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AUSLAND/1538: Äthiopien - Hohe Rate unsicherer Abtreibungen (DSW)


DSW [news] - April 2010
Deutsche Stiftung Weltbevölkerung

Äthiopien: Hohe Rate unsicherer Abtreibungen

Zugang zu modernen Verhütungsmitteln muss verbessert werden.


Auch vier Jahre nach der Liberalisierung des Abtreibungsrechts in Äthiopien werden nur rund ein Viertel aller Abtreibungen fachgerecht durchgeführt. Das zeigt eine im März veröffentlichte Studie vom Guttmacher Institute und Ipas Äthiopien. Die Autoren der Studie fordern einen deutlich verbesserten Zugang zu modernen Verhütungsmitteln und Familienplanungsangeboten, damit die Zahl der gesamten Abtreibungen sinkt. Denn nur 14 Prozent der äthiopischen Frauen nutzen moderne Verhütungsmittel, was eng mit der hohen Zahl der Abtreibungen zusammenhängt: 42 Prozent aller Schwangerschaften sind ungewollt.

Im Jahr 2008 wurden in Äthiopien etwa 382.000 Abtreibungen durchgeführt. Das entspricht einer Rate von 23 pro 1.000 Frauen zwischen 15 und 44 Jahren. Nur 27 Prozent davon waren legale und sichere Eingriffe in geeigneten Gesundheitseinrichtungen. 58.600 Frauen haben sich 2008 in Äthiopien wegen Komplikationen infolge einer unsicheren Abtreibung nachbehandeln lassen. Obwohl in den letzten Jahren eine Reihe von Fortschritten im äthiopischen Gesundheitssystem zu beobachten waren, gibt es vor allem auf dem Land immer noch zu wenige Gesundheitszentren und -stationen, in denen ein solcher Eingriff durchgeführt werden kann. "Zudem", gibt Hailemichael Gebreselassie, einer der Mitautoren der Studie, zu bedenken, "wissen viele Frauen - und auch das medizinische Fachpersonal - oft nicht um die neuen gesetzlichen Möglichkeiten." Seit 2005 ist eine Abtreibung in Äthiopien unter folgenden Umständen legal: Vergewaltigung, Inzest, Schädigung des Fötus' sowie Lebensgefahr für Mutter und/oder Kind. Eine Abtreibung ist auch dann legal, wenn die Mutter das Kind nicht großziehen kann, weil sie minderjährig oder geistig behindert ist.


Quellen: Guttmacher Institute, 13. April 2010,
International Perspectives on Sexual and Reproductive Health,
Vol. 36, Nr. 1, März 2010, S. 6-15,
sowie International Perspectives on Sexual and Reproductive Health,
Vol. 36, Nr. 1, März 2010, S. 16-25.



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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Mai 2010