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ARTIKEL/1105: Die wirtschaftliche Bedeutung des Gesundheitswesens wächst (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 1/2010

Gutachten des Bundeswirtschaftsministeriums

Die wirtschaftliche Bedeutung des Gesundheitswesens wächst


Der Beitrag von Gesundheit und Pflege zum Wirtschaftswachstum in Deutschland ist größer als bislang angenommen.

Das Gutachten geht davon aus, dass unter den richtigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen der Anteil der sogenannten Gesundheitswirtschaft (einschließlich der Pflege) am Bruttoinlandsprodukt von heute etwa zehn Prozent auf fast 13 Prozent im Jahr 2020 wachsen wird und dass sich die Zahl der in diesem Sektor beschäftigten Menschen im gleichen Zeitraum von rund fünf auf sieben Millionen erhöht.

"Die wichtigsten Wachstumstreiber sind neben der demografischen Alterung das stetig zunehmende Gesundheitsbewusstsein und der Export", sagte Ernst Burgbacher, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. Die Ergebnisse des Ministeriums bestätigen ein vom Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa) in Auftrag gegebenes Gutachten des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zum volkswirtschaftlichen Nutzen der Pflege. Nach Angaben des BMWi beliefen sich die Gesundheitsausgaben im Jahr 2007 auf 253 Milliarden Euro; annähernd 30 Milliarden Euro davon entfielen auf die Pflege.

Es wäre aber falsch, nur in der Kategorie der finanziellen Belastung zu denken, ohne die vorhandenen Potenziale von Gesundheit und Pflege zu sehen, betonte Burgbacher: "Ärzte wie Pflegepersonal erbringen Dienstleistungen in verschiedensten Gesundheitsbereichen. Die Beschäftigung im Pflegesektor ist nicht nur entsprechend stabil, sondern steigt stetig an, bei den privaten Trägern sogar um 51 Prozent zwischen 2001 und 2007. In der aktuellen wirtschaftlichen Situation ist der Pflegemarkt, ebenso wie die gesamte Gesundheitswirtschaft, ein wertvoller Stabilisierungsfaktor. Seine Bedeutung wird weiter wachsen."

Dass das Bundeswirtschaftsministerium die Bereiche Gesundheit und Pflege künftig noch intensiver begleiten will, macht auch die Gründung eines "Arbeitsstabs Gesundheitswirtschaft" im eigenen Hause deutlich. Der bpa, der bundesweit über 6.200 private Pflegeeinrichtungen vertritt, begrüßte den neuen Schwerpunkt ausdrücklich. Bpa-Präsident Bernd Meurer sagte: "Wir sind hoch erfreut darüber, dass die Pflege insgesamt nicht länger als reiner Kostenfaktor diskutiert wird, sondern als das, was sie ist - ein wirtschaftliches und soziales Innovationsthema. Bundesminister Rainer Brüderle und sein Ministerium beglückwünschen wir zu diesem politischen Ansatz und möchten ihn bitten, dass die erfolgreiche Arbeit im Bereich der Gesundheits- und Pflegewirtschaft fortgesetzt wird. Dazu bieten wir unsere volle Unterstützung an."

Aktuell fördert das BMWi verschiedene Projekte in diesem Bereich. Als Beispiel für eine gelungene Kooperation zwischen medizinischen und pflegerischen Dienstleistungen wurde das Projekt "Partnership for the heart" genannt. Ziel dieses Modells ist es, ein System zu entwickeln, mit dem wichtige Vitaldaten per Funk an rund um die Uhr besetzte Versorgungszentren übermittelt werden, sodass bei Bedarf jederzeit eingegriffen werden kann.

Die Bedeutung der Pflege für die Gesamtwirtschaft im Land unterstrich der bpa mit folgenden Daten:

  • 0,8 Millionen Menschen sind in der Pflege beschäftigt.
  • 0,54 Millionen Pflegebedürftige werden zu Hause versorgt.
  • 0,7 Millionen Pflegebedürftige werden in Pflegeheimen betreut.
  • 2,7 Milliarden Euro Lohnsteuer zahlen die in der Pflege Beschäftigten an den Fiskus.
  • 6,5 Milliarden Euro zahlen die Arbeitgeber und Arbeitnehmer der Pflegedienstleister in die deutschen Sozialkassen.
  • 43.763 Ausbildungsplätze stellt die Pflegelandschaft in Deutschland.
  • 18 Milliarden Euro betragen die jährlichen Heimentgelte. Hiervon leisten die Pflegebedürftigen ca. 6,5 Milliarden Euro an privaten Zuzahlungen.

(PM/Red.)

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Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 1/2010 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2010/201001/h100104a.htm

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www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Januar 2010
63. Jahrgang, Seite 55
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
Redaktion: Dr. Franz Bartmann (V.i.S.d.P.)
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. März 2010

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