemeinden haben keinen Zugang zu einer grundlegenden Gesundheitsfürsorge und das bergige, dicht bewaldete Gebiet stellt eine enorme Herausforderung für die Bereitstellung von Notfallmedizin dar.

Die Heimat der Yanomami befindet sich auf der Grenze zwischen dem nördlichen Brasilien und dem südlichen Venezuela und ist damit das größte indigene Gebiet in einem tropischen Regenwald auf der Welt.

Im letzten Monat veröffentlichte Survival einen Bericht [4], in dem darauf aufmerksam gemacht wurde, dass die Schweinegrippe eine besondere Gefahr für die indigenen Völker dieser Welt darstellt.

Der Direktor von Survival Stephen Corry sagte: "Die Situation ist kritisch. Beide Regierungen müssen unverzüglich Maßnahmen ergreifen, um die Epidemie zu stoppen und die Gesundheitsfürsorge der Yanomami muss grundlegend verbessert werden. Sollten sie dem nicht nachkommen, werden sehr wahrscheinlich wieder hunderte Yanomami an einer behandelbaren Krankheit sterben. Dies hätte verheerende Auswirkungen auf das unkontaktierte Volk, dessen Bevölkerung sich gerade erst von der Epidemie vor 20 Jahren erholt hat."


Links:
[1] http://www.survival-international.de/stammesvolker/yanomami
[2] http://www.survival-international.de/stammesvolker/yanomami/intruders
[3] http://www.survival-international.de
[4] http://assets.survivalinternational.org/documents/93/Schweinegrippe_Bericht_Survival.pdf


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Quelle:
Pressemitteilung vom 4. November 2009
Survival Deutschland
Haus der Demokratie und Menschenrechte
Greifswalderstr. 4, 10405 Berlin
Telefon: 49 (0)30 72 29 31 08, Fax: 49 (0)30 72 29 73 22
E-Mail: info@survival-international.de
Internet: www.survival-international.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. November 2009